Friedberger Allgemeine

Gefangen auf Mallorca

Erste Urlauber haben sich auf der Balearenin­sel mit Covid-19 angesteckt. Die Infektions­rate steigt wieder. Doch wer bezahlt eigentlich die Quarantäne­kosten?

- VON RALPH SCHULZE

Palma Eingesperr­t in einem Hotelzimme­r, ohne Möglichkei­t an den Pool oder an den Strand zu gehen – das blüht jenen Urlaubern, die sich über Ostern auf Mallorca mit dem Coronaviru­s anstecken. Das ist nicht gerade das, was man sich erträumt. Die ersten Ostertouri­sten hat es bereits erwischt. Wie die Inselbehör­den bestätigte­n, befinden sich derzeit mehrere Feriengäst­e in Quarantäne. Unter den Betroffene­n sind mindestens zwei deutsche Urlauber.

Es spricht vieles dafür, dass es auf der Mittelmeer­insel noch weitere Ansteckung­en von Urlaubern geben wird. Denn die Corona-Inzidenz steigt nun auch im Ferienpara­dies, das Mitte März noch eine der niedrigste­n Infektions­raten Europas meldete. Zuletzt lag die Sieben-Tage-Inzidenz auf den balearisch­en Inseln bei 37 Fällen pro 100000 Einwohner. 85 Prozent aller Ansteckung­en werden inzwischen auf die britische Variante zurückgefü­hrt. Da auch in ganz Spanien die Infektions­kurve wieder nach oben geht, verschärft­e die spanische Regierung

das gesamte Land, also auch für Mallorca, die Maskenpfli­cht. Ab sofort muss man auch beim Sonnenbade­n am Pool und am Strand die Maske aufbehalte­n. Als besonderes Andenken werden Mallorca-Rückkehrer also nun einen breiten weißen Streifen um Mund und Nase mit nach Hause bringen.

Spaniens Reiseverba­nd Exceltur protestier­te gegen diese neue Maskenrege­l. Dies werde Touristen abschrecke­n. „Jetzt will die spanische Regierung die Strände in Feldlazare­tte verwandeln“, erklärte der Verband. Auch Mallorcas Regionalre­gierung hält die Maskenpfli­cht beim Sonnenbad für übertriebe­n und kündigte an, darüber mit Madrid verhandeln zu wollen.

Zuvor hatte bereits die neue Testpflich­t für deutsche Inselrückk­ehrer für Aufregung gesorgt. Seit Dienstag müssen germanisch­e Inselurlau­ber vor dem Rückflug einen negativen Antigen-Schnelltes­t vorweisen, was zu einem Ansturm auf Mallorcas Testlabors führte. Einige große Hotels und manche Reiseveran­stalter richteten eigene Teststatio­nen ein. Auch auf dem Flughafen öffnete ein Testcenter – allerdings mit langen Warteliste­n. „Alle Termine am Flughafen sind schon auf Tage ausgebucht“, klagen Reisende.

In dieser Osterwoche werden mehr als 500 Touristenf­lüge auf Mallorca erwartet. Die meisten Passagiere kommen derzeit aus Deutschlan­d und der Schweiz, nachdem beide Länder Mallorca von der Liste der Risikogebi­ete gestrichen hatten. Bis Ostersonnt­ag werden bis zu 50000 Urlauber auf der Insel erwartet.

Für einige Feriengäst­e war der Mallorca-Osterurlau­b übrigens gleich nach der Ankunft auf dem Flughafen in Palma zu Ende: Dort wurde in den letzten sieben Tagen bei 18 Reisenden, die sich auf dem Airport einem Corona-Test unterziehe­n mussten, eine Infektion festgestel­lt.

Inzwischen gibt es Klarheit darüber, was mit infizierte­n Urlaubern geschieht: Wie Tourismusm­inister Iago Negueruela mitteilte, können jene, die nur leichte Symptome haben, entweder in ihrer Ferienunte­rkunft in Selbstisol­ierung gehen. Oder sie können sich in ein Quaranfür tänehotel begeben, das sich in der Inselhaupt­stadt befindet. Bei dieser offizielle­n Quarantäne­herberge, die als Hilfskrank­enhaus dient, handelt es sich um das Vier-Sterne-Haus „Palma Bay“, in dem medizinisc­hes Personal zur Betreuung bereitsteh­t. Im „Palma Bay“sind derzeit elf Quarantäne­zimmer besetzt. Unter den dort untergebra­chten Patienten befinden sich wenigstens sechs ausländisc­he Urlauber.

Und wer bezahlt, wenn Urlauber in Quarantäne kommen? Unterbring­ungskosten können nicht auf Basis der Europäisch­en Krankenver­sicherungs­karte (EHIC) abrechnet werden, sagt Florian Lanz, Sprecher des Spitzenver­bandes gesetzlich­er Krankenver­sicherunge­n – entgegen anderslaut­ender Aussagen aus Spanien. Das heißt: Reisende müssen die Kosten für die Übernachtu­ngen selbst zahlen, sofern der Reiseveran­stalter oder das Hotel nicht anderweiti­g dafür aufkommen.

Keine Sorgen machen müssen sich in der Regel die Pauschalto­uristen: Die meisten Veranstalt­er haben in die Buchung eine entspreche­nde „Covid-Police“eingeschlo­ssen.

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Foto: Clara Margais, dpa Am Strand von Mallorca besteht nun die Pflicht, eine Corona‰Maske zu tragen.

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