Friedberger Allgemeine

Sie nehmen die Welt anders wahr

Freitag ist Welt-Autismus-Tag. Heute erfährst du mehr über diese Behinderun­g

- VON LAURA SAUER

Die Uhr tickt. Draußen zwitschern Vögel. Die Klassenkam­eraden unterhalte­n sich. Jemand klackert mit einem Kugelschre­iber. Und eigentlich redet die Lehrerin. Vermutlich hören alle der Lehrerin zu und blenden den Rest der Geräusche mehr oder weniger aus. Autisten fällt genau das schwer. Sie hören alle Geräusche gleich laut und können unwichtige nicht ausblenden. Dann ist es sehr anstrengen­d, die Stimme des Lehrers überhaupt noch wahrzunehm­en. Freitag ist der Welt-AutismusTa­g. Daher erfährst du heute mehr über eine Form des Autismus.

Was ist Asperger Autismus? Asperger Autismus ist die leichteste Form des Autismus. Es ist eine unsichtbar­e Behinderun­g. Man sieht Menschen nicht an, ob sie Autisten sind. Oft merkt man es Autisten auch nicht (sofort) an. Das führt dazu, dass Autisten oft auf Unverständ­nis treffen oder für unhöflich oder unerzogen gehalten werden. Asperger Autisten sind oft sogar überdurchs­chnittlich intelligen­t.

Wie soll man mit Freunden, Geschwiste­rn, Klassenkam­eraden … mit Asperger Autismus umgehen? Martina Schabert vom Autismusko­mpetenzzen­trum Oberbayern rät vor allem zu eindeutige­r Kommunikat­ion. Viele Autisten tun sich mit Ironie und Redewendun­gen schwer. Also wenn etwas gesagt wird, das gar nicht so gemeint ist. Das kann schnell zu Missverstä­ndnissen führen. Zum Beispiel, wenn ein Autist Redewendun­gen wörtlich

Archiv‰Foto: El Universal/El Universal via ZUMA Wire/dpa

nimmt und nicht weiß, was er machen soll. Etwa bei: „Du willst immer mit dem Kopf durch die Wand.“Außerdem ist es wichtig, Autisten einfach in Ruhe zu lassen, wenn ihnen alles zu viel wird, weil zu viele Reize auf sie einprassel­n. Wie bei allen Menschen, die „anders“sind, ist es auch einfach wichtig zu zeigen, dass man ihn oder sie so mag, wie er ist. cherheit, dass Abläufe lange ge‰ plant sind, sie wissen, was auf sie zukommt, oder bestimmte Din‰ ge immer gleich gemacht wer‰ den. Die Ursachen für Autismus sind noch nicht erforscht. Autis‰ mus wurde bislang zumeist in drei Gruppen unterschie­den: früh‰ kindlicher, atypischer Autismus und Asperger Syndrom. (AZ)

In welchen Bereichen unterschei­den sich Asperger-Autisten und andere Menschen am stärksten? Vielen Autisten fallen eigentlich einfache Aufgaben schwer, wie zum Beispiel, sich anzuziehen oder mit fremden Menschen zu sprechen. Während eigentlich schwere Aufgaben, zum Beispiel schwierige Mathe-Aufgaben, ihnen leichtfall­en. Viele Autisten haben sogenannte Spezialint­eressen.

Das heißt, es gibt ein bestimmtes Thema, das sie total interessie­rt und über das sie sehr viel wissen. Über andere Themen zu reden kann dann schwierig werden.

Welche Stärken haben Asperger Autisten? Eine Stärke ist, dass Asperger Autisten zu logischem Denken neigen, sagt Martina Schabert. Das kann in vielen Situatione­n von Vorteil sein. Allerdings können Autisten dadurch auch gefühlskal­t oder arrogant wirken. Vielen Autisten fällt das Erkennen von Details, Mustern, Unregelmäß­igkeiten und möglichen Fehlern leicht. Es gibt viele wichtige Entdeckung­en, die von Wissenscha­ftlern gemacht wurden, von denen man heute vermutet, dass sie Autisten waren, zum Beispiel Albert Einstein, Charles Darwin oder Leonardo da Vinci. Da es die Diagnose „Asperger Autismus“erst seit 1992 gibt, kann man bei Leuten, die vorher gelebt haben, nur vermuten, ob sie Autisten waren. Menschen, die bekannt gegeben haben, dass sie Autisten sind, sind die KlimaAktiv­istin Greta Thunberg, der Regisseur und Schauspiel­er Anthony Hopkins oder der Pokémonerf­inder Satoshi Tajiri.

Info Wenn du mehr über Asperger Au‰ tismus erfahren möchtest, hier noch ei‰ nige Tipps: In dem Buch „Autismus – Ad‰ lerblick & Tunnelsich­t: Tipps für Kids“von Melanie Matzies‰Köhler wird einfach und anschaulic­h die Welt von Autisten erklärt. In dem Podcast „Wochenend‰ rebell“redet Autist Jason meistens mit seinem Vater über viele verschiede­ne Din‰ ge. Noch mehr Informatio­nen gibt es beim Autismusko­mpetentzen­trum Schwa‰ ben/Oberbayern.

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Mit den blauen Nasen wollten diese Schiris auf Menschen aufmerksam machen, die Autismus haben.

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