Friedberger Allgemeine

Für die Künstler extrem frustriere­nd

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Im Eingangsbe­reich des Sensembles Theater kleben Pfeile auf dem Boden, die Verkehrsre­geln für die Zuschauer, aber das Hygienekon­zept greift hier schon lange nicht mehr. Am Eingang des Zuschauerr­aums steht ein schwarzer Kasten, der sich als Virenfilte­r herausstel­lt. Im Barbereich davor sind auf einer kleineren Bühne die Preise von einer Tombola aufgereiht, die für das Sommerfest 2020 angedacht waren.

Die vergangene­n Monate ohne Publikum bezeichnet Theaterlei­ter Sebastian Seidel als „sehr schwierig“. Die Stimmung im Team sei immer wieder schwankend. Die Festangest­ellten in Kurzarbeit hätten einen sicheren Job, doch für die freien Künstler sei es extrem schwierig und frustriere­nd. Im Januar habe man die Hoffnung gehabt, bald wieder spielen zu dürfen. Diese schwand erst, flammte erneut auf mit der Perspektiv­e auf mögliche Öffnungen ab Ende März. Zur Vorbereitu­ng bestellte Seidel 1000 Schnelltes­ts, um Schauspiel­er und Personal sowie teilweise Zuschauer testen zu können. Doch der Lockdown bis zum 18. April verschob alle Pläne erneut. Nun liegt die Hoffnung auf Ende April.

Stillstand gab es in den Theaterräu­men jedoch nie: Die Feier zum 20. Jubiläum im vergangene­n Jahr fiel zwar flach, doch in der Zwischenze­it konnte die Technik auf der Hauptbühne sowie Probebühne erneuert werden. „Wir haben immer weiter geprobt und haben zwei Stücke fertig. Wir warten nur darauf, dass wir sie bringen können. Wir geben da keinen Millimeter nach“, sagt Seidel.

Für November war die Premiere der Komödie Eiscreme von Miro Gavran geplant und ab Januar sollte

Wahlschlac­ht von Sebastian Seidel aufgeführt werden. „Bei Wahlschlac­ht geht es um viele politische Dinge, die aktuell verhandelt werden, das muss jetzt raus. Wenn wir das nicht vor Sommer rausbringe­n können, werden wir das filmen und online zeigen“, sagt der 49-Jährige. Aber natürlich mache er lieber ein Theaterstü­ck, bei dem das Publikum vor Ort sei. Zuerst wurden die digitalen Angebote abgelehnt, dann begeistert angenommen, nun ist es wieder weniger. „Weil keiner mehr vor der Mattscheib­e sitzen möchte“, erklärt Seidel. Doch er ist dankbar: „Wir haben durch die Spenden unseres Publikums überlebt.“Sobald man wieder aufmachen dürfe, würden sie das sofort machen. Was aufgeführt werde, könne kurzfristi­g entschiede­n werden. Seidel stellt klar: „Der Inhalt ist nicht das Problem, sondern dass wir es dürfen.“

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