Statt Premieren geht es um Hygienekonzepte
Auf den Gängen der Interimsspielstätte des Staatstheaters im Martinipark laufen dem Intendanten des Staatstheaters André Bücker nur vereinzelt Menschen über den Weg. Geprobt wird für das Schauspiel und das Ballett. Musiker und andere kleine Gruppen üben. In den Orchesterproberaum, in dem sonst 70 Musiker spielen, dürfen aktuell nur 35 Personen. Als Bücker den Raum betritt, rücken gerade zwei Sänger den Flügel in eine andere Ecke des Raums, um zu üben. In der Maske sind vier Mitarbeiter, die an Perücken arbeiten. Die Probebühne des Musiktheaters wurde zu einem Studio umfunktioniert, um das Stück „W – eine Stadt sucht ihre Wohnung“über Twitch zu streamen.
Für Bücker waren die vergangenen Monate als Intendant „ziemlich einsam“, wie er es beschreibt, denn: „Das Theater ist eigentlich ein Betrieb, in dem es brummt, ständig was los ist und wahnsinnig viele Menschen aufeinander sind.“Eine ungewohnte Situation für Bücker, doch trotzdem sind seine Tage voll. Anstatt Premieren und Vorstellungen beschäftigt er sich mit Hygienekonzepten, kümmert sich um die etwa 450 Mitarbeiter und die Disposition, um schnellstmöglich wieder spielen zu können. Eine Herausforderung, findet er: „Es gab keine längerfristigen Perspektiven von der Politik als ein paar Wochen. Normalerweise planen wir Jahre im Voraus.“
Doch in den Räumen des Staatstheaters war trotzdem was los: Die Proben liefen eingeschränkt weiter, Bühnenbilder wurde in den Werkstätten für das Sommerprogramm gefertigt, Wartungsarbeiten vorgezogen, aber auch Überstunden abgebaut. „Eine komplexe Planungsgeschichte“, sagt Bücker. Von Januar bis Ende Februar pausierten die Proben im Theater sogar. Die Gesamtsituation sei nicht so gewesen, dass sie normal weiterarbeiten hätten können oder müssen. Es habe keine Perspektive gegeben, wofür man was mache, erklärt Bücker.
Bereits im Dezember habe es die Entscheidung gegeben, dass man erst wieder Mitte April mit den ersten möglichen Veranstaltungen rechne. Doch trotzdem sei man noch zu optimistisch gewesen. „Nun läuft der Betrieb wieder so weit, dass man jetzt auch schneller reagieren könnte“, sagt Bücker. Um den Ticketverkauf macht er sich keine Gedanken: „Die Augsburger wollen in das Theater.“