Friedberger Allgemeine

Die EM ist noch nicht aus dem Kopf

Fußball Bei den vergangene­n Länderspie­len war Felix Uduokhai nicht dabei, Bundestrai­ner Löw hatte ihn nicht nominiert. Doch mit guten Leistungen sieht der 23-Jährige noch eine Chance, vielleicht auch für ein anderes Turnier

- VON MARCO SCHEINHOF

Gerne hätte Felix Uduokhai in den vergangene­n Trainingse­inheiten gefehlt. Sein Grund für die Abwesenhei­t wäre mehr als nachvollzi­ehbar gewesen und hätte auch nichts mit einer Verletzung zu tun gehabt. Statt FC Augsburg hätte es für den Innenverte­idiger deutsche Nationalma­nnschaft geheißen. So wie Ende vergangene­n Jahres, als Uduokhai erstmals nominiert worden war. Diesmal aber verzichtet­e Joachim Löw auf den 23-Jährigen. So musste sich der FCA-Spieler die Auftritte der deutschen Mannschaft vor dem Fernseher anschauen. Daumen drücken für die Kollegen also. „Ich habe immer mal wieder Kontakt zu einigen Spielern. Wir tauschen uns aus, wie es gerade so läuft“, sagte Uduokhai im Gespräch mit unserer Redaktion.

Große Trauer kam bei ihm nicht auf wegen der Nichtnomin­ierung. Es bringe nichts, sich zu lange damit aufzuhalte­n. „Ich hadere nicht damit“, meinte Uduokhai, sagte aber

„Es ist kein Geheimnis, dass die Nationalma­nnschaft mein Traum und Ziel ist.“

Felix Uduokhai

auch: „Es ist kein Geheimnis, dass die Nationalma­nnschaft mein Traum und mein Ziel ist. Es ist eher eine Herausford­erung, es in Zukunft zu schaffen, wieder dabei zu sein.“Die nahe Zukunft im Sommer sieht erst eine Europameis­terschaft vor, später die Olympische­n Spiele. Bei beiden Turnieren wäre der Innenverte­idiger spielberec­htigt. „Mit einer jetzigen Nominierun­g wäre eine Teilnahme natürlich wahrschein­licher“, sagte der 23-Jährige, der beide Turniere als gleichwert­ig einschätzt. Egal wo, er würde sich über eine Nominierun­g freuen. „Aber das ist alles erst im Sommer. Ich bin jetzt hier beim FC Augsburg und freue mich auf die restlichen acht Spiele, in denen ich meine beste Leistung aufrufen möchte.“Und sich damit vielleicht wirklich noch für ein Ticket zu empfehlen. Klar ist: „Ich gebe weiter Gas, um vielleicht noch die Chance zu kriegen.“

Und das letztmals von Joachim Löw. Der Bundestrai­ner hat seinen Rücktritt angekündig­t. „Das ist alleine seine Entscheidu­ng. Natürlich war für viele der Zeitpunkt überrasche­nd“, sagte Uduokhai. Er sieht aber auch Positives in der Entscheidu­ng: „Umso größer ist die Freude auf die EM, sein letztes Turnier. Jeder wünscht ihm einen erfolgreic­hen Abschluss.“Und die Zeit nach Löw? Auch da müsse sich keiner Sorgen machen. „Bei den Spielern und den Möglichkei­ten für den Trainerpos­ten ist genügend Qualität da“, ist der Augsburger überzeugt. Und: „Der DFB weiß, was er braucht, und wird eine gute Lösung finden. Ich bin selbst gespannt, wer den Posten übernimmt.“Einen Wunschkand­idaten habe er nicht – zumindest wollte er keinen nennen.

Zunächst zähle für ihn ohnehin nur die Bundesliga. Nach der Länderspie­lpause geht es für den FC am Samstag (15.30 Uhr) gegen 1899 Hoffenheim weiter. Die freien Tage zuletzt hat Uduokhai genossen. „Es war gut, mal zwei, drei Tage durchzusch­naufen. Das tut dem Körper und dem Kopf sehr gut“, sagte er. Acht Partien stehen noch an. Der FCA will so schnell wie möglich den Klassenerh­alt perfekt machen. „In den kommenden Spielen haben wir Gegner auf Augenhöhe, die wir alle schlagen können. Wir müssen das vor allem mutig und voller Überzeugun­g angehen, dann können wir richtig viel punkten“, sagte Uduokhai. Eine Siegesseri­e soll nun das Ziel sein. „Wir wollen natürlich auch lieber nach oben schauen statt nach unten“, so der Innenverte­idiger, der mit seiner Entwicklun­g zufrieden ist. Eine „ordentlich­e bis gute“Runde spiele er bislang. Er freut sich vor allem über das Vertrauen des Trainers, was ihm ermöglicht­e, bisher 25 Partien zu bestreiten. „Es gab schöne Momente, wie die Einladung zur Nationalma­nnschaft oder das Spiel, das ich als Kapitän machen durfte“, meinte Uduokhai. Nun gehe es darum, die Saison erfolgreic­h zu beenden.

In seiner Spielweise sei er stabiler geworden. Verbesseru­ngsmöglich­keiten sieht er noch im Aufbauspie­l. Das trifft wohl auf die gesamte Mannschaft zu. „In den meisten Spielen haben wir weniger Ballbesitz als der Gegner und müssen mehr gegen den Ball arbeiten“, sagte Uduokhai. Das Hinterherl­aufen kann müde machen, in der Folge fehlt etwas die Konzentrat­ion, was zu Ballverlus­ten führen kann. Ein perfektes Beispiel für überzeugen­Augsburg den Ballbesitz-Fußball findet er in England. „Auch wenn das nicht mit uns vergleichb­ar ist, schaue ich gern ManCity zu, da sind alle elf Spieler voll eingebunde­n in das Spiel mit Ball“, so Uduokhai.

Wichtige Partner sind für ihn im Spielaufba­u die defensiven Mittelfeld­akteure: Carlos Gruezo, Tobias Strobl oder Rani Khedira. „Egal, mit wem ich da spiele: Ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann“, sagte Uduokhai. Khedira allerdings könnte in der neuen Saison nicht mehr beim FCA sein. Sein Vertrag läuft aus, Fortschrit­te gibt es bei den Verhandlun­gen offenbar nicht. Bis Ende März hatten sich Verein und Spieler als Ziel gesetzt, um Klarheit zu haben. Eine Entscheidu­ng, ob Khedira verlängert oder geht, ist aber noch nicht gefallen.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Felix Uduokhai (rechts, hier gegen Wolfsburgs Wout Weghorst) ist eine defensive Stütze im Spiel des FC Augsburg. Im vergangene­n Jahr war er für die deutsche National‰ mannschaft nominiert gewesen, diesmal fehlte er. Kein Grund für große Trauer, sondern eher ein Ansporn.
Foto: Ulrich Wagner Felix Uduokhai (rechts, hier gegen Wolfsburgs Wout Weghorst) ist eine defensive Stütze im Spiel des FC Augsburg. Im vergangene­n Jahr war er für die deutsche National‰ mannschaft nominiert gewesen, diesmal fehlte er. Kein Grund für große Trauer, sondern eher ein Ansporn.

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