Friedberger Allgemeine

Bei den Benediktin­ern

Eine Reise auf den Spuren Benedikts durch Europa

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. Foto: Sara Hoffmann‰Cumani

Paolo Rumiz ist ein Wanderer und ein Suchender. Auf dem Po ist er durchs unbekannte Italien gereist, auf der Via Appia hat er nach römischen Spuren gesucht und im Leuchtturm sich selbst gefunden. Nun hat sich der überzeugte aber auch verzweifel­te Europäer in den Klöstern des Benediktin­erordens mit den Wurzeln des europäisch­en Gedankens auseinande­rgesetzt und hat in ihnen viel Tröstliche­s gefunden: grandiose Einsamkeit, unberührte Natur, herzliche Menschen – einen Gegenentwu­rf zum Lärm der Moderne.

Manche der Mönche haben den Schriftste­ller tief beeindruck­t. Männer, wie der ehemalige Abtprimas Notker Wolf, der nicht nur elf Sprachen spricht und Missionar in Afrika war, E-Gitarre spielt und von großen Wirtschaft­sunternehm­en als Berater geschätzt wird. Überhaupt bewundert Rumiz die blühende Wirtschaft des bayerische­n Klosters St. Ottilien mit Biogasanla­ge, Brauerei, Verlag und „Hi-Tech-Stall“. Eine „waffenlose Welt im

Niemandsla­nd“hat er in den europäisch­en Klöstern gefunden. Und eine enge Verbindung – auch mit den Frauenklös­tern. Er ist zu Klöstern in Deutschlan­d und Frankreich, in Österreich und in Ungarn und natürlich in Italien gereist. Unterschie­dliche Gemeinscha­ften hat er vorgefunde­n – reiche und arme, Bierbrauer und Winzer, Urchristen und Einsiedler. Immer aber habe er gute Gespräche geführt und sich willkommen gefühlt.

Paolo Rumiz kann begeistern, er spielt mit der Sprache wie auf einem Musikinstr­ument, und er zehrt von einem großen Wissenssch­atz, an dem er die Leser gern teilhaben lässt. So folgt man gern seinem „unendliche­n Faden“durch die Benediktin­er-Klöster und hofft mit ihm, dass die europäisch­e Idee auch die derzeitige Krise überlebt. Lilo Solcher

» Paolo Rumiz. Der unendliche Faden ‰ Reise zu den Benediktin­ern, den Erbauern Europas, Folio Verlag, 237 Seiten, 22 Euro

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