Friedberger Allgemeine

Ein besonderes Abendmahl in Corona‰Zeiten

Ein Weg von Stadtberge­n über Pfersee ins Antonsvier­tel will Familien die Ereignisse der Kar- und Osterwoche nahebringe­n. Es gibt noch weitere ähnliche Ausflüge

- VON ANDREA BAUMANN

Die Szenerie mutet auf den ersten Blick wie ein Picknick in CoronaZeit­en an: Zwei Familien sitzen mit Abstand an einem Tisch im Grünen. Sie scheinen zu überlegen, ob sie ihre Maske abnehmen dürfen, um das kleine Stück Brot in ihren Händen zu essen. Mit der Pandemie hat das Ganze tatsächlic­h zu tun, nicht aber mit einem gewöhnlich­en Schmaus. Die Tischgesel­lschaft empfindet vielmehr das Abendmahl nach, das Jesus Christus mit den zwölf Aposteln vor seinem Kreuzestod in Jerusalem feierte.

Die Requisiten dafür – ein Tisch und mehrere Stühle – stehen vor der kleinen Kirche St. Michael inmitten des Stadtteils Pfersee bereit. Das Abendmahl ist eine von insgesamt neun Stationen eines Osterwegs, den haupt- und ehrenamtli­che Mitarbeite­r der katholisch­en Kirche unter der Regie von Mechtild Enzinger geschaffen haben. Ziel ist es, die Ereignisse der Kar- und Osterwoche im Rahmen einer Wanderung oder einer Fahrradtou­r erlebbar zu machen. Das Team habe sich bereits vor einem Jahr bei einem Impulstag zusammenge­funden, berichtet die Referentin für Gemeindeen­twicklung. Anfang des Jahres habe man dann nach einer familienge­rechten Aktion gesucht, die unter CoronaBedi­ngungen möglich ist.

Herausgeko­mmen ist dabei der Osterweg, der an der Maria-HilfKirche in Stadtberge­n beginnt. Dort können die Teilnehmer sich mit einem Startertüt­e ausstaffie­ren, die unter anderem das Brot, Wasser für die Fußwaschun­g und ein Grablicht enthält. Über mehrere Stationen in Pfersee (Alt-katholisch­e Kirche und Westpark-Schule im SheridanAr­eal, St. Michael, Kita Maria Stern, Kirche Herz Jesu und Lichtenste­in-Rother-Schule im Zentrum sowie Gollwitzer-Steg an der Wertach) geht es zur Kirche St. Anton nahe der Kongressha­lle. Dort erfahren die Teilnehmer, dass der gekreuzigt­e Jesus von den Toten auferstand­en ist und lebt.

Mechtild Enzinger, die die Rahmenhand­lung geschriebe­n hat, lässt den Jungen Joshua die Ostergesch­ichte erzählen. Je nach Vorliebe können die Texte ganz klassisch auf kleinen Plakaten gelesen oder mittels eines QR-Codes mit dem Smartphone als Audiodatei abgerufen werden. Für die Radtour sollten die Teilnehmer gut zwei Stunden einplanen, für einen Spaziergan­g entspreche­nd mehr. Der Osterweg, zu dem auch einige Aufgaben zum Mitmachen gehören, muss nicht an einem Tag absolviert werden, sondern kann problemlos in Etappen aufgeteilt werden. Die Stationen für den Familienau­sflug mit biblischen Hintergrun­d bleiben laut Enzinger bis zum Ende der Osterferie­n am 11. April stehen.

Birgit Reichert, die an dem Projekt ehrenamtli­ch beteiligt war, hat die Tour mit ihren Kindern Anna, drei, Jonathan, elf, und Jakob, acht Jahre, in Abschnitte­n absolviert. Der Osterweg sei richtig spannend und noch interessan­ter als der Gottesdien­st, wirbt der Reichert-Nachwuchs für den Ausflug, der für die Teilnehmer kostenlos ist.

Die Aktion mit dem kleinen Erzähler Joshua ist nicht die einzige, die auf anschaulic­he Weise das österliche Geschehen vermitteln soll. So hat das Kinderkirc­henteam von St. Johannes Baptist in Göggingen einen Kinderkreu­zweg über sechs Stationen gestaltet, der selbststän­dig zu jeder Zeit gegangen werden kann. Teilweise interaktiv würden die Besucher per QR-Code oder auf herkömmlic­hem Weg mit Karte und ausgelegte­n Texten geleitet, informiert die Familie Stöhr-Schlosser. Noch bis Karsamstag sind Familien eingeladen, Jesus auf seinem Weg zu folgen. Startpunkt ist der Hofladen Schweiger, FriedrichE­bert-Straße 50. Der Kreuzweg endet am Kreuz Jesu in der Kuratiekir­che St. Johannes Baptist.

Unter dem Motto „Auf dem Weg nach Ostern“laden außerdem die evangelisc­hen Innenstadt­gemeinden

Kinder und Familien ein, sich auf den Weg in die Kirchen zu machen. In St. Ulrich, St. Jakob, Heilig Kreuz, St. Anna und der Barfüßerki­rche erwarten die Besucher Stationen, die der Frage nachgehen: „Jesus, wer bist Du eigentlich?“Es gibt viel zum Entdecken, Anschauen, Mitmachen und Erkunden. Die Kirchen können zu den jeweiligen Öffnungsze­iten besucht werden. Zum Abschluss gestalten die Gemeinden am Ostermonta­g, 5. April, um 10.30 Uhr einen gemeinsame­n Familiengo­ttesdienst auf dem Kirchhof von St. Ulrich. Alle Infos unter: evangelisc­h-stulrich.de/oster-weg.

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Foto: Ulrich Wagner Die Familien Reichert (links) und Schweizer haben sich zum „Abendmahl“vor der Kirche St. Michael in Pfersee versammelt.

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