„Gerade jetzt ist es wichtig, viel zu lachen“
Corona, Lockdown, Existenzsorgen – viel Grund zur Freude gibt es derzeit nicht. Umso wichtiger ist es, fröhlich zu sein, meint die Leiterin der Augsburger Lachschule und erzählt, wie das gelingt
Hallo Frau Rothenberger…
Brigitte Rothenberger: Moment, bei mir knistert es in der Telefonleitung.
Das ist doch schön, wenn es bei Ihnen knistert.
Rothenberger:
Toll, dass Sie so fröhlich sind. Als Leiterin einer Lachschule in Augsburg können Sie sicherlich erklären, warum Lachen so wichtig ist. Rothenberger: Lachen hat so viele positive Auswirkungen auf uns Menschen. Es setzt Glückshormone im Gehirn frei und hebt damit die Stimmung. Es erhöht die Konzentration und Lernbereitschaft und fördert die Kreativität. Lachen vertieft die Atmung, verbessert die Sauerstoffversorgung, trainiert das Herz-Kreislauf-System, wirkt blutdrucksenkend, beugt negativen Auswirkungen wie Stress vor und lindert auch vorübergehend Schmerzen. Außerdem ist es erwiesen, dass es das körpereigene Immunsystem stützt.
Klingt ganz so, als ob Lachen in Zeiten der Pandemie umso wichtiger ist… Rothenberger: Absolut. Gerade jetzt bei den vielen Horrornachrichten und der großen Verunsicherung ist es wichtig, viel zu lachen. Ein Mensch, der viel lacht, gerät in eine andere Grundstimmung. Er wird gelassener und kann Probleme viel besser meistern. Durch die Pandemie und ihre Folgen steigt bei vielen Menschen eine Art Grunddepression. Natürlich ist es wichtig, Ängste ernst zu nehmen. Aber man muss auch Wege aus den Tiefs finden. Da ist Lachen ein gutes Medium. Schließlich steht es auch immer zur Verfügung.
Aber wenn einem überhaupt nicht nach Lachen zumute ist?
Rothenberger: Man braucht keinen Anlass, um zu lachen. Das lässt sich selbst üben und trainieren. Man kann für sich lachen. Ich tue es zum Beispiel gerne beim Autofahren. Schon morgens, wenn ich in den Spiegel schaue, sage ich mir guten Morgen und lache eine Runde.
Aber das ist doch künstliches Lachen. Zählt das denn auch? Rothenberger: Das Wort künstlich gefällt mir in dem Zusammenhang nicht. Ich nenne es, übrigens auch in meinen Kursen, ein spielerisches Lachen. Und ja, es wirkt genauso. Schon wenn ich die Mundwinkel eine Minute lang nach oben ziehe, verändert sich das Gemüt. Das Gehirn nimmt das Signal entgegen, dass derjenige fröhlich ist, und sendet entsprechend die Botenstoffe.
Sie bieten in Ihrer Augsburger Heiltherapiepraxis und Augsburger Lachschule sogenanntes Lachyoga an. Haben Sie fürs Lachen eine Ausbildung? Rothenberger: Ich bin tatsächlich seit sechs Jahren eine zertifizierte Lachyoga-Leiterin nach Dr. Madan Kataria. Er ist Inder, forschte zum Thema Spontanheilungen und entdeckte dabei die gesundheitlichen Wirkungen des Lachens auf Menschen. 1995 rief er das Lachyoga ins Leben. Ursprünglich wurden den Menschen im Park Witze erzählt. Aber irgendwann gingen die Witze aus und wurden schlüpfrig (lacht). Dann kam ihm die Idee, Lachübungen zu machen. Inzwischen gibt es überall auf der Welt Lachclubs- oder schulen. So wie ich auch eine habe.
Wie läuft so ein Kurs bei Ihnen ab? Rothenberger: Ich beginne mit einer heilenden Atemübung, dann gibt es verschiedene Übungen. Bei einer etwa stellen wir uns vor, wir sind alle Pinguine. Dabei lachen wir.
Moment, stellen Sie und Ihre Kursteilnehmer sich nur vor, Pinguine zu sein, oder tun sie auch so?
Rothenberger (lacht): Nein, wir machen das. Wir sind Pinguine und rennen auch als solche herum (lacht jetzt richtig laut). Dabei muss man lachen, was wiederum ansteckend ist. Wissen Sie, Erwachsenen fällt es schwer, spielerisch zu lachen. Vielen ist durch die Sozialisierung das Lachen vergangen – da brauchte es keine Pandemie dazu. Heutzutage stehen Ernsthaftigkeit, Konzentration und Zielstrebigkeit im Vordergrund. Wir benötigen meist auch einen Anlass, um zu lachen. Erwachsene lachen zehn bis 15 Mal am Tag, Kinder jedoch 300 bis 400 Mal. Bei diesen Übungen geht es quasi auch darum, wieder das Kind in sich zu wecken. Mit so einem Lachtraining gerät man langfristig in eine bessere
Stimmung. Und wird auch konzentrierter, Lachyoga hat sogar schon in Firmen Einzug gehalten. Wegen Corona aber kann ich die Kurse leider momentan nicht anbieten.
Offenbar lassen Sie sich dadurch Ihre Stimmung aber nicht vermiesen… Rothenberger: Nein, ich muss mit der Situation umgehen, wie jeder andere auch. Wichtig ist es, bei sich zu bleiben. Mit Lachyoga, Achtsamkeit und Meditation kann man viel für sich tun. Interview: Ina Marks ⓘ
Info Die Lachschule von Brigitte Ro thenberger befindet sich am Gaswerk gelände in der AugustWesselsStraße 30. Sie ist erreichbar unter mail@heilthe rapiepraxis.de oder 01520/3177330.