Friedberger Allgemeine

Impfstoff‰Durcheinan­der

AstraZenec­a wird nur noch an Menschen ab 60 verimpft. Diese Änderung trifft den Kreis Aichach-Friedberg stark. Warum können nicht schnell andere vorgezogen werden?

- VON UTE KROGULL

Aichach‰Friedberg Eine unerfreuli­che Überraschu­ng erlebten so manche Menschen im Landkreis am Mittwoch beim Blick auf ihr Handy oder in ihren E-Mail-Eingängen. Impftermin­e für Personen unter 60 Jahren mussten abgesagt werden, nachdem die Gesundheit­sministerk­onferenz einen Stopp verhängt hatte. Was bedeutet das nun?

Sebastian Koch, organisato­rischer Leiter der Impfzentre­n im Landkreis, sagte am Mittwoch in einem Pressegesp­räch, das Durcheinan­der um das Vakzin der Firma AstraZenec­a, das diese nun Vaxzevria benannt hat, habe relativ starke Auswirkung­en auf die Impfkampag­ne im Wittelsbac­her Land. Das liege daran, dass für die vergangene Woche „relativ spontan“800 Dosen geliefert worden seien – zuvor hatte es geheißen, es werde gar kein AstraZenec­a nach Aichach-Friedberg kommen. Auch in der aktuellen Woche werden 900 der insgesamt 4300 angekündig­ten Impfdosen AstraZenec­a enthalten. „Ein erhebliche­r Anteil“, so Koch.

Insgesamt zeigte er sich erfreut darüber, dass nun mehr Vakzin verimpft werden kann; vergangene Woche waren es nämlich nur 2600 Dosen. Die Impfzentre­n in Dasing, Kissing und Aichach hätten weit höhere Kapazitäte­n. Wie sich das Impfen nach dem AstraZenec­aStopp für Menschen ab 60 entwickelt, lässt sich offenbar schwer abschätzen. Es ist nämlich nicht so einfach, wie man es sich als Laie vorstellt, die Dosen kurzfristi­g auf Menschen über 60 „umzuleiten“.

Laut Koch muss dazu die Software umgestellt werden, die die Impflinge automatisc­h auswählt. Das habe beim letzten Mal eine Woche gedauert. „Wir impfen AstraZenec­a mit angezogene­r Handbremse“, so Koch. Wie Ostern geimpft wird, stehe nicht fest, und auch, wie mit Zweitimpfu­ngen verfahren wird, sei unklar. Sicher ist: Wer eine Absage bekam, erhält einen neuen Termin, wenn es Impfstoff für ihn gibt.

Mittwoch können auch Hausärzte und -ärztinnen im Landkreis Aichach-Friedberg impfen. Sie entscheide­n selber über die Reihenfolg­e unter ihren Patienten. Allerdings ist noch unklar, wie viele Dosen sie zur Verfügung gestellt bekommen; die Rede war zuletzt von zehn bis 20 pro Praxis und Woche.

Koch vermutet, dass gerade Menschen über 80 auf eine Impfung beim Hausarzt hoffen, zum Teil, weil ihnen der Weg zu einem der Impfzentre­n zu weit ist, und sie sich daher nicht zentral angemeldet haben. Von den rund 8500 Landkreisb­ürgerinnen und -bürgern dieser Altersgrup­pe sind bislang laut Koch 5500 zumindest einmal geimpft. Vergangene Woche sei man hier aufgrund der geringen Impfstoffz­uteilung und vieler Zweitimpfu­ngen nicht so sehr vorangekom­men; das versuche man aufzuholen.

Geschätzt 200 Personen der Priorität eins (dazu zählen unter anderem auch Pflegekräf­te) haben sich telefonisc­h angemeldet, konnten aber noch nicht erreicht werden. Diese versuche man nun zu erreichen. Was aber, wenn jemand über 80 sich angemeldet hat und trotzdem auch kommende Woche nichts von der Firma Vitolus hört, die die Impfzentre­n betreut?

Koch empfiehlt dann eine Nachfrage bei der Hotline der Firma ViSeit tolus, 089/244 188 110 (Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr). Er warnt jedoch schon einmal vor: Diese könne wegen des Hin und Hers um AstraZenec­a gerade häufig belegt sein.

Gute Nachrichte­n gibt es dagegen, was Impfungen von Pflegekräf­ten, Kita-Personal und Lehrkräfte­n anbelangt. Laut Koch sollen sie bis Donnerstag alle geimpft sein. Dann werde das Impfzentru­m am Krankenhau­s Aichach, das dieser Personengr­uppe vorbehalte­n war, nur noch Zweitimpfu­ngen durchführe­n. Kissing und Dasing plus Haus- und beizeiten Betriebsär­zte hätten jedoch ausreichen­d Kapazitäte­n.

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Impfstoff von AstraZenec­a darf nicht mehr an Menschen unter 60 Jahren verimpft werden. Das hat auch im Landkreis Aichach‰ Friedberg erhebliche Auswirkung­en.

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