Kliniken wappnen sich für unruhige Ostern
Die Kliniken an der Paar rechnen über die Feiertage mit mehr Patienten. Möglicherweise müssen aufschiebbare Eingriffe warten, um Kapazitäten für Corona-Fälle freizuhalten
AichachFriedberg Die Kliniken an der Paar mit ihren Häusern in Aichach und Friedberg stellen sich auf ein unruhiges Osterwochenende ein. Geschäftsführer Dr. Hubert Mayer teilte am Mittwoch bei der wöchentlichen Pressekonferenz im Landratsamt mit, dass möglicherweise sogar elektive – also nicht zwingend gleich notwendige – Eingriffe verschoben werden müssten, um Kapazitäten für Corona-Patienten freizuhalten. „Der Eindruck, es wäre alles entspannt, wäre trügerisch“, so Mayer.
Mit wachsenden Inzidenzzahlen steige zeitversetzt die Belegung der Krankenhäuser und ihrer Intensivstationen. Das sei derzeit in den stark betroffenen südlichen Regionen Schwabens zu beobachten. Weil die Krankenhäuser dort überliefen, müssten Patienten bereits zum Teil in den Raum Augsburg oder nach Baden-Württemberg verlegt werden. Hinzu komme der Drang der Menschen nach draußen. Mayer berichtete von einer „Häufung zum Teil grotesker Freizeitverletzungen“, die den Zulauf in die Kliniken – auch auf die Intensivstationen – noch verstärkten.
Die Intensivstation in Aichach ist Mayer zufolge derzeit voll belegt, die in Friedberg zu 90 Prozent. Umso erleichterter sei er gewesen, dass die Bundeswehr auch im April zwei Soldaten – vermutlich Notfallsanitäter – und vier weitere sogenannte „helfende Hände“– bei ihnen handelt es sich nicht um Fachpersonal – zur Verfügung stelle. Die beiden Soldaten kommen am
Donnerstag im Austausch für die Kameraden, die im März in Aichach Dienst taten. Die „helfenden Hände“sollen das Krankenhaus unter anderem in der Notaufnahme unterstützen.
Nach wie vor ist das Ausbruchsgeschehen im Wittelsbacher Land diffus. Größere Ausbrüche, auf die die tendenziell steigenden Inzidenzzahlen zurückzuführen wären, gibt es nach den Erkenntnissen von Dr. Kirsten Höper nicht. In den vergangenen Tagen gab es mehrere Fälle in Schulen und Kitas: Aktuell befinden sich fünf Kitagruppen, eine Realschulklasse, eine Mittelschulklasse und eine Kinderheim-Gruppe in Quarantäne.
Angesichts der bevorstehenden Osterfeiertage, an denen sich traditionell viele Menschen mit Angehörigen oder Freunden treffen, sagte
Höper: „Es wird wahrscheinlich (...) mehr Kontakte geben. Mehr Kontakte bedeuten mehr Zahlen.“Daher rechne sie nach den Osterfeiertagen mit steigenden Inzidenzwerten.
Derzeit werden im Aichacher Krankenhaus nach Angaben des Geschäftsführers acht positiv getestete Patienten behandelt. Drei davon liegen auf der Intensivstation, wobei zwei beatmet werden. Bei eiGesundheitsamtsleiterin nem der Patienten auf der Intensivstation wurde eine Virus-Mutation nachgewiesen, ebenso bei dreien auf der Normalstation.
Aktuell liegt der Gesundheitsamtsleiterin zufolge der Anteil der Virus-Mutationen bei den getesteten Landkreisbewohnern bei circa 40 Prozent. 224 Fälle von Mutationen wurden im Landkreis bisher insgesamt nachgewiesen, seit darauf getestet wird. 137-mal handelte es sich um die britische, siebenmal um die südafrikanische und 80-mal um nicht näher differenzierte Varianten.
Beim Personal der Kliniken an der Paar ist die Infektsituation laut Geschäftsführer derzeit „überschaubar“: In Aichach befänden sich zwei Mitarbeiter nach einem positiven PCR-Test in Quarantäne. In Friedberg sei ein Schnelltest bei einem Mitarbeiter positiv ausgefallen, das Ergebnis des PCR-Tests stehe noch aus. Die Tests sind nach wie vor freiwillig, wobei die Kliniken sie ihren Mitarbeitern dringend nahelegen. Die Testquote der Mitarbeiter am Friedberger Krankenhaus liege bei 86 Prozent, die in Aichach bei 50 Prozent, so Mayer. Ab dieser Woche würden die Testmöglichkeiten in Aichach auf den ganzen Tag ausgeweitet, um noch mehr Mitarbeiter testen zu können.
Der Abschlussbericht zum Corona-Ausbruchsgeschehen am Friedberger Krankenhaus verschiebt sich weiter nach hinten. Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes, kündigte ihn für „nach den Osterferien oder die Woche darauf“an.