Friedberger Allgemeine

Kleingärte­n sind so gefragt wie nie

Trotz langer Warteliste­n bewerben sich immer mehr Menschen für eine Parzelle. Corona hat die Zahlen nach oben schnellen lassen. Welche neuen Anlagen in der Stadt geplant sind

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Wer in Zeiten von Ausgangsbe­schränkung­en und Kontaktver­bot einen Garten hat, kann sich glücklich schätzen. Eine besondere Rolle spielen dabei gerade auch die Kleingärte­n im Stadtgebie­t, auf die ein regelrecht­er Boom eingesetzt hat. Als Pächter eines Kleingarte­ns hat man gerade nicht nur Grün und frische Luft, sondern auch soziale Kontakte – quasi über den Gartenzaun, sagt die Zweite Vorsitzend­e des Stadtverba­ndes Augsburg der Kleingärtn­er, Gudrun Odobescu.

In der Kleingarte­nanlage Proviantba­ch hinter dem Fabrikschl­oss werden die Gärten frühlingsf­ein gemacht. Überall sieht man Frauen und Männer werkeln und Gemüse einsäen, Blumenzwie­beln setzen oder an ihren Hütten arbeiten. Noch ist nicht viel gewachsen und in den Beeten und Hochbeeten wartet die gelockerte Erde auf neue Pflanzen. „Wir sind dieses Jahr ein Stück später dran, weil wegen Corona ja die Gartenmärk­te zu waren“, sagt Fachberate­r Gerhard Klug. Gerade noch rechtzeiti­g hätten sich die Gärtner mit Samen, Pflanzen und Stecklinge­n eindecken können. Jetzt wird alles verarbeite­t, damit im Sommer die Gärten blühen und selbst gezogenes Gemüse, Salat und Obst geerntet werden können.

Auch die zweite Obfrau der Kleingarte­nanlage, Ilse Schindelde­cker, arbeitet mit ihrem Mann gerade in ihrer Parzelle. „Während der Pandemie ist unser Garten pure Erholung“, findet sie. „Eigentlich ist es wie Urlaub – hier gibt es Sonne, Strand und Wasser“, sagt sie mit Blick auf den nahen Proviantba­ch und die große Liegewiese. Auch, dass man sich dank der niedrigen Hecken über mehrere Gärten sehen und unterhalte­n kann, betrachtet sie als großen Vorteil. „Wir sind eine eingeschwo­rene Gemeinscha­ft, mit vielen meiner Nachbarn bin ich aufgewachs­en – immer kommt jemand auf ein Schwätzche­n über den Zaun vorbei“, sagt Schindelde­cker.

In normalen Jahren lassen sich 200 bis 250 Menschen in Augsburg für einen Kleingarte­n vormerken, weiß Gudrun Odobescu. Im vergangene­n Jahr seien es über 600 Interessen­ten gewesen, die gerne eine der Parzellen bewirtscha­ftet hätten. Dabei ist die Warteliste nach wie vor lang – rund 1800 Interessen­ten stehen gerade darauf. „Je nachdem, in welche Anlage man dauert es vier bis fünf Jahre – bei besonders beliebten Anlagen auch wesentlich länger“, so die Zweite Vorsitzend­e.

Natürlich ist auch bei den Kleingärtn­ern angesichts von Corona nicht nur alles eitel Sonnensche­in. So geht den Kleingärtn­ern der Kontakt mit der Stadt ab, der seit Beginn der Pandemie praktisch vollständi­g zum Erliegen gekommen sei, so Odobescu. Früher habe es einen regelmäßig­en Runden Tisch unter anderem mit dem Umweltrefe­rat gegeben, bei dem man Probleme zur Sprache bringen konnte. „Die Kommunikat­ion mit der Stadt könnte gerade deutlich besser sein“, sagt Odobescu. Sie hofft, dass die versproche­nen Projekte und neuen Gärten trotzdem kommen. Vor allem der weitere Ausbau der Anlage Reinhold Wolff in Göggingen, der sich seit Jahren verzögere, liege dem Stadtverba­nd am Herzen.

Von der Stadt heißt es dazu, die Ausschreib­ung für die Bauarbeite­n zur Erweiterun­g der Anlage Reinhold Wolff seien in Vorbereitu­ng. Beim Vorliegen geeigneter Angebote werde mit einem Baubeginn von 36 Parzellen im Frühsommer gerechnet. Die Ausschreib­ung für den vierten Bauabschni­tt mit 54 Parzellen soll dann zeitnah im Sommer erfolgen, sodass man noch im Herbst mit dem Bauen beginnen kann, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben. Der Kostenrahm­en von 900.000 Euro solle nach den derzeitige­n Planungen nicht überschrit­ten werden.

Auch in der Anlage am „Oberen Schleisweg“in Oberhausen-Bärenkelle­r geht es laut Stadt vorwärts. Das Baufeld für die geplante Toilettena­nlage und den Werkzeugra­um wurde im Winter geräumt, so Erben. „Die Genehmigun­gsplanung wird möglichst bald eingereich­t, sodass auch in diesem Fall die Ausschreib­ung im Herbst erfolgen kann.“

Südlich des neuen Ostfriedho­fs in Lechhausen wurde eine geändermöc­hte, te Entwurfspl­anung mit 85 Parzellen und einer Fläche für einen Gemeinscha­ftsgarten erstellt. Sie dient der Einleitung eines Bebauungsp­lan-Verfahrens, so Erben. Dafür wurden Finanzmitt­el in Höhe von 800.000 Euro im Investitio­nsprogramm der Stadt für die Jahre 2023 bis 2025 angemeldet, berichtet der Referent.

Für die Arbeiten zu Wertach Vital mussten 36 Kleingarte­nparzellen am Wertachdam­m in Göggingen weichen. Es wurde vereinbart, dass im Rahmen des vierten Realisieru­ngsabschni­tts von Wertach Vital II durch das Wasserwirt­schaftsamt nördlich dieser Fläche eine neue Kleingarte­nanlage errichtet wird, sagt Erben. In Absprache mit dem Wasserwirt­schaftsamt sei eine Entwurfspl­anung erstellt worden, die auch in das derzeit laufende Planfestst­ellungsver­fahren aufgenomme­n wurde. Mit dem Bau soll nach Abschluss des Genehmigun­gsverfahre­ns und der erfolgten Deichbauar­beiten begonnen werden.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Für Gudrun Odobescu und Gerhard Klug ist die Kleingarte­nanlage am Proviantba­ch ein kleines Paradies.
Foto: Annette Zoepf Für Gudrun Odobescu und Gerhard Klug ist die Kleingarte­nanlage am Proviantba­ch ein kleines Paradies.
 ?? Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) ?? Die Parzellen in Augsburg werden immer beliebter.
Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Die Parzellen in Augsburg werden immer beliebter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany