Aichacher Kirche beschmiert
Vandalismus Unter anderem „Heuchlerkirche=Kinderschänder“haben Unbekannte in der Nacht auf Ostersonntag an die Wand geschrieben. Der Stadtpfarrer hat eine heiße Spur
Aichach Eine böse Überraschung erlebte der Mesner der Aichacher Stadtpfarrkirche, als er am Ostersonntag gegen 8 Uhr auf die Kirchenwand schaute. Ein oder mehrere Unbekannte hatten die Kirche in der Nacht davor mit roter Farbe beschmiert. Zu lesen ist dort unter anderem der Schriftzug „Heuchlerkirche=Kinderschänder“.
Es wurde Anzeige bei der Aichacher Polizei erstattet. Wie diese auf Nachfrage unserer Redaktion am Montagvormittag erklärte, gibt es derzeit noch keine konkreten Hinweise auf den oder die Täter.
Die Kirchenbesucher an Ostern waren geschockt und entsetzt über die Schmierereien. Das berichtete Stadtpfarrer Herbert Gugler auf Nachfrage unserer Redaktion. Gugler selbst will die Aktion aber nicht überbewerten. Auch an seiner früheren Wirkungsstätte in Dinkelscherben (Kreis Augsburg) habe er ähnliche Schmierereien erlebt. Er sagt: „Dummheit gibt es überall.“
Den Tätern gehe es ja gerade darum, so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen. „Die wussten ja, dass Ostern ist und haben das bewusst genau in dieser Nacht gemacht“, so Gugler. Ostern sollten sich die Gläubigen deshalb nicht verderben lassen.
Gugler hofft allerdings, dass die Täter schnell gefasst werden können. Seinen Angaben nach gibt es auch bereits eine heiße Spur, über die die Polizei informiert ist. Eine Zeugin hat am Samstagnachmittag einen jungen Mann mit Rucksack und Zigarette beobachtet, der auf die später beschmierte Wand starrte.
Als die Zeugin ihn genauer mustern wollte, habe der etwa 18- bis 20-jährige Mann weggeschaut. Beschmiert wurde die Fassadenseite der Kirche, die dem Aichacher Schlossplatz zugewandt ist. Dort ist in roter Farbe auch zu lesen: „Lüge+Verleugnung=Kirche“. Aufgrund der stark kirchenkritischen Äußerungen an der Wand ging die Polizei zunächst nicht von einem Kinder- oder Jugendstreich aus.
Allerdings sind in der Aichacher Innenstadt am Osterwochenende noch weitere Schmierereien in unterschiedlichen Farben auf den Straßen aufgetaucht. Dort wurden religiöse Sprüche wie „Jesus lebt“angebracht. Nach Informationen unserer Zeitung wurden derartige Schriftzüge, auch längere Passagen, an der Neubaur-Kreuzung, am Tandlmarkt und in der Oberen Vorstadt entdeckt. Ein Passant soll zudem Handyfotos von Jugendlichen gemacht haben, die Wörter auf die Straße schrieben. Die Aichacher Polizei hatte dazu am Montagmorgen noch keine Erkenntnisse und konnte auch die Schmierereien auf den Straßen nicht bestätigen.
Der Aichacher Stadtpfarrer will nun auch die Kamera auswerten lassen, die im Innenraum der Kirche angebracht ist, um kirchliche Feiern und Aktionen ins Internet oder nach draußen zu übertragen. Vielleicht, so Gugler, ist etwas Verdächtiges auf den Aufzeichnungen zu sehen.
Der Pfarrer geht auf jeden Fall von mehreren Hundert Euro Schaden durch diesen Vandalismus aus. Ob die Versicherung in diesem Fall zahle, müsse noch geklärt werden. Bis die Schmierereien an der Kirchenwand beseitigt und die Fassade neu gestrichen werden kann, wird es vermutlich einige Tage oder Wochen dauern.
Die Polizei sucht unter Telefon 08251/8989-0 weitere Hinweise zur Tat. Sie hofft auch darauf, dass sich der Passant mit den Handyfotos meldet.