Friedberger Allgemeine

Wie digital sind Uni und Hochschule?

Bildung An den beiden Bildungsei­nrichtunge­n hat das Sommerseme­ster begonnen – und wieder läuft (fast) alles online. Für die Studenten soll es einige Verbesseru­ngen geben, auch über die Prüfungen wird wieder nachgedach­t

- VON LEONHARD PITZ

Das dritte Online-Semester hat begonnen, insgesamt gelinge die Lehre gut, urteilt auch eine jüngst erschienen­e Studie des Centrums für Hochschule­ntwicklung. Baustellen wie Zoom-Lizenzen und psychologi­sche Betreuung gibt es dennoch. Und auch die Prüfungsfr­age kommt wieder auf.

An der Hochschule läuft das Sommerseme­ster bereits voll digital. Nach Angaben von László Kovács, Vizepräsid­ent der Hochschule, soll dies auch noch mindestens bis 1. Mai so bleiben. Man wolle die Entwicklun­gen der Pandemie aufmerksam verfolgen „und ab Mai Möglichkei­ten für Präsenz in wenigen ausgewählt­en Veranstalt­ungen in Abstimmung mit den Studierend­en nutzen“. Priorität bei den Vor-OrtVeranst­altungen hätten Studenten, die gerade erst ein Studium begonnen haben.

Sollte dies gelingen, wolle man Möglichkei­ten für ein Hybrid-Modell prüfen, also ein System, bei dem die Präsenz wochenweis­e zwischen festen Gruppen wechselt. Da alle Dozenten Zugriff auf moderne Livestream-Geräte hätten, sei es möglich, die Lehrverans­taltungen ins Internet zu übertragen – ein Punkt, der der Studentisc­hen Vertretung (StuVe) am Herzen liegt: „Wir haben uns dafür eingesetzt, dass alles digital studierbar sein muss“, sagt Matthias Feistl. Mit der digitalen Lehre ist man dort zufrieden, auch weil nach zwei digitalen Semestern die Routine inzwischen da sei, so Feistl weiter.

An der Uni Augsburg werden jenseits der genehmigte­n Ausnahmen (etwa für Labor-Praktika) keine Präsenzver­anstaltung­en stattfinde­n. Das digitale Semester soll dieses Mal aber besser anlaufen. Vergangene­s Semester funktionie­rte die zentrale Lernplattf­orm Digicampus an den ersten beiden Tagen nicht.

Auf Anfrage führt die Universitä­t die Probleme auf eine HardwareSt­örung zurück, die man am zweiten Vorlesungs­tag habe beseitigen können. „Im gesamten Winterseme­ster stand die Plattform ohne Unterbrech­ungen zuverlässi­g und mit voller Leistung zur Verfügung. Insofern geht die Universitä­t davon aus, dass der Start ins Sommerseme­ster mit der über viele Jahre gewohnten Zuverlässi­gkeit gelingen wird.“

Dann sollen die Studenten auch eine Zoom-Premium-Lizenz bewie es an der Hochschule seit einem Jahr üblich ist. Bisher hatten Studenten, wenn sie selbststän­dig Lerngruppe­n über Zoom bilden wollten, alle 40 Minuten das Meeting wechseln müssen oder auf andere Videokonfe­renztools umsteigen müssen. Ein Umstand, der viele störte, wie Erik Pallas, Präsident des Studentisc­hen Konvents, aus Gesprächen mit Kommiliton­en bestätigen kann.

Ein weiteres Thema ist aus Sicht der Studentenv­ertreter auch die psychologi­sche Unterstütz­ung. Viele Studenten kämpfen in der digitalen Lehre mit psychische­n Folgen. In einem Konventsbe­schluss heißt es dazu: „Das aktuelle Betreuungs­angebot der Universitä­t reicht allerdings nicht aus, um allen Studierend­en die Hilfe zu gewähren, die sie benötigen. Es ist wichtig, dass für eine ausreichen­de Kapazität gesorgt ist, sodass Studierend­e an der Beratungss­telle nicht abgewiesen werden.“Pallas glaubt, dass der Bedarf durch das jetzt dritkommen, te Corona-Semester weiter steigen werde. Von der Uni heißt es auf Anfrage, man prüfe aktuell, „wie groß der Zusatzbeda­rf ist und wie dieser gegebenenf­alls gedeckt werden kann“.

Mit dem neuen Semester kommt auch die Frage nach den Prüfungen wieder auf. Im Unterschie­d zu anderen Unis hatte die Augsburger im vergangene­n Semester ihre Prüfungen zum großen Teil in Präsenz durchgefüh­rt und dafür Kritik einstecken müssen. Nach der Prüfungsph­ase zieht die Universitä­t ein positives Fazit: „Unser Konzept ist sehr gut aufgegange­n, wir haben seitens der Studierend­en, aber auch der Prüfer zahlreiche positive Rückmeldun­gen erhalten.“

Mit Blick auf das neue Semester kritisiert Konventspr­äsident Pallas: „Man hat die Kurzprüfun­g eingeführt, seitdem ist nichts mehr passiert.“Zu anderen digitalen Prüfungsfo­rmaten meint er, es sei immer gut, mehrere Optionen zu haben. „Es wäre sinnvoll, den Dozenten zu sagen, bereitet euch darauf vor, dass eventuell auch digital geprüft wird.“Die Uni aber will bei ihren bisherigen Formaten bleiben: „Nach wie vor sehen wir die Durchführu­ng digitaler Aufsichtsp­rüfungen technisch und rechtlich als problemati­sch an.“So müsste jede kurze Unterbrech­ung der Videoaufsi­cht sofort zum Abbruch führen. Zudem könne Unterschle­if kaum verhindert werden.

Auch die Hochschull­eitung ist mit dem Ablauf der Prüfungen zufrieden. Anfänglich­e Kritik sei nach den Prüfungen verstummt, meint StuVe-Mann Feistl. Für das kommende Semester will die Hochschule auf einen „intelligen­ten Prüfungsmi­x“aus verschiede­nen Formaten setzen, inklusive Präsenzkla­usuren. Die Entscheidu­ng müsse bis zum 23. April fallen, denn dann stehe schon die Prüfungsan­meldung für die Studenten an.

 ?? Foto: Peter Fastl (Archivbild) ?? Ein Bild aus vergangene­n Tagen: Während die Hochschuls­tudenten vergangene­n Oktober noch Präsenzvor­lesungen besuchen konnten, wurde nun komplett auf ein digitales Semester umgestellt.
Foto: Peter Fastl (Archivbild) Ein Bild aus vergangene­n Tagen: Während die Hochschuls­tudenten vergangene­n Oktober noch Präsenzvor­lesungen besuchen konnten, wurde nun komplett auf ein digitales Semester umgestellt.

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