Bußgelder: Indiz für mangelnde Strategie
Hält die Entwicklung an, werden Polizei und Ordnungsdienst in Augsburg bald insgesamt 10 000 Corona-Verstöße aufgenommen haben. Das heißt, sie haben im Schnitt jeden 30. Augsburger einmal bei einem Verstoß gegen die Corona-Regeln erwischt – oder zumindest einen solchen aus ihrer Sicht bestehenden Verstoß notiert. Eine doch beträchtliche Zahl, zumal die Pandemie noch nicht vorüber ist und die Corona-Bußgelder manchmal bizarr hoch sind. Man kann die Entwicklung, wenn man will, als Hinweis dafür sehen, dass die Bevölkerung teils renitent ist oder die Ordnungsbehörden eben genau hinschauen, vielleicht ist die Zahl aber auch ein Indiz für eine mangelnde Konstanz und Verständlichkeit der CoronaStrategie.
Man musste und muss sich jedenfalls schon bemühen, um bei der mittlerweile 12. „Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung“jederzeit zu wissen, was wann wo erlaubt oder verboten ist. Es war und ist leicht, sich in dem umfangreichen und stetig verändernden Regelwerk zu verheddern und eine Ordnungswidrigkeit zu begehen, auch wenn man gar nicht vorhatte, groß Regeln zu brechen. Auch dürfte die Komplexität, Überzogenheit und mangelnde innere Logik einiger Regeln dazu beitragen, dass manch einer sich nicht so recht dran gebunden fühlt, selbst auf die Gefahr hin, mal ein Bußgeld zu kassieren.
Es ist eine Entwicklung, die in den kommenden Wochen angesichts absehbar steigender Temperaturen anhalten dürfte. Gutes Wetter treibt die Menschen nun mal auf die Straßen und öffentlichen Plätze, auch wenn dort Einschränkungen herrschen sollten, etwa eine Maskenpflicht, deren Sinnhaftigkeit und Nutzen im Freien man ohnehin hinterfragen darf. Um eine flächendeckendere Akzeptanz der Maßnahmen zu erreichen, bräuchte es für die hoffentlich bestehende Endphase der Pandemie Stringenz, Logik und Augenmaß – und nicht die x-te Verschärfung eines nun seit einem halben Jahr andauernden Lockdowns.