Über ein Jahr Einsamkeit
Corona Was Eltern tun können, wenn ihre Kinder und Jugendlichen unter Kontaktlosigkeit und Isolation leiden? Erziehungsberater der KJF aus Aichach geben Tipps für den Umgang mit frustrierten Kindern
Aichach „Ich habe das Gefühl, dass ich gerade mein Leben verpasse!“So berichten Jugendliche derzeit Friederike Krisch und ihrem Team von der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Aichach häufig von ihren Einsamkeitsgefühlen nach einem Jahr Corona-Pandemie.
Gerade Jugendliche leiden unter den Kontaktbeschränkungen: „Es fehlen ganz viele Erlebnisse“, erklärt die Erziehungsberaterin. Und wenn jüngere Kinder ihre Probleme oft nicht direkt äußern, leiden auch sie. „Für uns alle ist die CoronaPandemie zu einer langen Durststrecke geworden“, so Krisch. Die KJF-Erziehungsberaterin gibt Tipps, was Eltern gegen die Corona-Einsamkeit bei Kindern und Jugendlichen tun können:
● Verständnis zeigen und zuhören: Eltern sollten nicht versuchen, ihrem Nachwuchs Gefühle von Einsamkeit auszureden oder herunterzuspielen, sondern nachfragen und Verständnis zeigen. Und nur weil ein Kind sich nicht aktiv beschwert oder nach seinen Freunden fragt, heißt das nicht, dass es nicht leidet.
● Gesprächspartner finden: Für Jugendliche sind meist die beste Freundin oder der beste Freund erster Ansprechpartner bei Problemen. Eltern sollten tolerant bleiben, wenn sich ihr Nachwuchs bei stundenlangen Telefonaten austauscht.
● Alternativen zu realen Treffen entwickeln: Manche Jugendliche sind im Moment kreativ, um trotz Kontaktbeschränkungen mit ihrer Clique in Kontakt zu bleiben. Andere dagegen brauchen die Unterstützung der Eltern dabei, um neue Formen des sozialen Kontakts zu finden. Vorschläge sind erwünscht!
● Anschub geben: Vor allem Jugendlichen fehlt oft die Energie, Dinge auszuprobieren, die ihnen guttun. Eltern dürfen ihren Sohn oder ihre Tochter sanft anschieben, einen Spaziergang oder eine Radtour mit einem Freund oder einen Online-Sportkurs in die Tat umzusetzen. Und dann daran erinnern, regelmäßig solche Verabredungen einzuhalten.
● Glückshormone aktivieren: Was kann das Kind gut? Eltern können diese Fähigkeiten und Interessen aktiv in den Tag einbauen.
● Hilfe holen: Wenn sich Kinder oder Jugendliche immer mehr zurückziehen, anhaltende körperliche Symptome entwickeln oder sie selbst Belastungen äußern, finden Eltern, Kinder und Jugendliche ohne Begleitung ihrer Eltern Hilfe bei der KJF-Beratungsstelle.
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Info Die KJFBeratungsstelle bietet neben persönlichen Gesprächen auch
Telefon und Videoberatungen für alle Fa milienmitglieder an. Zusätzlich kann die KJFBeratungsstelle über die anonyme OnlineBeratung (www.caritas.de/on lineberatung) kontaktiert werden. Es wer den während der CoronaPandemie auch Beratungsgespräche im Freien bei einem Spaziergang angeboten. Mehr Informationen unter Telefonnummer 08251204040 oder per EMail an eb.aichach@kjfkjh.de. (AZ)