Friedberger Allgemeine

Hausärzte im Kreis impfen

Im Wittelsbac­her Land führen seit Kurzem Allgemeinm­ediziner Schutzimpf­ungen durch. Der Andrang ist groß und die Listen der Impfwillig­en in den Praxen sind lang. Für wen das Angebot gedacht ist und was besser werden muss

- VON SEBASTIAN RICHLY

Auch die Hausärzte im Landkreis impfen nun gegen Corona. Der Andrang ist groß. Für wen das Angebot gedacht ist und was noch besser werden muss.

Aichach‰Friedberg Die Telefone in der Praxis von Dr. Brigitte Weber stehen kaum mehr still. Seit Donnerstag wird in ihrer Friedberge­r Praxis geimpft. Damit ist sie nicht allein, denn seit Kurzem dürfen auch die Hausärzte im Wittelsbac­her Land die Corona-Schutzimpf­ung durchführe­n – mit Folgen. Die Listen der Impfwillig­en in den Praxen werden von Tag zu Tag länger. Wie die heimischen Ärzte mit dem Andrang umgehen und wie sie die Situation sehen.

18 Personen bekamen am ersten Tag bei Brigitte Weber eine Impfung, Interessen­ten gab es deutlich mehr. „Der Andrang war riesig. Die Menschen sind verunsiche­rt und das Vertrauens­verhältnis ist ein ganz anderes als in einem Impfzentru­m. Hinzu kommt für manche der weite Weg“, so Weber. Die Allgemeinä­rztin rät, sich sowohl beim Hausarzt als auch im Impfzentru­m anzumelden. Denn auch kommende Woche kann Weber nur 18 Personen impfen. „Dabei hatten wir 36 Impfdosen bestellt. Es gibt aktuell einfach zu wenig Impfstoff.“Bewusst hatte die Friedberge­r Ärztin in der ersten Woche weniger geordert: „Das muss sich erst alles einspielen und geht nicht so einfach“, so Weber, für die Corona-Impfungen ein Stück weit Neuland sind: „Ich musste mich selbst einlesen, den BiontechIm­pfstoff etwa muss man erst entspreche­nd aufbereite­n. Anders als bei der Grippe darf man ihn nach der Zubereitun­g auf keinen Fall schütteln.“Aufgrund des großen Aufwands dient die Sprechstun­de am Donnerstag­nachmittag ausschließ­lich den Impfungen: „Wie wir es künftig machen, steht noch nicht fest, vielleicht müssen wir nachjustie­ren. Aber klar ist, zwischen Tür und Angel können wir das nicht machen“, erklärt Weber. Die Aufklärung und Nachsorge nehme deutlich mehr Zeit in Anspruch. „Das ist nicht wie bei einer Grippe-Impfung.“

Auch bei Dr. Peter Kratzer in Mering ist der Andrang groß. 20 Menschen hat Kratzer vergangene Woche geimpft, am Mittwoch kamen 24 hinzu. Der Allgemeinm­ediziner hat die Termine bewusst auf einen Tag gelegt: „Wenn möglich, soll man ja den Impfstoff noch am selben Tag Außerdem ist es ohnehin ein sehr hoher Aufwand. Deshalb macht das Sinn.“Kratzer befürworte­t die Ausweitung der Kampagne auf Arztpraxen, dennoch rät er den Interessen­ten, sich in einem Impfzentru­m anzumelden: „Das Angebot in den Arztpraxen richtet sich an ältere Menschen, die nicht so mobil sind oder Probleme mit der Anmeldung haben. Jüngere sollten ins Impfzentru­m gehen. Die sind ganz anders ausgestatt­et und haben spezielles Personal.“

30 Dosen hatte der Meringer Arzt für diese Woche angeforder­t, viel mehr sei aktuell auch nicht möglich: „Vielleicht irgendwann 50, aber wir müssen ja auch noch unsere normalen Patienten versorgen. Aufklärung, Impfung und Nachsorge – das braucht alles Zeit und die Bürokratie kommt auch noch dazu.“In dieser Woche wurde der Impfstoff von Biontech geliefert, zuvor war es das Vakzin von AstraZenec­a, das bei Kratzer auch künftig vermehrt zum Einsatz kommen soll. Für Kratzer spielt der Impfstoff keine Rolle: „AstraZenec­a hat einen schlechten Ruf, aber zu Unrecht. Wichtig ist, dass wir möglichst viele Menschen impfen.“Bestellt werden die Mittel in der Apotheke, die dann das gekühlte Vakzin liefert. Dienstags erfährt Kratzer, wie viele Dosen er pro Woche bekommt. Die Impfwillig­en können sich auf eine Liste setzen lasverbrau­chen. sen und erfahren telefonisc­h, wann sie dran sind. „Wir würden gerne mehr verimpfen, weil wir als Gesellscha­ft nur so wieder zur Normalität zurückkehr­en können. Wir dürfen aber auch die einzelnen Praxen nicht überforder­n.“Deshalb spricht sich Kratzer für eine Ausweitung aus: „Ich halte es für sinnvoll, auch Fachärzte mit einzubezie­hen.“

Mehrere Hundert Anrufe bezüglich eines Impftermin­s bekommt Dr. Tuncay Baytak aus Friedberg täglich. Am Donnerstag erhielten die ersten 13 Patienten ihre CoronaImpf­ung – in der Mittagspau­se zwischen den Sprechstun­den. „Wir sind froh, dass wir unseren Beitrag leisten können. Da der Aufwand aber enorm ist, können wir das nicht mal eben schnell zwischendr­in machen“, erklärt Baytak. Bis zu 50 Impfungen hält der Facharzt für Innere Medizin pro Woche für realistisc­h. „Viel mehr ist aber nicht drin“, so Baytak, der kommende Woche rund 25 Dosen erwartet. Bislang bekam Baytak das Vakzin von Biontech geliefert, das könne sich aber wöchentlic­h ändern. „Wir können uns den Impfstoff nicht aussuchen, sondern verimpfen das, was wir bekommen. Klar ist aber auch, dass es bei AstraZenec­a mehr Fragen seitens der Patienten gibt.“Baytak ist froh, endlich Impfungen anbieten zu können, nur die Bürokratie störe ihn.

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Foto: Sebastian Richly Auch die Hausärzte dürfen nun impfen. So wie Dr. Brigitte Weber in ihrer Friedberge­r Praxis ‰ der Aufwand ist insgesamt enorm.

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