Hausärzte im Kreis impfen
Im Wittelsbacher Land führen seit Kurzem Allgemeinmediziner Schutzimpfungen durch. Der Andrang ist groß und die Listen der Impfwilligen in den Praxen sind lang. Für wen das Angebot gedacht ist und was besser werden muss
Auch die Hausärzte im Landkreis impfen nun gegen Corona. Der Andrang ist groß. Für wen das Angebot gedacht ist und was noch besser werden muss.
AichachFriedberg Die Telefone in der Praxis von Dr. Brigitte Weber stehen kaum mehr still. Seit Donnerstag wird in ihrer Friedberger Praxis geimpft. Damit ist sie nicht allein, denn seit Kurzem dürfen auch die Hausärzte im Wittelsbacher Land die Corona-Schutzimpfung durchführen – mit Folgen. Die Listen der Impfwilligen in den Praxen werden von Tag zu Tag länger. Wie die heimischen Ärzte mit dem Andrang umgehen und wie sie die Situation sehen.
18 Personen bekamen am ersten Tag bei Brigitte Weber eine Impfung, Interessenten gab es deutlich mehr. „Der Andrang war riesig. Die Menschen sind verunsichert und das Vertrauensverhältnis ist ein ganz anderes als in einem Impfzentrum. Hinzu kommt für manche der weite Weg“, so Weber. Die Allgemeinärztin rät, sich sowohl beim Hausarzt als auch im Impfzentrum anzumelden. Denn auch kommende Woche kann Weber nur 18 Personen impfen. „Dabei hatten wir 36 Impfdosen bestellt. Es gibt aktuell einfach zu wenig Impfstoff.“Bewusst hatte die Friedberger Ärztin in der ersten Woche weniger geordert: „Das muss sich erst alles einspielen und geht nicht so einfach“, so Weber, für die Corona-Impfungen ein Stück weit Neuland sind: „Ich musste mich selbst einlesen, den BiontechImpfstoff etwa muss man erst entsprechend aufbereiten. Anders als bei der Grippe darf man ihn nach der Zubereitung auf keinen Fall schütteln.“Aufgrund des großen Aufwands dient die Sprechstunde am Donnerstagnachmittag ausschließlich den Impfungen: „Wie wir es künftig machen, steht noch nicht fest, vielleicht müssen wir nachjustieren. Aber klar ist, zwischen Tür und Angel können wir das nicht machen“, erklärt Weber. Die Aufklärung und Nachsorge nehme deutlich mehr Zeit in Anspruch. „Das ist nicht wie bei einer Grippe-Impfung.“
Auch bei Dr. Peter Kratzer in Mering ist der Andrang groß. 20 Menschen hat Kratzer vergangene Woche geimpft, am Mittwoch kamen 24 hinzu. Der Allgemeinmediziner hat die Termine bewusst auf einen Tag gelegt: „Wenn möglich, soll man ja den Impfstoff noch am selben Tag Außerdem ist es ohnehin ein sehr hoher Aufwand. Deshalb macht das Sinn.“Kratzer befürwortet die Ausweitung der Kampagne auf Arztpraxen, dennoch rät er den Interessenten, sich in einem Impfzentrum anzumelden: „Das Angebot in den Arztpraxen richtet sich an ältere Menschen, die nicht so mobil sind oder Probleme mit der Anmeldung haben. Jüngere sollten ins Impfzentrum gehen. Die sind ganz anders ausgestattet und haben spezielles Personal.“
30 Dosen hatte der Meringer Arzt für diese Woche angefordert, viel mehr sei aktuell auch nicht möglich: „Vielleicht irgendwann 50, aber wir müssen ja auch noch unsere normalen Patienten versorgen. Aufklärung, Impfung und Nachsorge – das braucht alles Zeit und die Bürokratie kommt auch noch dazu.“In dieser Woche wurde der Impfstoff von Biontech geliefert, zuvor war es das Vakzin von AstraZeneca, das bei Kratzer auch künftig vermehrt zum Einsatz kommen soll. Für Kratzer spielt der Impfstoff keine Rolle: „AstraZeneca hat einen schlechten Ruf, aber zu Unrecht. Wichtig ist, dass wir möglichst viele Menschen impfen.“Bestellt werden die Mittel in der Apotheke, die dann das gekühlte Vakzin liefert. Dienstags erfährt Kratzer, wie viele Dosen er pro Woche bekommt. Die Impfwilligen können sich auf eine Liste setzen lasverbrauchen. sen und erfahren telefonisch, wann sie dran sind. „Wir würden gerne mehr verimpfen, weil wir als Gesellschaft nur so wieder zur Normalität zurückkehren können. Wir dürfen aber auch die einzelnen Praxen nicht überfordern.“Deshalb spricht sich Kratzer für eine Ausweitung aus: „Ich halte es für sinnvoll, auch Fachärzte mit einzubeziehen.“
Mehrere Hundert Anrufe bezüglich eines Impftermins bekommt Dr. Tuncay Baytak aus Friedberg täglich. Am Donnerstag erhielten die ersten 13 Patienten ihre CoronaImpfung – in der Mittagspause zwischen den Sprechstunden. „Wir sind froh, dass wir unseren Beitrag leisten können. Da der Aufwand aber enorm ist, können wir das nicht mal eben schnell zwischendrin machen“, erklärt Baytak. Bis zu 50 Impfungen hält der Facharzt für Innere Medizin pro Woche für realistisch. „Viel mehr ist aber nicht drin“, so Baytak, der kommende Woche rund 25 Dosen erwartet. Bislang bekam Baytak das Vakzin von Biontech geliefert, das könne sich aber wöchentlich ändern. „Wir können uns den Impfstoff nicht aussuchen, sondern verimpfen das, was wir bekommen. Klar ist aber auch, dass es bei AstraZeneca mehr Fragen seitens der Patienten gibt.“Baytak ist froh, endlich Impfungen anbieten zu können, nur die Bürokratie störe ihn.