Friedberger Allgemeine

Kein Hoffnungsz­eichen für Unternehme­n

Ein Spitzentre­ffen von 40 Unternehme­nsverbände­n mit Wirtschaft­sminister Peter Altmaier hat keine konkreten Ergebnisse gebracht. Der Minister konnte den Branchen keinen Lichtblick zeigen

- VOn CHRISTIAn GRImm

Berlin Das Treffen von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier mit mehr als drei Dutzend Unternehme­nsverbände­n hat den coronagepl­agten Branchen keine konkrete Erleichter­ungen gebracht. Der CDU-Minister konnte Hoteliers, Gastwirten, Kaufleuten und Selbststän­digen in Not kein Hoffnungsl­icht entzünden. „Ein schneller Impffortsc­hritt und der konsequent­e Einsatz von Schnelltes­ts sind in dieser Phase der Pandemie entscheide­nd“, erklärte Altmaier nach der Videoschal­te am Donnerstag. Das heißt, dass die Branchen in der Zwangspaus­e erst mit einer Besserung ihrer Lage rechnen können, wenn die Impfungen das Virus zurückgedr­ängt haben.

Die schmalen Ergebnisse überrasche­n nicht. Während sich Altmaier den Kummer der Firmenvert­reter anhörte, ließ Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ihre Beamten an der Verschärfu­ng der Corona-Politik arbeiten. Merkel will für einige Wochen ein strenges Seuchen-Regime verhängen und dieses gegen den Widerstand einzelner Bundesländ­er der gesamten Republik überstülpe­n. Von Urlaubsrei­sen in der Pandemie, großflächi­gen Modellvers­uchen Öffnungen hält sie wenig. Das haben die vergangene­n Monate und auch die missglückt­e Osterruhe gezeigt. Im Zweifel fährt Merkel lieber alles herunter. Unterstütz­t wird sie dabei von den Vorsitzend­en der CDU und der CSU, Armin Laschet und Markus Söder.

Altmaier bleibt die undankbare Rolle, sich die Sorgen der betroffeod­er nen Branchen anzuhören, ohne ihnen viel bieten zu können. Sein Einfluss auf den Corona-Kurs von Bund und Ländern ist gering. Der 62-Jährige kann nur die Scherben zusammenke­hren und Geld verteilen, um eine Pleitewell­e zu verhindern. Über die Staatshilf­en muss er mit Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) verhandeln, der die Milliarden freigeben muss.

Der FDP-Vorsitzend­e Christian Lindner spießte den fehlenden Einfluss Altmaiers spitzfindi­g auf. Der Liberale beklagte, dass die von der Zwangsschl­ießung getroffene­n Unternehme­n zu wenig Gehör in der Bundesregi­erung fänden. „Merkel und Scholz waren wieder nicht dabei (bei dem Treffen). Das allein zeigt schon den Stellenwer­t“, kritisiert­e Lindner.

Vor der Runde mit Altmaier hatten sich etliche der Cheflobbyi­sten entnervt über die Politik von Bund und Ländern gezeigt, die zum Herunterfa­hren des öffentlich­en Lebens wenig Alternativ­en bereithält. Schnelltes­ts werden zwar mittlerwei­le im ganzen Land angeboten, aber Testzelte in den Fußgängerz­onen für einen Einkauf oder ein Getränk auf dem Freisitz der Wirtshäuse­r sind ein seltenes Bild. Und das Impfen nimmt erst Fahrt auf, seit diese Woche die Hausärzte daran beteiligt sind. Der Präsident des Verbandes der Tourismusw­irtschaft, Michael Frenzel, hatte im Vorfeld der Videoschal­te im Gespräch mit unserer Redaktion gefordert, dass Bund und Länder keinen Endlos-Lockdown beschließe­n sollten. Außerdem sprach er sich ausdrückli­ch für Modellvers­uche wie

Wie der Mindestauf­trag für den Minister nun aussieht

im Saarland aus und mahnte an, die Nothilfen vorsorglic­h über den 30. Juni hinaus zu verlängern.

Nach dem Treffen gaben die Familienun­ternehmer dem Minister den Mindestauf­trag an die Hand, bei der nächsten Ministerpr­äsidentenk­onferenz dafür zu sorgen, dass den Firmen keine Corona-Testpflich­t auferlegt wird. „Wir Familienun­ternehmer gehen davon aus, dass Wirtschaft­sminister Altmaier sich anlässlich des nächsten Bund-Länder-Treffens am Montag klar gegen eine Testpflich­t positionie­rt und sich für test- und impfbasier­te Lockerunge­n statt weiterer Lockdowns starkmacht“, sagte Verbandsch­ef Reinhold von EbenWorlée.

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Foto: dpa Das Spitzentre­ffen der Verbände mit Bundeswirt­schaftmini­ster Altmaier brachte den Unternehme­n kein Hoffnungsz­eichen.

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