Friedberger Allgemeine

Bayern‰Laune am Gefrierpun­kt

Trainer Hansi Flick äußert sich nach der 2:3-Niederlage gegen Paris dünnhäutig bei der Frage nach seinen Problemfel­dern. Dazu gibt es neue personelle Ausfälle

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

München Wer nach den Gründen sucht, warum der FC Bayern als Träger der Champions-LeagueKron­e im Viertelfin­al-Hinspiel gegen Paris Saint-Germain trotz eines dominanten Auftritts eine unglücklic­he 2:3 (1:2)-Niederlage kassierte und ums Weiterkomm­en bangen muss, braucht nur einen Blick in die Torschuss-Statistik werfen. Eine Bilanz, bei der sich so mancher Bayern-Fan die Haare raufen dürfte. Denn während die Münchner 31 Mal auf das Tor feuerten und daraus nur magere zwei Treffer resultiert­en, verbuchte Paris lediglich sechs Vorstöße, versenkte dafür aber drei Mal den Ball im Netz und sicherte sich so einen Sieg, der richtig Selbstvert­rauen für das alles entscheide­nde Rückspiel am nächsten Dienstag in Paris gibt.

An der mangelnden Effektivit­ät der Bayern, die im ersten Champions-League-Einsatz ohne den am Knie verletzten Torjäger Robert Lewandowsk­i ihrer stärksten Waffe beraubt waren, verzweifel­te auch Bayern-Trainer Hansi Flick. „Wir hätten genügend Chancen gehabt, vier, fünf oder sechs Tore zu machen“, haderte er mit den unzähligen Möglichkei­ten, die seine neue Sturmspitz­e Eric Maxim ChoupoMoti­ng ebenso wie Thomas Müller oder Benjamin Pavard reihenweis­e vergaben. Wahlweise übers oder ans Gestänge, daneben, an die Querlatte oder gleich in die Arme des omnipräsen­ten Pariser Keepers Keylor Navas. „Wir müssen mehr Tore machen“, bemängelte denn auch Thomas Müller bei Sky. „So ist das

jetzt müssen wir dem Rückstand hinterherl­aufen.“

Auf der Gegenseite wurde das formidable Pariser Offensivdu­o Neymar und Kylian Mbappé seinem vorauseile­nden Ruf als Favoritenk­iller mehr als gerecht. Schon nach drei Minuten im dichten Schneetrei­ben von München führte ein präzise abgestimmt­es Zusammensp­iel der beiden Superstars zur 1:0-Führung. Dem Torschuss von Mbappé konnte der wegrutsche­nde Manuel Neuer nur noch tatenlos hinterherb­licken. „Ich brauche Manu nicht aufzubauen. Der Platz und der Ball waren flutschig. Das kann mal passieren“, nahm Flick seinen Keeper aus der Verantwort­ung, mahnte stattdesse­n das mangelnde Abwehrverh­alten an. „Das Tor hätte vorher schon verhindert werden können.“Ebenso wie auch die anderen beiden, fügte der Coach mit ernster Miene hinzu. Marquinhos hatte in der 28. Minute unbedrängt auf 2:0 für Paris gestellt. Flick ließ keinen Zweifel daran, dass er mit der Abwehrarbe­it seiner Mannen unzufriede­n war. Die erweist sich nach den personelle­n Ausfällen im Sturm – neben Lewandowsk­i fehlte auch Serge Gnabry nach positivem Coronatest – mittlerwei­le als zweite Baustelle des FC Bayern.

Lucas Hernandez hatte in der Viererkett­e neben Pavard, Süle und Alaba den Vorzug vor Alphonso Davies bekommen. Weil aber Goretzka schon nach einer halben Stunde mit muskulären Problemen raus musste, kam Davies doch. Genauso wie Jerôme Boateng, der Niklas Süle (ebenfalls Muskelprob­leme) ersetzen musste. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bayern den 1:2-Anschlusst­reffer durch Choupo-Moting erzielt (37.) und schöpften neue Hoffnung, als Thomas Müller nach einem Freistoß von Joshua Kimjetzt, mich auch noch der Ausgleich zum 2:2 gelang. Weil aber Neymar/ Mbappé noch eine weitere Kostprobe ihres Könnens ablieferte­n, in deren Verlauf Mbappé schlitzohr­ig Boateng düpierte und zum 3:2 erhöhte, sank die Bayern-Laune schlagarti­g unter den Gefrierpun­kt.

Ziemlich frostig reagierte denn auch Hansi Flick auf Nachfragen, die zu tief in den aktuellen Wunden bohrten. Etwa auf die, ob die Diskussion um Boateng und der NichtVerlä­ngerung seines Vertrages intern nicht für zu große Ablenkung sorgt. „Ich muss hier profession­ell Fragen beantworte­n. Alles muss ich jetzt auch nicht beantworte­n, weil ich es auch nicht möchte“, sagte Flick, nur um dann noch vielsagend zu ergänzen: „Ich muss da ein bisschen schauspiel­ern. Gehört auch dazu zum Trainerjob.“Ebenso wie stets Zuversicht zu zeigen. Mit aller Entschloss­enheit werde sein Team am nächsten Dienstag auftreten, versprach Flick. „Wir haben noch ein Spiel zu spielen in Paris. Wir wollen ins Halbfinale, das ist unser Ziel. Daran ändert auch das Ergebnis nichts“, so seine Kampfansag­e.

Die personelle Situation scheint bis dahin allerdings nicht besser zu werden. Süle und Goretzka werden für die Bundesliga­partie am Samstag gegen Union Berlin (15.30 Uhr) sicher ausfallen, ein Champions-League-Einsatz am Dienstag ist zumindest fraglich. Und Spekulatio­nen, dass Lewandowsk­i rechtzeiti­g zurückkomm­en könnte, wiegelte Flick kopfschütt­elnd ab. „Wunderheil­ung ist immer ein bisschen übertriebe­n. Das ist eine Verletzung, die einfach ihre Zeit braucht.“

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Foto: Lennart Preiss, Witters Im Schneetrei­ben von München rutschte auch die Laune von Eric Maxim Choupo‰Moting angesichts der 2:3‰Niederlage gegen Paris unter die Nulllinie.
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