Corona breitet sich wieder in Altenheimen aus
Eine Rolle spielt dabei der hohe Anteil der britischen Covid-19-Mutante. Heimträger in der Stadt haben sich auf gemeinsame Besuchsregeln geeinigt. Wie es den Senioren mit der Situation geht
Vor einigen Wochen schien Corona aus den Augsburger Seniorenheimen nahezu verbannt. So meldete etwa die städtische Altenhilfe für alle ihre fünf Häuser null Infektionsgeschehen. Mittlerweile hat sich die Situation wieder verschlechtert: Wie das Gesundheitsreferat auf Anfrage mitteilt, wurde – Stand Mittwoch – in sechs Einrichtungen verschiedener Träger das Virus nachgewiesen. Zwei Heime seien schwer betroffen, in den vier anderen gebe es Einzelfälle. Eine Ursache für den Anstieg der Infektionszahlen dürfte die Ausbreitung der britischen Mutante sein – in Augsburg gehen mittlerweile zwei Drittel der Fälle auf diese ansteckendere Variante zurück.
Angesicht der prinzipiell hohen Impfquote bei den Heimbewohnern mag diese hohe Zahl an Neuinfektionen verwundern. Laut Gesundheitsreferat waren von den jetzt infizierten Senioren allerdings neun nicht geimpft und zwei haben lediglich die Erstimpfung erhalten. „Bei den positiv getesteten Mitarbeitern sind uns keine geimpften Personen bekannt.“Man könne das aber nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, weil die Beschäftigten auch im Umland wohnten, heißt es bei der Stadt.
Unter den Infizierten sind aber auch vollständig Geimpfte. Das Referat verweist darauf, dass auch bei einer korrekt abgeschlossenen zweiten Impfung der Impfschutz unter 100 Prozent liege, sodass eine Infektion weiterhin möglich sei. „Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass der Krankheitsverlauf bei Geimpften deutlich milder ist als bei jenen ohne Impfung.“
Zu den stärker betroffenen Einrichtungen zählt das städtische Servatiusstift im Antonsviertel, wo aktuell acht Senioren infiziert sind. In dem Haus gebe es deswegen aber keinen generellen Besuchsstopp, sondern nur in einzelnen Wohnbereichen, teilt die Altenhilfe der Stadt mit.
Derzeit komplett für Außenstehende geschlossen ist das ebenfalls im Antonsviertel gelegene Albertusheim der Caritas (CAB). Dort sind nach
der Pandemiebeauftragten Michaela Weber aktuell 19 Bewohnerinnen und Bewohner in verschiedenen Bereichen sowie sieben Beschäftigte mit dem Virus infiziert, darunter mit der britischen Mutante. Auch im Albertusheim spürt man, dass eine vollständige Impfung nicht vor einer Infektion bewahrt. „Von den insgesamt 95 Bewohnern haben 93 bereits die zweite Impfung erhalten“, sagt Weber. Ein Großteil der aktuell Infizierten zeige jedoch keine oder nur milde Symptome.
Unabhängig von den neuen Infektionen sorgt das Thema Besuche für Irritationen. So können Angehörige häufig nicht verstehen, dass ihr Aufenthalt nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters und an manchen Tagen gar nicht möglich ist, alle Besucher eine FFP2-Maske tragen und einen negativen Corona-Test vorlegen müssen – auch wenn ihre Pflegebedürftigen und sogar sie selbst geimpft sind. Diese Vorschriften sind nicht hausgemacht, sondern gelten bayernweit, betonen die Verantwortlichen.
Darüber hinaus haben sich in Augsburg mehrere Träger – die Wohlfahrtsverbände und die städtische Altenhilfe – kürzlich auf gemeinsame Besuchsregelungen geeinigt.
Vereinbart wurde, dass Heimbewohner einen Hausstand empfangen dürfen unter Einhaltung der Abstandsregeln – auch bei einer SiebenTage-Inzidenz über 100. Aus wie vielen Personen der Hausstand bestehen kann, hänge von den individuellen Gegebenheiten wie der GröAuskunft ße der Räumlichkeiten ab. In der Regel, so sagen die Träger, beschränke sich der Besuch auf eine oder höchstens zwei Personen.
Um die knappen Personalressourcen nicht zu überstrapazieren, bitten die Heime die Angehörigen, möglichst den Testnachweis (ein selbst durchgeführter Schnelltest reicht nicht aus) in elektronischer oder schriftlicher Form mitzubringen und vorzulegen. Bei Bedarf führt das Personal aber in vielen Häusern einen Antigen-Schnelltest unmittelbar vor dem Besuch durch. Die CAB hat darüber hinaus ihr Testzentrum in der Hermanstraße, das nach Terminvereinbarung Angehörigen offen steht, noch bis Ende April in Betrieb. Anschließend soll das dort tätige Personal in den Einrichtungen vor Ort zum Einsatz kommen.
Die Durchführung der AntigenSchnelltests stellt für die Einrichtungen einen enormen Aufwand dar. „Dafür haben wir eigens vier Mitarbeiter eingestellt“, sagt Gottfried Fuhrmann, der das Pauline-FischerHaus des Diako leitet. Allein deshalb stehe er weiteren Öffnungen der bisherigen Besuchsregelungen kritisch gegenüber, denn das sei irgendwann für das Personal nicht mehr leistbar. Daneben müssten die Bewohner nach wie vor geschützt werden. „Alle, die Corona hatten, sind bislang nicht geimpft“, sagt er. Derzeit gebe es keinen einzigen Corona-Fall im Pauline-Fischer-Haus, das Ende vergangenen Jahres ein großes Ausbruchsgeschehen verzeichnete. Seit dem 11. Dezember sei kein Bewohner mehr positiv auf Corona getestet worden. „Wir sind jetzt lieber vorsichtig“, betont Gottfried Fuhrmann.
In den Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) gebe es aktuell ebenfalls keinen Corona-Fall, so Michael List, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt in Augsburg für den Bereich Altenhilfe. Mit Sorge verfolgt er ebenfalls die Entwicklungen der dritten Corona-Welle. Auf allen Ebenen werde von Kontaktbeschränkungen gesprochen, so List, deshalb halte er weitere Öffnungen der derzeitigen Besuchsregelungen für wenig realisierbar.