Friedberger Allgemeine

Corona breitet sich wieder in Altenheime­n aus

Eine Rolle spielt dabei der hohe Anteil der britischen Covid-19-Mutante. Heimträger in der Stadt haben sich auf gemeinsame Besuchsreg­eln geeinigt. Wie es den Senioren mit der Situation geht

- VON ANDREA BAUMANN UND MIRIAM ZISSLER

Vor einigen Wochen schien Corona aus den Augsburger Seniorenhe­imen nahezu verbannt. So meldete etwa die städtische Altenhilfe für alle ihre fünf Häuser null Infektions­geschehen. Mittlerwei­le hat sich die Situation wieder verschlech­tert: Wie das Gesundheit­sreferat auf Anfrage mitteilt, wurde – Stand Mittwoch – in sechs Einrichtun­gen verschiede­ner Träger das Virus nachgewies­en. Zwei Heime seien schwer betroffen, in den vier anderen gebe es Einzelfäll­e. Eine Ursache für den Anstieg der Infektions­zahlen dürfte die Ausbreitun­g der britischen Mutante sein – in Augsburg gehen mittlerwei­le zwei Drittel der Fälle auf diese ansteckend­ere Variante zurück.

Angesicht der prinzipiel­l hohen Impfquote bei den Heimbewohn­ern mag diese hohe Zahl an Neuinfekti­onen verwundern. Laut Gesundheit­sreferat waren von den jetzt infizierte­n Senioren allerdings neun nicht geimpft und zwei haben lediglich die Erstimpfun­g erhalten. „Bei den positiv getesteten Mitarbeite­rn sind uns keine geimpften Personen bekannt.“Man könne das aber nicht mit hundertpro­zentiger Sicherheit sagen, weil die Beschäftig­ten auch im Umland wohnten, heißt es bei der Stadt.

Unter den Infizierte­n sind aber auch vollständi­g Geimpfte. Das Referat verweist darauf, dass auch bei einer korrekt abgeschlos­senen zweiten Impfung der Impfschutz unter 100 Prozent liege, sodass eine Infektion weiterhin möglich sei. „Die Erfahrunge­n zeigen jedoch, dass der Krankheits­verlauf bei Geimpften deutlich milder ist als bei jenen ohne Impfung.“

Zu den stärker betroffene­n Einrichtun­gen zählt das städtische Servatiuss­tift im Antonsvier­tel, wo aktuell acht Senioren infiziert sind. In dem Haus gebe es deswegen aber keinen generellen Besuchssto­pp, sondern nur in einzelnen Wohnbereic­hen, teilt die Altenhilfe der Stadt mit.

Derzeit komplett für Außenstehe­nde geschlosse­n ist das ebenfalls im Antonsvier­tel gelegene Albertushe­im der Caritas (CAB). Dort sind nach

der Pandemiebe­auftragten Michaela Weber aktuell 19 Bewohnerin­nen und Bewohner in verschiede­nen Bereichen sowie sieben Beschäftig­te mit dem Virus infiziert, darunter mit der britischen Mutante. Auch im Albertushe­im spürt man, dass eine vollständi­ge Impfung nicht vor einer Infektion bewahrt. „Von den insgesamt 95 Bewohnern haben 93 bereits die zweite Impfung erhalten“, sagt Weber. Ein Großteil der aktuell Infizierte­n zeige jedoch keine oder nur milde Symptome.

Unabhängig von den neuen Infektione­n sorgt das Thema Besuche für Irritation­en. So können Angehörige häufig nicht verstehen, dass ihr Aufenthalt nur innerhalb eines bestimmten Zeitfenste­rs und an manchen Tagen gar nicht möglich ist, alle Besucher eine FFP2-Maske tragen und einen negativen Corona-Test vorlegen müssen – auch wenn ihre Pflegebedü­rftigen und sogar sie selbst geimpft sind. Diese Vorschrift­en sind nicht hausgemach­t, sondern gelten bayernweit, betonen die Verantwort­lichen.

Darüber hinaus haben sich in Augsburg mehrere Träger – die Wohlfahrts­verbände und die städtische Altenhilfe – kürzlich auf gemeinsame Besuchsreg­elungen geeinigt.

Vereinbart wurde, dass Heimbewohn­er einen Hausstand empfangen dürfen unter Einhaltung der Abstandsre­geln – auch bei einer SiebenTage-Inzidenz über 100. Aus wie vielen Personen der Hausstand bestehen kann, hänge von den individuel­len Gegebenhei­ten wie der GröAuskunf­t ße der Räumlichke­iten ab. In der Regel, so sagen die Träger, beschränke sich der Besuch auf eine oder höchstens zwei Personen.

Um die knappen Personalre­ssourcen nicht zu überstrapa­zieren, bitten die Heime die Angehörige­n, möglichst den Testnachwe­is (ein selbst durchgefüh­rter Schnelltes­t reicht nicht aus) in elektronis­cher oder schriftlic­her Form mitzubring­en und vorzulegen. Bei Bedarf führt das Personal aber in vielen Häusern einen Antigen-Schnelltes­t unmittelba­r vor dem Besuch durch. Die CAB hat darüber hinaus ihr Testzentru­m in der Hermanstra­ße, das nach Terminvere­inbarung Angehörige­n offen steht, noch bis Ende April in Betrieb. Anschließe­nd soll das dort tätige Personal in den Einrichtun­gen vor Ort zum Einsatz kommen.

Die Durchführu­ng der AntigenSch­nelltests stellt für die Einrichtun­gen einen enormen Aufwand dar. „Dafür haben wir eigens vier Mitarbeite­r eingestell­t“, sagt Gottfried Fuhrmann, der das Pauline-FischerHau­s des Diako leitet. Allein deshalb stehe er weiteren Öffnungen der bisherigen Besuchsreg­elungen kritisch gegenüber, denn das sei irgendwann für das Personal nicht mehr leistbar. Daneben müssten die Bewohner nach wie vor geschützt werden. „Alle, die Corona hatten, sind bislang nicht geimpft“, sagt er. Derzeit gebe es keinen einzigen Corona-Fall im Pauline-Fischer-Haus, das Ende vergangene­n Jahres ein großes Ausbruchsg­eschehen verzeichne­te. Seit dem 11. Dezember sei kein Bewohner mehr positiv auf Corona getestet worden. „Wir sind jetzt lieber vorsichtig“, betont Gottfried Fuhrmann.

In den Einrichtun­gen der Arbeiterwo­hlfahrt (Awo) gebe es aktuell ebenfalls keinen Corona-Fall, so Michael List, Geschäftsf­ührer der Arbeiterwo­hlfahrt in Augsburg für den Bereich Altenhilfe. Mit Sorge verfolgt er ebenfalls die Entwicklun­gen der dritten Corona-Welle. Auf allen Ebenen werde von Kontaktbes­chränkunge­n gesprochen, so List, deshalb halte er weitere Öffnungen der derzeitige­n Besuchsreg­elungen für wenig realisierb­ar.

 ?? Foto: Annette Zoepf (Archivbild) ?? In den Augsburger Alten‰ und Pflegeeinr­ichtungen gelten weiter strenge Besuchsreg­elungen, so müssen etwa alle Besucher eine FFP2‰Maske tragen. Trotzdem gibt es in einigen Einrichtun­gen neue Corona‰Fälle.
Foto: Annette Zoepf (Archivbild) In den Augsburger Alten‰ und Pflegeeinr­ichtungen gelten weiter strenge Besuchsreg­elungen, so müssen etwa alle Besucher eine FFP2‰Maske tragen. Trotzdem gibt es in einigen Einrichtun­gen neue Corona‰Fälle.

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