Von der Heilung des eigenen Schattenkindes
Die Psychologin Stefanie Stahl erklärt, wie negative Gedanken zum Schweigen gebracht werden können
AichachFriedberg Übersprungshandlungen, ein plötzlicher Stimmungswechsel oder das Gefühl von ständigem Stress: Das hat wohl jeder von uns schon einmal erlebt. Obwohl wir es selbst sind, die diese meist belastenden Emotionen verspüren, sind sie manchmal gar nicht so leicht zu verstehen. Manchmal wissen wir sogar, dass es gar keinen Grund zur Aufregung gibt, und trotzdem trifft so manch scherzhafte Bemerkung einen wunden Punkt.
Innere Konflikte und Zweifel wie diese erklärt Stefanie Stahl in ihrem Spiegel-Jahresbestseller „Das Kind in dir muss Heimat finden“. Die Psychologin und Autorin zeigt einfach und anschaulich, dass jeder Mensch ein Schattenkind, aber auch ein Sonnenkind in sich trägt. Die beiden Kinder sind stark von negativen und positiven Glaubenssätzen geprägt, die Eltern ihren Kindern bewusst oder unbewusst mitgeben. Dass Stahls Grundsätze auf jeden von uns anwendbar sind, zeigt sich in der äußerst positiven Resonanz und über 1,5 Millionen verkauften Exemplaren.
Zurück zu dem verletzenden Kommentar. Der wunde Punkt liegt nämlich laut Stahl nicht etwa bei unserem rationalen „ErwachsenenIch“, das uns sagt, dass der Kommentar nicht im Geringsten böse gemeint war. Vielmehr wurde unser unbewusstes „Schattenkind“gekränkt, das aufgrund seiner Erziehung denkt: „Ich genüge nicht!“. Ein typischer Satz, wenn das Kind es seinen Eltern scheinbar nie recht machen konnte. Kein Wunder also, dass mancher Kommentar tief sitzt.
Sinn und Zweck des Buches ist aber nicht etwa, sich nur auf negative Aspekte festzulegen. Vielmehr leitet Stahl ihre Leser von deren Entdeckung ihres „Schattenkindes“, über deren Heilung bis hin zur Stärkung ihres „Sonnenkindes“mit all seinen positiven Eigenschaften. Ist das Buch einmal gelesen, „ertappt“man seine beiden „Kinder“ständig in Alltagssituationen und lernt so, kontrollierter reflektierter mit den eigenen Emotionen umgehen zu können. Doch kommt es noch besser: Wem es sonst schwerfällt, ehrlich in sich hineinzuhören, oder wer einfach mal eine Art MiniTherapie mit sich selbst beginnen möchte, der kann begleitend zu den Kapiteln entsprechende Selbstübungen machen. Ebenfalls kostenlos sind zwei Meditationen, in denen jeweils eines der „Schattenkinder“in Form einer Traumreise besucht wird. So schaffen es auch Psychologie-Laien, sich vielleicht zum ersten Mal tiefer mit sich selbst auseinanderzusetzen und die eigenen guten wie schlechten Angewohnheiten und Charakterzüge zu verstehen.
Das Buch ist wie ein erster Augenöffner. Klar sollte aber auch sein, dass das Buch als solches niemals eine reale und interaktive Sitzung bei einem Psychotherapeuten ersetzen kann.
Marlene Volkmann
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