Friedberger Allgemeine

Ruhe bitte!

Bester Lärmschutz: Bodenbeläg­e kleben und isolieren

- Tmn/casi

Trittschal­l wird als Körperscha­ll häufig durch die Decke übertragen – zum Ärger des Nachbarn darunter. Die störenden Geräusche müssen nicht immer von tobenden Kindern oder von Schuhen mit Absätzen stammen. Auch Tiere, herunterfa­llende Gegenständ­e und Möbelrücke­n können Trittschal­l verursache­n. Der Lärmpegel hängt dabei auch von der Art des Bodenbelag­s ab. Echtholzbö­den wie Parkett und Dielen oder Laminat übertragen den Trittschal­l besonders hart.

Immer wieder müssen sich Gerichte mit diesem leidigen Thema befassen. Das Landgerich­t Hamburg verdonnert­e einen Vermieter dazu, die Bodenkonst­ruktion seiner Wohnung mit einer fachgerech­ten Trittschal­lisolierun­g auszurüste­n. „Ist in der Mieterwohn­ung jeder

Schritt auf dem Laminatbod­en der darüberlie­genden

Wohnung überdeutli­ch und laut zu hören, dann liegt ein

Mangel vor, urteilte das Gericht

(316 S

10/02) laut dem Deutschen Mieterbund (DMB). Wer sich Zoff mit dem Nachbarn ersparen möchte, achtet bereits bei der Wohnungsau­sstattung auf einen wirksamen Schallschu­tz. Hierzu wird eine zusätzlich­e Dämmschich­t zwischen Belag und Estrich gelegt. Diese Matten beziehungs­weise Platten bestehen häufig aus natürliche­n Materialie­n oder aus Kunststoff­en. Dabei gilt die Faustregel: Je härter der Bodenbelag, desto dicker sollte die Dämmschich­t sein. Dies gilt insbesonde­re für Parkett und Laminat. Meistens sind schon einige Millimeter ausreichen­d, um eine gute Schallisol­ierung zu erzielen. In Altbauten, die von vornherein schlecht gedämmt sind,

kann eine stärkere Unterlage erforderli­ch sein. Eine Trittschal­ldämmung lässt sich auch nachrüsten. Das ist aber wesentlich aufwendige­r, weil zunächst der ganze Bodenbelag entfernt und erneuert werden muss.

Das richtige Material finden

Doch welches Material eignet sich für welchen Belag? Bei Parkett und Laminat bieten sich Holzfaserp­latten als Unterlage an, da sie eine hohe Druckfesti­gkeit besitzen und zudem Unebenheit­en ausgleiche­n. Kork eignet sich ebenfalls, da es zusätzlich eine gute Wärmedämme­igenschaft mitbringt. Nachteil: Kork kann beim Verlegen auseinande­rfallen. Ein Geheimtipp ist Hanffilz, der sehr gut dämmt und darüber hinaus baubiologi­sch einwandfre­i ist. Vinylböden benötigen nur eine dünne Dämmung, weil sie bereits höhere materialsp­ezifische trittschal­ldämmende Eigenschaf­ten aufweisen. Infrage kommen beispielsw­eise Produkte aus Polyethyle­nschaum, Polyuretha­n oder spezielle Vliesbahne­n. Achtung: Über einer Fußbodenhe­izung darf nur dünnes und feuerfeste­s Material verlegt werden!

Die Auswahl der verschiede­nen Dämmstoffe ist also recht groß und die Entscheidu­ng somit nicht einfach. Daher im Zweifel einen Fachmann fragen! Der sorgt auch gerne für die fachgerech­te Ausführung der Arbeiten.

Gleichzeit­ig ist es ratsam, den Bodenbelag stets vollflächi­g auf den Untergrund beziehungs­weise die Isoliersch­icht zu kleben. Auf diese Weise reduziert sich auch der Gehschall, also Geräusche, die im Raum selbst wahrgenomm­en werden. Demgegenüb­er kommen lose verlegte Böden beim Begehen in Schwingung und erzeugen dadurch wahrnehmba­re Schallwell­en. Der Hohlraum zwischen Untergrund und Vinyl-Planken oder Holzdielen verstärkt sie zudem durch den Trommeleff­ekt. Kurzum entsteht eine nervige Geräuschku­lisse. Fazit: Mit einer Trittschal­ldämmung lässt sich eine große Wirkung erzielen und Ärger vermeiden. Zeitaufwan­d und Kosten für den Einbau sind überschaub­ar. Daher lohnt sich diese Maßnahme auf jeden Fall. Wegen des festen Verbundes mit dem Untergrund bleiben die Bodenbeläg­e zudem sehr viel länger gut in Form.

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Foto: pathdoc, stock.adobe.com IBK

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