Friedberger Allgemeine

Luca auf dem Vormarsch

Länder wollen neue Corona-App nutzen, es gibt aber auch Kritiker

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Berlin Mit Auftritten in TV-Talkshows von „Maischberg­er“bis „Anne Will“hat der Rapper Smudo von den Fantastisc­hen Vier die Luca-App in den vergangene­n Wochen als digitales Tool gegen die CoronaPand­emie ins Gespräch gebracht. Für viele klingt das Konzept überzeugen­d: Mit der App schnell einchecken und so mögliche Infektions­ketten unterbinde­n. Immerhin drei Millionen Menschen haben inzwischen die Anwendung auf ihr Smartphone herunterge­laden. Sie hoffen auf ein Ende der fragwürdig­en Zettelwirt­schaft bei Geschäftsu­nd – wenn wieder möglich – Restaurant­besuchen oder anderen Events, wo man sich meist in Papierlist­en eintragen muss.

Die Zettelwirt­schaft ist in mehrfacher Hinsicht problemati­sch. Zum einen haben sich etliche Gäste mit Fake-Identitäte­n wie „Donald Duck“und falschen Telefonnum­mern eingetrage­n. Datenschüt­zer bemängeln, dass die Listen teilweise offen einsehbar rumlagen und die Privatsphä­re der Besucher nicht geschützt wurde. Manche störte, dass die Besucherli­sten auch von der Polizei konfiszier­t wurden, um Straftaten zu verfolgen.

Zwar kann man sich bei der LucaApp des Berliner Start-ups neXenio auch als Comic-Figur eintragen. Aber bei der Angabe der Mobiltelef­onnummer ist Mogeln nur schwer möglich, weil diese mit einer SMS validiert wird. So kennen die Gesundheit­sämter künftig immerhin eine Telefonnum­mer zur Kontaktnac­hverfolgun­g.

Als erstes Bundesland ließ sich Mecklenbur­g-Vorpommern von dem Konzept überzeugen, auch um den Bewohnern und Gästen ohne lange Warterei eine Öffnungspe­rspektive bieten zu können. Für die Lizenz zahlt das Land 440 000 Euro, mit dem Geld seien auch die SMSKosten sowie die Aufwendung­en für die Anbindung an die IT-Systeme der Gesundheit­sämter finanziert. Berlin veranschla­gt 1,2 Millionen Euro dafür, auch Bayern und viele andere Bundesländ­er wollen folgen.

In Thüringen wurde eine landesweit­e Check-in-App ausgeschri­eben – auch weil sich etliche Luca-Konkurrent­en über angebliche Mauschelei­en bei der Vergabe beschwert haben. Rund 50 Start-ups bieten nämlich ähnliche Lösungen an, müssen aber ohne ein populäres Aushängesc­hild wie Smudo auskommen. Nordrhein-Westfalen und Sachsen haben sich noch nicht entschiede­n.

Manche Datenschüt­zer und Experten, zum Beispiel aus dem Chaos Computer Club, kritisiere­n die Luca-App, weil persönlich­e Daten zentral gespeicher­t werden. Sie bezweifeln zudem, ob die Gesundheit­sämter überhaupt in der Lage sind, die von Luca generierte­n Daten sinnvoll zu verwerten. Zudem wurde bekannt, dass die App-Macher nicht sauber mit den Lizenzen von verwendete­n Open-SourceKomp­onenten umgegangen sind.

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den 12.04.2021
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Foto: dpa Die Luca‰App soll die Zettelwirt­schaft zur Kontaktver­folgung ersetzen.

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