Friedberger Allgemeine

Wie der Hightech‰Standort München ausstrahlt

Apple ist seit 40 Jahren in der Landeshaup­tstadt. Das Unternehme­n investiert in den kommenden Jahren eine Milliarde und will dort ein europäisch­es Zentrum für Chip-Design aufbauen. Warum von der Entscheidu­ng auch die Region profitiert

- VON STEFAN KÜPPER

München Dass es nach München viele Hightech-Konzerne zieht, ist längst bekannt. Google baut gerade den alten Postpalast in der Arnulfstra­ße in großem Stil aus. Amazon und Microsoft haben ihre Deutschlan­d-Zentralen hier. Apple ist bereits seit 40 Jahren an mehreren Stellen vor Ort, baut seine Präsenz nun aber massiv aus und hat mit der Entscheidu­ng, sein europäisch­es Zentrum für Chip-Design in der Landeshaup­tstadt zu entwickeln, den Tech-Standort gestärkt.

Über eine Milliarde Euro sollen in den nächsten drei Jahren investiert, hunderte neue Mitarbeite­r angeheuert werden und zu den bereits jetzt angestellt­en Teams mit rund 1500 Ingenieure­n aus 40 verschiede­nen Ländern stoßen. Schon heute ist München das größte europäisch­e Entwicklun­gszentrum des kalifornis­chen Konzerns, künftig soll es noch größer werden.

Dabei geht es zum einen um „Power Management Design“, sprich um Batteriela­ufzeiten: Wie kann der Strom in einem iPhone oder einem MacBook so leistungss­tark und effizient wie möglich verwendet werden. Zum anderen geht es um mobile Technologi­en, Funkmodems,

um eigene Chips, damit die Apple-Geräte schneller und besser kommunizie­ren können, damit ein iPhone zum Beispiel Daten schneller senden und empfangen kann. Die Stichworte dazu lauten 5G und die folgenden Generation­en von Mobilfunks­tandards. AppleChef Tim Cook kennt München, vor zwei Jahren besuchte er das Oktoberfes­t und das bereits existieren­de „Bavarian Design Center“von Apple. Er gab seinen bayerische­n Mitarbeite­rn kürzlich mit auf den Weg: „Ich könnte nicht gespannter sein auf das, was unsere Ingenieurt­eams in München noch alles entdecken werden – von der Erforschun­g neuer Möglichkei­ten in der 5G-Technologi­e bis hin zu einer neuen Generation von Technologi­en, die noch mehr Leistung, Geschwindi­gkeit und Konnektivi­tät ermögliche­n werden.“

Bei der Stadt München ist man sehr zufrieden mit der Entscheidu­ng des iPhone-Hersteller­s. Wirtschaft­sreferent Clemens Baumgärtne­r spricht von einer „starken Leuchtkraf­t“, die das Milliarden­Investment habe. Und die Wissenscha­ft bestätigt das. Oliver Falck, Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieö­konomik und neue Technologi­en, erklärt, der Standort München habe sowohl moderne Industrie wie BMW oder Siemens als eben auch Software-Firmen wie Microsoft, Google, IBM Watson und Amazon Web Services. In der Vernetzung von Maschinen in der Produktion, dem autonomen Fahren und vor

Foto/Grafik: Apple allem den datenbasie­rten Geschäftsm­odellen lägen in Zukunft enorme Potenziale. Die Kombinatio­n aus Industrie und IT sei daher für Apple „sehr interessan­t“und in dieser Form auch „einzigarti­g“in Deutschlan­d. Perspektiv­isch könnte das bedeuten: „Wenn ein Unternehme­n wie Apple einsteigt, ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass sich viele weitere innovative Firmen in diesen Bereichen ansiedeln. Es könnte sich ein größeres Kompetenzc­luster bilden, was für den Standort künftig einen Wettbewerb­svorteil begründen kann.“

Der Präsident der Technische­n Universitä­t München, Thomas F. Hofmann, sagte unserer Redaktion: „Diese Entscheidu­ng von Apple zeigt ganz klar die Bekenntnis eines weiteren Weltuntern­ehmens zur herausrage­nden Innovation­skraft und Talentschm­iede des HightechSt­andorts München.“Die Metropolre­gion München habe sich zu einem europaweit beispiello­sen Innovation­sökosystem entwickelt. Ganz wesentlich seien die wachstumso­rientierte­n Hightech-Start-ups, von denen jährlich bis zu 80 allein aus der TU entstünden. „Das ist einmalig in Deutschlan­d. Sie sind Technologi­etreiber, Sparringsp­artner und Auftragneh­mer für die Konzerne.“Im globalen Wettbewerb müsse der Hightech-Standort München daher kaum einen Vergleich scheuen. „Ob Sie ins Silikon Valley schauen, nach London, Singapur oder Peking: München ist hier in vielen Bereichen auf Augenhöhe unterwegs.“

Und die Region profitiert auch von dieser Strahlkraf­t. Apple zum Beispiel arbeitet mit verschiede­nen deutschen und bayerische­n Firmen zusammen. Dazu gehören etwa der Batteriehe­rsteller Varta und das eigentümer­geführte Chemieunte­rnehmen Delo aus Windach am Ammersee. Das liefert Klebstoff für die sogenannte „Face ID Technologi­e“in Apple Produkten wie dem iPhone 12 Pro. Delo arbeitet auch mit Apples Umweltteam zusammen, um die Verwendung von schädliche­n Chemikalie­n und den CO -Fußabdruck zu reduzieren.

Delos Hightech-Klebstoffe werden weltweit in Smartphone­s und Autos verarbeite­t. Huawei, Sony, Bosch oder Siemens sind auch Kunden.

Sabine Herold, geschäftsf­ührende Gesellscha­fterin, sagt zum bayerische­n Apple-Investment: „Im Kern zeigt die Ankündigun­g von Apple zwei Dinge: Erstens, dass Hardware weiter wichtig bleibt. Deutschlan­d hat hier viel Kompetenz und der Mittelstan­d spielt auf Weltniveau. Und zweitens: Selbst wenn Premium-Geräte wie die von Apple in Asien gefertigt werden, sichern sie auch in Deutschlan­d zahlreiche Arbeitsplä­tze auf allen Qualifikat­ionslevels.“

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Apple hat mehrere Standorte in München. Das neue Gebäude in der Karlstraße ist derzeit noch eine Baustelle und soll bis Ende 2022 bezogen werden.

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