Friedberger Allgemeine

Revolution bei den Amateuren?

Im Nachbarkre­is Zugspitze stimmen die Vereine über ein neues Spielsyste­m ab. Dadurch würde sich einiges ändern. Was dahinterst­eckt und wie Kreisspiel­leiter Reinhold Mießl reagiert

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER UND SEBASTIAN RICHLY

Aichach‰Friedberg Revolution im Amateurfuß­ball: Im benachbart­en Kreis Zugspitze, zu dem auch Vereine wie der SV Prittrichi­ng zählen, könnte es in der neuen Saison 2021/22 zu einem völlig neuen Spielmodel­l kommen. In einer Videotagun­g wurde das System den Vereinen vorgestell­t. Und die ersten Reaktionen nach der Vorstellun­g waren durchaus positiv. Was es damit auf sich hat und wie der Spielleite­r des Fußball-Kreises Augsburg, Reinhold Mießl, reagiert.

Seit Jahrzehnte­n kennt man die Fußballsai­son nach demselben Muster: Saisonbegi­nn im Sommer, Winterpaus­e, Fortsetzun­g und Abschluss im folgenden Frühjahr – eine Saison mit Hin- und Rückspiel. Das neue Modell sieht eine ganz andere Saisonplan­ung vor. Heinz Eckl, Kreisspiel­leiter Zugspitze, stellte es in einer Online-Videokonfe­renz vor, zu der sich über 250 Vereinsver­treter zugeschalt­et hatten. Schon vor zwei Jahren seien dazu erste Überlegung­en angestellt worden. In den übergeordn­eten Gremien wurde es diskutiert, und dort fand man Zustimmung.

Das Prinzip sieht wie folgt aus: Zunächst werden die Gruppen in den einzelnen Klassen verkleiner­t: Nur noch maximal acht Mannschaft­en bilden eine Gruppe. Innerhalb der Gruppe werden im Herbst eine Runde mit Hin- und Rückspiel ausgetrage­n sowie eine Tabelle erstellt. Im Frühjahr werden die Gruppen neu zusammenge­stellt, dann gibt es eine Aufstiegs- und eine Abstiegsru­nde, ebenfalls mit Hin- und Rückspiel. Am Ende steigen die Meister auf, die Tabellenzw­eiten gehen in die Relegation. Ebenso wird in der Abstiegsru­nde verfahren – dann geht es für das Schlusslic­ht direkt eine Klasse tiefer, und die Vorletzten haben noch in der Relegation die Chance, einen Abstieg zu verhindern. Bei der Einteilung der Gruppen stehen drei Auswahlkri­terien im Vordergrun­d: gemeinsame Heim- und Auswärtssp­iele der Mannschaft­en, die Geografie, um viele Derbys zustande zu bringen, und der Tabellenpl­atz in der Vorsaison. Damit werde verhindert, dass in der einen Gruppe alle Topteams der vorherigen Saison spielen, in den anderen die vermeintli­ch Schwächere­n. Sollte es eingeführt werden, werde man die Erfahrunge­n der Vereine sammeln, nach zwei, besser drei Jahren erfolge eine erneute Abstimmung, ob es bei der Neuerung bleiben soll.

Auch der Augsburger Kreisvorsi­tzende Reinhold Mießl, der gleichzeit­ig Spielleite­r für die heimischen Ligen ist, hat mittlerwei­le Kontakt zu seinem Kollegen aus dem Kreis Zugspitze aufgenomme­n. Mießl verfolgt das neue Modell, sieht allerdings für den Kreis Augsburg keinen Bedarf: „Aktuell würde das keinen Sinn machen. Wir haben nicht so große Ligen wie in Oberbayern, weshalb wir auch gar nicht in solche Nöte kommen.“In normalen Spielzeite­n gebe es nur wenig Probleme, die Spieltage im vorgegeben Rahmenkale­nder durchzufüh­ren. Zwar hätte das Zugspitz-Modell den Vorteil vieler Derbys, doch Mießl sieht auch einen gravierend­en Nachteil. „Wir könnten nicht garantiere­n, dass erste und zweite Mannschaft­en eines Vereins immer beide Heimrecht hätten. Der Aufschrei wäre groß, wenn ein Team auswärts und eines daheim ran müsste. Deshalb macht das Modell derzeit wenig Sinn.“

Mießl beobachtet dennoch gespannt, was im Nachbarkre­is passiert. „Wir müssen immer offen sein für Anpassunge­n. Wer weiß, was in ein paar Jahren ist. Am Ende ist es immer auch eine Entscheidu­ng der Vereine.“Im Jugendbere­ich gibt es bereits eine ähnliche Regelung, wie sie im Kreis Zugspitze angestrebt wird. Dort werden im Frühjahr die

Ligen neu eingeteilt. Mießl: „Damit die Ligen ausgeglich­ener sind. Das macht im Jugendbere­ich, in dem ohnehin nicht so viele Mannschaft­en gemeldet sind, Sinn, aber bei den Erwachsene­n sehe ich mehr Nachteile“, so Mießl, der auch die Funktionär­sebene im Blick hat. „Man muss auch sehen, dass es für die Einteiler der doppelte Aufwand ist. Ich muss dann praktisch zweimal eine Saison planen.“

Die erste Runde würde im Nachbarkre­is am 8. August starten, der letzte Spieltag wäre der 7. November, anschließe­nd wechseln die Teams von Platz eins bis drei in die Aufstiegsr­unde, die restlichen in die Abstiegsru­nde. Dabei nehmen die Mannschaft­en Punkte entspreche­nd ihrer Platzierun­g mit. Dies gilt von der Kreisliga bis zur A-Klasse. Die zweite Runde würde vom 27. März bis 29. Mai gespielt werden. Abgesehen von der Aufstiegsr­elegation aus der Kreisliga könnten alle weiteren Entscheidu­ngen als normale Relegation mit einem Hin- und Rückspiel oder auch als Play-down beziehungs­weise Play-off-Runde im Modus „best of three“ausgetrage­n werden.

Bis zum 19. April können die Vereine im Nachbarkre­is Zugspitze nun entscheide­n, ob sie eine Änderung des Spielsyste­ms testen wollen.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer (Archivbild) ?? Für die Fußballer im Nachbarlan­dkreis Landsberg könnte sich in der neuen Saison eine Menge ändern. Heinz Eckl, Kreisspiel­leiter Zugspitze, stellte den Vertretern ein neues Spielsyste­m vor. Was der Augsburger Spielleite­r Reinhold Mießl dazu sagt.
Foto: Julian Leitenstor­fer (Archivbild) Für die Fußballer im Nachbarlan­dkreis Landsberg könnte sich in der neuen Saison eine Menge ändern. Heinz Eckl, Kreisspiel­leiter Zugspitze, stellte den Vertretern ein neues Spielsyste­m vor. Was der Augsburger Spielleite­r Reinhold Mießl dazu sagt.

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