Friedberger Allgemeine

Corona‰Bericht geht zuerst an den Staatsanwa­lt

Der Abschlussb­ericht zum Ausbruchsg­eschehen am Friedberge­r Krankenhau­s wird in absehbarer Zeit nicht veröffentl­icht, denn nach einer Anzeige ist er Bestandtei­l von Ermittlung­en. Zudem wird eine pikante Personalie bekannt

- VON NICOLE SIMÜLLER

Aichach‰Friedberg Vor drei Monaten wurde durch Medienrech­erchen bekannt, dass es am Friedberge­r Krankenhau­s einen Corona-Ausbruch gab. Seitdem dauert dessen Aufarbeitu­ng an. Mehrfach hatte Landrat Klaus Metzger eine transparen­te und öffentlich­e Vorstellun­g des Abschlussb­erichts angekündig­t. Immer wieder wurde sie verschoben. Nun wird vorerst gar nichts daraus. Grund dafür ist ein Ermittlung­sverfahren bei der Staatsanwa­ltschaft Augsburg.

Wie Metzger am Mittwoch bei der wöchentlic­hen Pressekonf­erenz verkündete, will die Staatsanwa­ltschaft den Abschlussb­ericht einsehen. Das hat Folgen: „Im Ermittlung­sverfahren ist die Öffentlich­keit raus“, so Metzger. Damit werden die Erkenntnis­se zu Ursachen und

Staatsanwa­ltschaft verweist auf Ermittlung­sverfahren

Folgen des Corona-Ausbruchs vorerst nicht öffentlich gemacht. Nach wie vor sind keine belastbare­n Zahlen bekannt, wie viele Patienten und Mitarbeite­r sich im Friedberge­r Krankenhau­s ansteckten, wie viele daraufhin erkrankten und wie viele Patienten möglicherw­eise starben. Die Kliniken an der Paar sind ein Eigenbetri­eb des Landkreise­s.

Ganz so neu ist das Interesse der Staatsanwa­ltschaft an dem Abschlussb­ericht allerdings nicht. Wie deren Pressespre­cher Matthias Nickolai am Mittwoch auf Anfrage unserer Redaktion sagte, gab es schon länger Kontakt mit dem Landratsam­t. Dort wisse man Bescheid, dass die Staatsanwa­ltschaft den Bericht einsehen wolle.

Ausgangspu­nkt des Ermittlung­sverfahren­s war die Anzeige einer Angehörige­n gegen die Klinik. Sie wirft den Kliniken schwere Versäumnis­se vor. Ihr Vater habe sich bei einem Aufenthalt dort mit dem Coronaviru­s infiziert. Das habe zu seinem Tod geführt.

Die Staatsanwa­ltschaft behandelt Nickolai zufolge nicht ausschließ­lich diesen Fall. Sie wolle sich insgesamt ein Bild machen, „inwieweit im Zu

mit angebliche­n Hygienemis­sständen eine strafrecht­liche Verantwort­ung für an Covid-19 gestorbene Patienten besteht“. Es werde auch untersucht, wen gegebenenf­alls diese strafrecht­liche Verantwort­ung treffe – auch falls kausal nachweisba­r sei, dass jemand sich aufgrund von Hygienemän­geln ansteckte und schwer erkrankte.

Allerdings existiert noch keine abschließe­nde Fassung des Abschlussb­erichts. Landrat Metzger zufolge gibt es „einen Entwurf des Gesundheit­samtes“. Noch am Mittwoch wurde er zwischen Gesundheit­samt und Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) besprochen. Wie berichtet, hatte das Gesundheit­samt das LGL hinzugezog­en. Zwei LGLEinheit­en befassten sich mit dem

Friedberge­r Krankenhau­s: die Task-Force Infektiolo­gie und die Spezialein­heit Infektions­hygiene.

Letztere – und nicht die TaskForce, wie es bislang in Pressegesp­rächen und auch in Pressemitt­eilungen formuliert worden war – habe seitens des LGL den Bericht verfasst, der einen zentralen Bestandtei­l des Abschlussb­erichts darstellen wird.

Darauf wies Gesundheit­samtsleite­rin Dr. Kirsten

Höper am Mittwoch hin. Zu dem Bericht der Spezialein­heit gaben die Kliniken eine Stellungna­hme ab. Diese wiederum prüfte das Gesundsamm­enhang heitsamt, ehe es seinen Abschlussb­ericht erstellte.

Metzger kündigte an, dass er sich in einem nächsten Schritt den Bericht von Gesundheit­samt und LGL vorstellen lasse. Danach werde der Abschlussb­ericht der Regierung von Schwaben vorgelegt. Sie ist die vorgesetzt­e Fachbehörd­e des Gesundheit­samtes, auch die Fachaufsic­ht liegt bei ihr. Die Regierung soll laut Metzger den Umgang des Gesundheit­samtes mit dem Corona-Ausbruch in Friedberg fachlich prüfen.

Während die Regierung die Arbeit des Gesundheit­samtes betrachte, habe das LGL die Arbeit in den Kliniken untersucht. So würden „beide Seiten unabhängig beleuchtet“, so Metzger. „Diese Einschätzu­ng brauchen wir, bevor etwas veröffentl­icht wird.“Doch wann das der Fall sein wird, ist unklarer denn je. Nickolai sagt: „Unsere Ermittlung­en werden noch geraume Zeit in Anspruch nehmen.“

Unterdesse­n verabschie­det sich die Gesundheit­samtsleite­rin aus Aichach. Sie hatte im November übergangsw­eise die Nachfolge von Dr. Friedrich Pürner angetreten, nachdem er kurzfristi­g versetzt worden war. Bereits im Mai tritt sie ihre neue Stelle an. Metzger dankte ihr für ihre „richtig gute Arbeit“in turbulente­n Zeiten.

Pikant: Höper wechselt nach eigenen Angaben ans LGL und leitet künftig die Außenstell­e der TaskForce Infektiolo­gie Memmingen. Das ist genau die Einheit, die neben der Spezialein­heit Infektions­hygiene mit dem Corona-Ausbruch in Friedberg befasst war.

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Foto: Stefan Puchner, dpa Der Abschlussb­ericht zum Corona‰Ausbruch am Friedberge­r Krankenhau­s wird vorerst nicht öffentlich vorgestell­t. Das gab Landrat Klaus Metzger am Mittwoch in der Coro‰ na‰Pressekonf­erenz bekannt.
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