Friedberger Allgemeine

So lief der Schulstart mit Schnelltes­ts

In den Osterferie­n rief Kultusmini­ster Piazolo Selbsttest­s als „Eintrittsk­arten zum Unterricht“für die Schüler in Bayern aus. Nun ziehen Schulleite­r aus dem Wittelsbac­her Land eine erste Bilanz

- VON KATJA NEITEMEIER UND NIKOLAI RÖHRICH

Aichach‰Friedberg Das testende Klassenzim­mer: Maske ab, Kopf in den Nacken und dann den Tupfer in die Nase – zwei Zentimeter weit und in jedem Nasenloch fünf mal drehen. So oder so ähnlich begann für die Schüler im Wittelsbac­her Land der erste Schultag nach den Osterferie­n. Zwei mal die Woche ist das Selbst-Testen im Präsenzunt­erricht nun Pflicht. Am Montag in der ersten Stunde wurde daher fleißig unter Aufsicht des Lehrperson­als mit Corona-Teststäbch­en in der Nase gebohrt – für die jüngeren Schüler machte es das per Video aus der Augsburger Puppenkist­e zugeschalt­ete Kasperle im Doktorkitt­el vor.

Annika Lauter, Rektorin der Grundschul­e Kissing, zieht ein positives Fazit. „Unsere Kinder waren guter Dinge. Jetzt popeln wir uns

Einige Kinder bleiben im Distanzunt­erricht

halt in der Nase, aber dafür können wir wieder in die Schule gehen, sagen sie“, sagt Lauter. „Wir hatten keine Rückmeldun­g, dass irgendetwa­s passiert wäre.“Nur zwei Grundschül­er, denen es vor dem Test etwas unwohl war, hätten in ihrem Büro einer „Betreuung mit Gummibärch­enhilfe“bedurft.

Zwar gebe es Eltern, die ihre Kinder aufgrund der Testpflich­t nicht zur Schule schickten, allerdings seien sie klar in der Minderzahl, so Lauter. Für diese Kinder gebe es zwar keinen Anspruch auf Distanzunt­erricht, aber: „Wir schauen, dass alle ihr Material bekommen. Wer zu Hause bleibt, bekommt den Unterricht zum Abholen oder digital.“Zwar lobt Lauter die Eltern für ihre Unterstütz­ung bei der Vorbereitu­ng der Grundschül­er auf die Selbsttest­s, allerdings wünscht sie sich von manchen einen lockereren Umgang mit der Situation.

Josef Maisch, Direktor des Meringer Gymnasiums, ist sicher, den Schulstart mit Selbsttest-Pflicht souverän über die Bühne gebracht zu haben: „Wenn Gymnasiall­ehrer etwas machen müssen, dann können die das“, scherzt er. Positive Tests gab es ebenso wenig wie andere Probleme. Zu Hause blieben etwa fünf Prozent der Schülersch­aft.

Ein größerer Anteil der Oberstufen-Schüler habe sich im Vorfeld an Teststatio­nen testen lassen, berichtet der Rektor. Das sei in Eigeniniti­ative geschehen, damit in der heißen Phase vor dem Abitur keine wertvolle Unterricht­szeit verloren geht.

An der Friedberge­r KonradinRe­alschule hingegen herrschte vor dem Start der Selbsttest­s Anspannung, berichtet Rektorin Daniela Walther. „Denn unsere Tests haben wir leider erst in den Osterferie­n erhalten.“Dennoch habe alles gut geklappt. „Die fünfte Klasse, die ich unterricht­e, fand das Prozedere sogar sehr spannend. Eine Schülerin meinte, das Testen sei wie ein chemischer Selbstvers­uch.“

An der Realschule in Aichach läuft es nach Angaben des Schulleite­rs Hans Friedrich Stock besser als gedacht. „Erwachsene sind in dieser Hinsicht manchmal etwas verkopfter als die Kinder.“Es kam zu keinen Verletzung­en oder Ähnlichem. „Vielleicht haben einige Eltern das auch mit ihren Kindern zuhause geübt“, sagt er. Für manche Eltern sind die Selbsttest­s problemati­sch, weil sie ihr Kinder nach einem positiven Ergebnis direkt von der Schule abholen müssen. „In vielen Familien sind beide Elternteil­e berufstäti­g. Wenn das Kind spontan abgeholt werden muss, ist das für sie schwierig“, erklärt Stock.

„Insgesamt ist es bisher mit den Selbsttest­s an unserer Schule gut gelaufen“, sagt Frank Schweizer, Schulleite­r vom Deutschher­renGymnasi­um (DHG) Aichach. An seiner Schule werden vier Mal in der Woche alle Schüler getestet, weil dort täglich die Schülergru­ppen wechseln. Bislang musste aber noch kein Schüler wegen eines positiven

Ergebnisse­s nach Hause geschickt werden. Eine kleine Gruppe Schüler am DHG möchte sich nicht jeden Tag testen und befindet sich deswegen dauerhaft im Distanzunt­erricht. Auch andere sehen diese Maßnahme kritisch.

Der Aichacher Anwalt Marc Sturm vertritt drei Familien, eine aus Aichach-Friedberg, die mit den verpflicht­enden Selbsttest­s nicht einverstan­den sind. Deswegen hat er vergangene Woche einen Normenkont­rollantrag beim Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of (VGH) eingereich­t. Nach Angaben des VGH wurde über Sturms Antrag noch nicht entschiede­n. Einen ähnlichen Antrag aus Forchheim (Oberbayern) hat der VGH abgelehnt. Laut Sturm bezieht sich diese Entscheidu­ng aber nicht darauf, ob Schüler, die bereits eine Covid-Erkrankung überstande­n haben, sich trotzdem jeden Tag testen lassen müssen. „Hier bin ich der Meinung, dass der persönlich­e Anwendungs­bereich der Testpflich­t zu weit geht und damit verfassung­swidrig ist“, teilt er mit.

Eine Mutter aus Aichach, die anonym bleiben möchte, steht manchen Corona-Maßnahmen kritisch gegenüber. Ihre Tochter besuche die achte Klasse des Gymnasiums in Aichach. Dort blieben trotz Testpflich­t Regelungen wie Masken und Mindestabs­tand bestehen. „Grundsätzl­ich finde ich die Testpflich­t sinnvoll. Ich verstehe aber nicht, warum andere Maßnahmen nicht gelockert werden können“, sagt sie.

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa (Symbolbild) Wer in die Schule will, muss sich in Aichach‰Friedberg seit Montag regelmäßig auf Corona testen lassen. Die Schulleite­r in Landkreis haben nun eine erste Bilanz gezogen – und die fällt gut aus.
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Foto: Eva Weizenegge­r (Archivbild) Auch am Meringer Gymnasium wurden am Montag Corona‰Selbsttest­s gemacht. Bis‰ her gab es keinen einzigen positiven Test.

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