Feuer und Flamme für die Jugendfeuerwehr
Sie retten, löschen, bergen und schützen: Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Aichach-Friedberg sind unverzichtbar. Deswegen sind Jugendfeuerwehren so wichtig, denn nur so gibt es genügend Nachwuchs für die Aktiven
AichachFriedberg Der Jugendliche ist auf den ersten Blick nur schwer zu sehen. Sein Gesicht bedeckt eine Atemmaske. Auf dem Rücken trägt er zwei Gasflaschen. Konzentriert schaut er auf einen Gegenstand aus Metall in seinen Händen. Genauer ist dieser nicht zu erkennen, weil er sich in einem Tank voller Wasser befindet. Was ein wenig an eine Szene aus einem Agententhriller erinnert, ist ein Bild auf dem Instagram-Kanal der bayerischen Jugendfeuerwehren. Denn auch Tauchen und Arbeiten unter Wasser gehören bei manchen Wehren dazu.
Unter dem Motto „Finde dein Feuer“wollen die bayerischen Jugendfeuerwehren mehr junge Leute für sich begeistern. Gerade im ländlichen
Im Landkreis gibt es insgesamt rund 100 aktive freiwillige Feuerwehren
Raum sind die freiwilligen Feuerwehren besonders nötig.
Im Wittelsbacher Land sind rund 1000 Jugendliche bei den verschieden Jugendfeuerwehren aktiv. Insgesamt gibt es rund 100 freiwillige Feuerwehren im Landkreis. Alle haben eines gemeinsam: Die Aktiven sind Ehrenamtliche. Sie gehen dieser Aufgabe in ihrer Freizeit nach. „Die vielen Wehren sind auch nötig“, sagt Magnus Hammerl, Kreisjugendwart der freiwilligen Feuerwehren im Wittelsbacher Land, am Telefon. Im gesamten Landkreis gibt es keine Berufsfeuerwehr. In 70 der 100 Wehren gibt es spezielle Jugendfeuerwehren, in denen Jugendliche zu Feuerwehrleuten ausgebildet werden.
Deswegen stehen bei Übungen praktische, aber auch theoretische
Inhalte auf dem Programm. Das bedeutet, dass Jugendliche zum
Beispiel den Umgang mit dem Löschschlauch üben oder lernen, wie viel Wasser insgesamt in ein Löschfahrzeug passt. All das diene dazu, die Jugendlichen auf den regulären Dienst bei der Feuerwehr vorzubereiten, erklärt Hammerl.
Jedes Jahr gebe es zudem ein großes Angebot an Prüfungen und Wettbewerben. Dabei messen sich Jugendfeuerwehren aus ganz Bayern in verschiedenen Disziplinen. Allerdings sei das nicht alles, sagt Hammerl. „Einen großen Teil machen auch Maßnahmen der allgemeinen Jugendarbeit aus“, erklärt er. Konkret heißt das: Die Jugendlichen unternehmen zusammen Tagesausflüge oder gehen zelten.
Im Landkreis sind auch viele Mädchen und junge Frauen aktiv. „Der Mädchenanteil liegt bei uns im Moment bei 30 Prozent“, berichtet Hammerl. Ein Grund: ein regelrechter Generationenwechsel in vielen Wehren. Er hat auch von ganz anderen Zeiten gehört. „Es gab früher einige Betonköpfe“, sagt Hammerl. Frauen und Mädchen waren zu dieser Zeit bei einigen Wehren eher unerwünscht. Eine weitere Erklärung: Bei bayernweiten Kampagnen wurden gezielt Mädchen und junge Frauen angesprochen, sich bei der freiwilligen Feuerwehr zu engagieren.
Eine, die das nicht brauchte, ist Manuela Frohnwieser. Seit 20 Jahren ist sie Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Pöttmes. „Mein Vater war lange selbst in der aktiven Wehr und hat uns Kinder immer mitgenommen“, erzählt sie. Deswegen wurde sie mit zwölf Jahren Mitglied bei der Jugendfeuerwehr. Mit 18 wechselte sie in die aktive Wehr. Das heißt, sie wurde Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Pöttmes. Seit dieser Zeit ist sie auch als stellvertretende Jugendwartin für den Nachwuchs verantwortlich. Was fasziniert sie an ihrem Ehrenamt? „Die Feuerwehr ist spannend, weil man sich ganz praktisch mit technischen Themen beschäftigt“, erklärt die junge Frau. Ein weiterer Reiz für sie: die Kameradschaft untereinander und das gute Gefühl, anderen zu helfen.
Seitdem Frohnwieser in der aktiven Wehr ist, ist sie auch stellvertretende Jugendwartin in Pöttmes. „Das hat sich einfach so ergeben“, berichtet sie. Momentan sind in Pöttmes acht Jugendliche aktiv. „Natürlich freue ich mich auch, wenn die
Gruppe größer wird“, sagt Frohnwieser. Um mitzumachen, müssen Kinder und Jugendliche mindestens zwölf Jahre alt sein. Grundsätzlich findet Frohnwieser diese Altersgrenze sinnvoll. Allerdings ist sie in einer Hinsicht problematisch. „Das Freizeitangebot wird immer vielfältiger. Andere Vereine nehmen schon deutlich früher neue Mitglieder auf“, erzählt sie. In so einer Situation sei es manchmal schwieriger, Jugendliche für die Feuerwehr zu begeistern. Zudem sei es problematisch, dass vielen Jugendlichen neben der Schule schlicht die Zeit fehle, um sich ehrenamtlich zu engagieren.
Und inwieweit spielt ihr Geschlecht eine Rolle? Bei dieser Frage hält Manuela Frohnwieser kurz inne. „Die Frage kann ich Ihnen gar nicht so richtig beantworten“, sagt sie schließlich. Das liegt aber nicht daran, dass sie bei ihrer Arbeit ständig an ihr Geschlecht erinnert würde – ganz im Gegenteil. „Für mich sind Frauen in der Feuerwehr nichts Neues“, erzählt sie. Frohnwieser kann sich nicht daran erinnern, dass es in ihrer Zeit keine Frauen bei der freiwilligen Feuerwehr in Pöttmes gegeben hätte. Grundsätzlich kann sie sich nicht vorstellen, warum das auch anders sein sollte. „Wir arbeiten bei der Feuerwehr als Team zusammen“, sagt sie.
Das bedeute auch, dass man sich gegenseitig helfe – unabhängig vom Alter oder Geschlecht. Allerdings beobachtet sie, dass in der aktiven Wehr weniger Frauen als Männer sind. „Ich glaube, das hat viele Gründe und hat nicht unbedingt etwas mit Stereotypen zu tun“, sagt sie. Stattdessen bemerkt sie, dass Frauen eher wegziehen, um zum Beispiel mit ihrem Partner zusammenzuleben. Mit dem Wohnortwechsel geht oft der Austritt aus der aktiven Wehr einher. Umso wichtiger sei es, dass es immer genug Nachwuchs gebe, sagt sie.
Jugendfeuerwehren konkurrieren mit anderen Vereinen um Mitglieder
» Alle, die, sich bei einer Jugendfeuerwehr engagieren möchten, können sich bei der freiwilligen Feuerwehr in ihrem Wohnort melden. Eine Übersicht über Jugendgrup pen und Ansprechpartner gibt’s auf der Webseite der Kreisjugendfeuerwehr www.jfaicfdb.de