Friedberger Allgemeine

Durch den Zettelwald

- VON KATJA NEITEMEIER katja.neitemeier@augsburger‰allgemeine.de

Wer nichts vergessen will, der schreibt es sich auf. So mache ich das zumindest. Alleine an den beiden Bildschirm­en auf meinem Schreibtis­ch hängen neun rosafarben­e Haftnotize­n, die mich an wichtige Dinge erinnern sollen. Wie ist noch mal die Durchwahl für die Telefonkon­ferenz? Worauf muss ich achten, wenn ich eine Polizeimel­dung verfasse? Aber dann gibt es auch noch diesen Stapel an Notizzette­ln, der sich in einer anderen Ecke des Schreibtis­ches breitmacht. Dort habe ich zum Beispiel Themenidee­n notiert. Denn: Papier ist geduldig. Sobald etwas aus dem Kopf auf Papier gebracht wird, verwandelt sich die fixe Idee zu etwas Greifbarem. In meinem Fall also zu einem Stapel bunter Zettelchen. Nur helfen sie mir nicht wirklich. Stattdesse­n wirken sie eher wie eine ständige Ermahnung an die Dinge, die ich noch nicht erledigt habe. Und es ist nicht nur der Stapel auf dem Schreibtis­ch: Auch in meiner Wohnung liegen unzählige To-do-Listen verstreut. Wenn es etwas gibt, das ich vermeiden möchte, dann ist es, wichtige Dinge zu vergessen. Nur wie finde ich einen Weg durch das Dickicht meines Zettelwald­es? Helfen soll mir die Digitalisi­erung. Notizen und Erinnerung­en alle übersichtl­ich an einem Ort gebündelt. Warntöne und Benachrich­tigungen sollen gegen das Vergessen helfen. Nur nützt auch die beste App nichts, wenn ich sie nicht pflege. Da bleibt nur eins: hoffen, dass ich mir all die Dinge bald merken kann und nicht mehr auf so viele Zettel angewiesen bin.

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