Mering bekommt wieder eine Backstube
Am Donnerstag eröffnet die Bäckerei Cumpanum eine Filiale in der Marktgemeinde. An Bord ist zudem die Genossenschaft Herzstück mit nachhaltigen, bio-regionalen Lebensmitteln und Kosmetikprodukten – ein Pilotprojekt
Mering Unter Hochdruck haben Handwerker die vergangenen zwei Wochen in den Räumen des ehemaligen Café Seelenzeit gezimmert, gewerkelt, geschleppt, damit für die Neueröffnung vom Cumpanum alles fertig ist. In dem erdig gestrichenen und mit Holz vertäfelten Geschäft warten auf Kunden einige Besonderheiten: So hat Inhaber André Heuck zentral etwa eine offene Backstube einbauen lassen. Denn die Brote werden dort von den frühen Morgenstunden bis mittags direkt vor Ort geformt und gebacken. „Nachdem Dilger aufgehört hat, sind wir in Mering nun der einzige Bäcker, der selbst bäckt“, sagt er.
Dieses Konzept realisiert er in all seinen insgesamt sieben Filialen: „Kunden können bei uns zuschauen, mit uns sprechen, nachfragen“, verspricht er und erklärt, dass seine Backwaren allesamt handwerklich und in Bio-Qualität hergestellt werden. Die Sauerteigbrote bestehen aus den alten Getreidesorten Dinkel, Roggen, Emmer und Einkorn. Weizenmehl wird nicht verwendet. „Wir sind außerdem die einzigen im Landkreis, die keinerlei technische
Enzyme einsetzen“, fügt er stolz hinzu. Auch von Backmischungen lässt der Cumpanum-Chef die Finger. „Wir backen so, wie das die Oma früher gemacht hat“, erklärt er. Dadurch sei der Geschmack besser, die Backwaren blieben länger frisch und seien bekömmlicher.
Passend zu diesem nachhaltigen Backwaren-Angebot werden in seinem Geschäft zudem Lebensmittel und Kosmetik von Herzstück verkauft. Das ist eine Genossenschaft, bei denen sich Bürger, Landwirte und Produzenten zusammengeschlossen haben, um eine regionale Alternative zur üblichen Supermarktsituation zu erschaffen, fasst Gründerin und Vorstandsvorsitzende Anja Dördelmann zusammen. André Heuck ist ebenfalls engagiertes Mitglied in der Genossenschaft. Man hat es sich zur Aufgabe gemacht, für kleinbäuerliche Betriebe, traditionelles Handwerk sowie für Konsumenten eine Struktur – also Absatzmärkte und Einkaufsmöglichkeiten – zu schaffen, die eine regionale nachhaltige Wirtschaftsweise möglich machen. Im Fokus stehen dabei die Schlagworte bio, regional, palmölfrei, verpackungsarm. Die Genossenschaft zählt über 400
Mitglieder und wächst stetig, jeder kann sich beteiligen und die Struktur damit auch unterstützen. Dabei ist sie noch relativ jung. Als HeimatEntwicklerin bei der Initiative HeimatUnternehmen (StELF) arbeitet Anja Dördelmann für regionale Wertschöpfungsketten und möchte mit der Herzstück-Gemeinschaft in der hiesigen Region dieses Leuchtturm-Projekt etablieren. Nach der Gründung der Genossenschaft 2017, eröffnete man im März 2020 in Diedorf den ersten Herzstück-Laden, im Juni folgt ein weiteres Geschäft in Horgau, das zudem eine Kaffeewirtschaft ist. In den beiden Herzstück-Geschäften werden dann natürlich auch Cumpanum-Backwaren verkauft.
In Mering machen es Anja Dördelmann und André Heuck nun erstmals andersrum, es gibt also in der Bäckerei Regale für die Herzstück-Produkte. Ein Pilotprojekt. „Wir werden sehen, wie die Kunden das annehmen“, sagt der Bäckermeister. Er kann aber zuversichtlich sein, schließlich ist seine Bobinger Firma auf Wachstumskurs und eröffnet eine Filiale nach der anderen, vor einem Monat sogar in München. Basis dieses Erfolgs ist neben der hochwertigen Ware sicherlich auch, dass er 100-prozentig hinter seinem Konzept steht. „Ich lebe nachhaltig und bio – und so muss auch meine Bäckerei sein“, erzählt er.
Für die Meringer ist sein Konzept nicht ganz neu, seine Backwaren fanden sich bereits in den Regalen des Unverpacktladens von Sigrun Schlüter. „Ich hatte es schon lange im Kopf, nach Mering zu gehen“, sagt er. Das sei nicht nur eine große, sondern auch eine schöne Marktgemeinde. Privat sei er deshalb früher oft beim Andechser zum Essen gegangen. Nun hat er sein eigenes Geschäft im Zentrum. Die nächsten Tage und Wochen werden André Heuck und Anja Dördelmann viel vor Ort sein, bis sich alle Abläufe im Laden eingespielt haben, und auch den Bürgern das Konzept erklären. Wer neugierig ist, sollte aber gleich zur Eröffnung, denn da kann jeder an einem Würfelgewinnspiel teilnehmen und bekommt Bio-Popcorn aus dem Wittelsbacher Land geschenkt.