Friedberger Allgemeine

Haushaltsd­ebatte fällt aus

- VON THOMAS GOSSNER gth@friedberge­r‰allgemeine.de

Schon mehrfach hat der Friedberge­r Stadtrat die Beratung des Haushalts vertagt. Auch die jüngste Sitzung fiel aus. Der Grund: die Corona-Infektion eines Politikers.

Liest man die Einführung zum Friedberge­r Haushalt 2021, dann könnte man sich fast fürchten. Von einer massiven Gefährdung und signifikan­ten Fehlbeträg­en ist dort die Rede, von fehlenden finanziell­en Spielräume­n und der Notwendigk­eit, über eine Prioritäte­nsetzung ernsthaft nachzudenk­en.

So weit, so dramatisch. Ein Blick auf die nackten Zahlen zeigt aber, dass alles halb so wild ist und sich Friedberg immer noch solider Einnahmen erfreuen kann. Bei der Verabschie­dung des Doppelhaus­halts 2019/20 sah die mittelfris­tige Finanzplan­ung für das Jahr 2021 Gewerbeste­uereinnahm­en von 16,4 Millionen und einen Anteil aus der Einkommens­steuer von 25,4 Millionen vor. Und jetzt, wo das Jahr 2021 gekommen ist? Da liegt die Summe der Steuereinn­ahmen gerade mal 2,4 Millionen unter dieser Vorausscha­u. Das ist, ganz klar, auch ein Geld, sollte aber bei einem Gesamtvolu­men des städtische­n Etats von fast 100 Millionen verschmerz­bar sein.

Zumal die für 2021 angemeldet­en Investitio­nen von über 35 Millionen Euro völlig unrealisti­sch sind. Projekte in dieser Größenordn­ung, das lehrt die Erfahrung, können Politik und Verwaltung von Friedberg in einem Jahr ohnehin niemals abarbeiten. Weniger als die Hälfte schafft Friedberg im langjährig­en Durchschni­tt, so Finanzrefe­rent Wolfgang Schuß bei den Haushaltsb­eratungen 2019. Wesentlich verändert haben dürfte sich das seither nicht.

Doch das Gewese um den – mal mehr und mal weniger dramatisch­en – Ausgleich gehört ebenso zu den Ritualen der Friedberge­r Haushaltsb­eratungen wie die mahnenden Worte des Kämmerers. Genauso gut könnte der Stadtrat eine Kreditaufn­ahme beschließe­n, um das Elf-Millionen-Loch zu schließen. Gebraucht wird das Geld von der Bank am Ende doch nicht.

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