Corona lässt sich kaum aus Altenheimen verbannen
Der Großteil der Bewohner der Augsburger Altenheimen ist zwar bereits geimpft. Doch es kommt trotzdem noch zu erneuten Ausbrüchen. Wie die Betreiber gegen das Infektionsrisiko vorgehen
Für Wochen schien das Coronavirus aus den Augsburger Alten- und Pflegeheimen verbannt. Nach den zahlreichen Infektionsfällen während der zweiten Corona-Welle steckte sich erst einmal niemand mehr an. Das hat sich geändert. Kürzlich meldeten Altenhilfe Augsburg und Caritas (CAB) neue Infektionsfälle – trotz individueller Schutzkonzepte. Das Virus ganz aus den Einrichtungen zu verbannen, ist kein leichtes Unterfangen. Am Freitag meldete die städtische Altenhilfe Infektionsfälle in drei ihrer fünf Einrichtungen. Rund 200 PCRTests wurden im Seniorenzentrum Servatius in der vergangenen Woche durchgeführt. Neun bereits geimpfte Bewohner wurden dabei positiv getestet.
Sie seien bisher völlig symptomfrei und ohne Krankheitszeichen, teilt die Altenhilfe auf Anfrage mit. „Bereits in der Karwoche waren im Seniorenzentrum Servatius neun Bewohnerinnen und Bewohner positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden. Da ein erheblicher Teil der Betroffenen bereits geimpft war und die Altenhilfe in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt die Hygienemaßnahmen konsequent umgesetzt hat, gelang es, das Infektionsgeschehen zunächst zum Stillstand zu bringen“, berichtet Sprecherin Daniela Frumert. Daneben gebe es ein geringfügiges Infektionsgeschehen in zwei weiteren Senioreneinrichtungen der Altenhilfe. Bei der Caritas ist das Albertusheim betroffen. „Zwischenzeitlich konnten zwei Wohngruppen entisoliert werden“, sagt die Pandemiebeauftragte Michaela Weber. Dort wurde die Quarantäne aufgehoben. In einer weiteren Wohngruppe gebe es mittlerweile eine Teilöffnung. Die infizierten Bewohner zeigten keine oder nur milde Symptome.
Ein Großteil der Bewohner der Augsburger Altenheime ist inzwischen geimpft. Allein bei der Caritas sind 75 Prozent aller Bewohner ihrer Augsburger Einrichtungen gegen das Coronavirus geimpft. „15 Prozent der Bewohner waren ehemals positiv und können erst nach sechs Monaten geimpft werden, weil sie jetzt noch über Antikörper verfügen. Wenn man sie dazurechnet, kommen wir auf 90 Prozent“, sagt Michaela Weber.
Die Anzahl der geimpften Mitarbeiter könne die Caritas dagegen nicht nennen, so Weber. In den vergangenen Monaten habe der Arbeitgeber bewusst darauf verzichtet, eine Impfbestätigung einzufordern. „Es ist eine private Entscheidung. Es gibt keine Verpflichtung und keinen Impfzwang“, betont die Pandemiebeauftragte. Die Mitarbeiter sollten sich nicht wie in einer ZweiKlassen-Gesellschaft fühlen. Inzwischen sei das Interesse der Mitarbeiter an einer Impfung aber viel größer geworden, habe die Caritas festgestellt.
Zur selben Feststellung kommt die Altenhilfe. „Zwischenzeitlich ist die Impfbereitschaft deutlich stärker, nachdem jetzt feststeht, dass Biontech/Pfizer verimpft wird und die Impfung mit Unterstützung der mobilen Impfteams direkt in der Einrichtung erfolgen kann“, sagt Daniela Frumert. In den vergangenen Wochen hätten immer wieder aufklärende und persönliche Gespräche in den Teams stattgefunden. Eine Vorbildfunktion vieler leitender Mitarbeiter sei gegeben, sodass davon auszugehen ist, dass sich die Impfbereitschaft in allen Einrichtungen der Altenhilfe noch weiter erhöhe.
Bei der Caritas wird schließlich doch ermittelt, wer bereits geimpft ist und wer nicht. „Das hat aber damit zu tun, dass bei einem Ausbruch wie im Albertusheim bereits geimpfte Mitarbeiter nicht in Quarantäne müssen“, erklärt Michaela Weber.
Nach wie vor werden in allen Einrichtungen der Altenhilfe und auch bei der CAB umfangreiche Schutzmaßnahmen durchgeführt. Allein im Seniorenzentrum Servatius, das über 184 Pflegeplätze verfügt, wurden im März rund 2640 PCR-Tests, darunter auch anteilig Schnelltests, bei Bewohnern, Mitarbeitern sowie den Besuchern durchgeführt. Besucher müssen einen negativen Corona-Test vorlegen – egal ob ihre Angehörigen oder sie selbst geimpft sind. „Der Test minimiert das Risiko“, stellt die Pandemiebeauftragte der Caritas fest. Denn es gebe eine nicht unerhebliche Zahl an Besuchern: In den Pflegeheimen der Caritas würden 15 bis 30 pro Tag und Einrichtung gezählt. Im April wurden bislang in den fünf Einrichtungen der städtischen Altenhilfe rund 1000 Antigenschnelltestungen bei Besuchern durchgeführt. Der Aufwand sei groß, der in allen Einrichtungen betrieben werde, sind sich die Vertreterinnen der beiden Träger einig. „Letztlich ist es ernüchternd, wenn auch geimpfte Personen positiv werden können“, sagt Michaela Weber.