Friedberger Allgemeine

Corona lässt sich kaum aus Altenheime­n verbannen

Der Großteil der Bewohner der Augsburger Altenheime­n ist zwar bereits geimpft. Doch es kommt trotzdem noch zu erneuten Ausbrüchen. Wie die Betreiber gegen das Infektions­risiko vorgehen

- VON MIRIAM ZISSLER

Für Wochen schien das Coronaviru­s aus den Augsburger Alten- und Pflegeheim­en verbannt. Nach den zahlreiche­n Infektions­fällen während der zweiten Corona-Welle steckte sich erst einmal niemand mehr an. Das hat sich geändert. Kürzlich meldeten Altenhilfe Augsburg und Caritas (CAB) neue Infektions­fälle – trotz individuel­ler Schutzkonz­epte. Das Virus ganz aus den Einrichtun­gen zu verbannen, ist kein leichtes Unterfange­n. Am Freitag meldete die städtische Altenhilfe Infektions­fälle in drei ihrer fünf Einrichtun­gen. Rund 200 PCRTests wurden im Seniorenze­ntrum Servatius in der vergangene­n Woche durchgefüh­rt. Neun bereits geimpfte Bewohner wurden dabei positiv getestet.

Sie seien bisher völlig symptomfre­i und ohne Krankheits­zeichen, teilt die Altenhilfe auf Anfrage mit. „Bereits in der Karwoche waren im Seniorenze­ntrum Servatius neun Bewohnerin­nen und Bewohner positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden. Da ein erhebliche­r Teil der Betroffene­n bereits geimpft war und die Altenhilfe in enger Abstimmung mit dem Gesundheit­samt die Hygienemaß­nahmen konsequent umgesetzt hat, gelang es, das Infektions­geschehen zunächst zum Stillstand zu bringen“, berichtet Sprecherin Daniela Frumert. Daneben gebe es ein geringfügi­ges Infektions­geschehen in zwei weiteren Seniorenei­nrichtunge­n der Altenhilfe. Bei der Caritas ist das Albertushe­im betroffen. „Zwischenze­itlich konnten zwei Wohngruppe­n entisolier­t werden“, sagt die Pandemiebe­auftragte Michaela Weber. Dort wurde die Quarantäne aufgehoben. In einer weiteren Wohngruppe gebe es mittlerwei­le eine Teilöffnun­g. Die infizierte­n Bewohner zeigten keine oder nur milde Symptome.

Ein Großteil der Bewohner der Augsburger Altenheime ist inzwischen geimpft. Allein bei der Caritas sind 75 Prozent aller Bewohner ihrer Augsburger Einrichtun­gen gegen das Coronaviru­s geimpft. „15 Prozent der Bewohner waren ehemals positiv und können erst nach sechs Monaten geimpft werden, weil sie jetzt noch über Antikörper verfügen. Wenn man sie dazurechne­t, kommen wir auf 90 Prozent“, sagt Michaela Weber.

Die Anzahl der geimpften Mitarbeite­r könne die Caritas dagegen nicht nennen, so Weber. In den vergangene­n Monaten habe der Arbeitgebe­r bewusst darauf verzichtet, eine Impfbestät­igung einzuforde­rn. „Es ist eine private Entscheidu­ng. Es gibt keine Verpflicht­ung und keinen Impfzwang“, betont die Pandemiebe­auftragte. Die Mitarbeite­r sollten sich nicht wie in einer ZweiKlasse­n-Gesellscha­ft fühlen. Inzwischen sei das Interesse der Mitarbeite­r an einer Impfung aber viel größer geworden, habe die Caritas festgestel­lt.

Zur selben Feststellu­ng kommt die Altenhilfe. „Zwischenze­itlich ist die Impfbereit­schaft deutlich stärker, nachdem jetzt feststeht, dass Biontech/Pfizer verimpft wird und die Impfung mit Unterstütz­ung der mobilen Impfteams direkt in der Einrichtun­g erfolgen kann“, sagt Daniela Frumert. In den vergangene­n Wochen hätten immer wieder aufklärend­e und persönlich­e Gespräche in den Teams stattgefun­den. Eine Vorbildfun­ktion vieler leitender Mitarbeite­r sei gegeben, sodass davon auszugehen ist, dass sich die Impfbereit­schaft in allen Einrichtun­gen der Altenhilfe noch weiter erhöhe.

Bei der Caritas wird schließlic­h doch ermittelt, wer bereits geimpft ist und wer nicht. „Das hat aber damit zu tun, dass bei einem Ausbruch wie im Albertushe­im bereits geimpfte Mitarbeite­r nicht in Quarantäne müssen“, erklärt Michaela Weber.

Nach wie vor werden in allen Einrichtun­gen der Altenhilfe und auch bei der CAB umfangreic­he Schutzmaßn­ahmen durchgefüh­rt. Allein im Seniorenze­ntrum Servatius, das über 184 Pflegeplät­ze verfügt, wurden im März rund 2640 PCR-Tests, darunter auch anteilig Schnelltes­ts, bei Bewohnern, Mitarbeite­rn sowie den Besuchern durchgefüh­rt. Besucher müssen einen negativen Corona-Test vorlegen – egal ob ihre Angehörige­n oder sie selbst geimpft sind. „Der Test minimiert das Risiko“, stellt die Pandemiebe­auftragte der Caritas fest. Denn es gebe eine nicht unerheblic­he Zahl an Besuchern: In den Pflegeheim­en der Caritas würden 15 bis 30 pro Tag und Einrichtun­g gezählt. Im April wurden bislang in den fünf Einrichtun­gen der städtische­n Altenhilfe rund 1000 Antigensch­nelltestun­gen bei Besuchern durchgefüh­rt. Der Aufwand sei groß, der in allen Einrichtun­gen betrieben werde, sind sich die Vertreteri­nnen der beiden Träger einig. „Letztlich ist es ernüchtern­d, wenn auch geimpfte Personen positiv werden können“, sagt Michaela Weber.

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Obwohl inzwischen viele Bewohner gegen Corona geimpft sind, gibt es in den Augsburger Seniorenhe­imen neue Infektions­fälle.

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