Friedberger Allgemeine

Krankenhäu­ser stocken Zahl der Covid‰Intensivbe­tten auf

Corona bringt die Krankenhäu­ser an ihre Grenzen. Die Kliniken an der Paar erhöhen jetzt die Plätze in den Intensivst­ationen Aichach und Friedberg auf 20 und stoppen planbare Operatione­n

- VON UTE KROGULL

Aichach‰Friedberg Die Kliniken an der Paar bereiten sich mit allen verfügbare­n Mitteln auf den Anstieg der dritten Corona-Welle vor. Unter anderem werden die Intensivbe­tten in Aichach und Friedberg aufgestock­t, die seit Tagen alle belegt sind. Denn Hilfe von anderen Krankenhäu­sern können sie kaum noch erwarten.

Am Donnerstag wurden in Aichach 13 Covid-Patienten behandelt, davon lagen sechs auf der Intensivst­ation und wurden beatmet. Aktuell gibt es in Aichach acht Intensivbe­tten, in Friedberg zehn. Dr. Hubert Mayer, Geschäftsf­ührer der Kliniken an der Paar, kündigte an, dass in Aichach, das die Behandlung von Corona-Kranken übernommen hat, um zwei Betten aufgestock­t wird. Angesichts der starken Auslastung anderer Häuser, auch der Universitä­tsklinik Augsburg, sei mit der Möglichkei­t einer „frei flottieren­den Verlegung“nicht mehr zu rechnen; jede Einrichtun­g sei für die eigene Bevölkerun­g verantwort­lich. Der Klinik-Chef kann daher nicht ausschließ­en, dass künftig auch in Friedberg Corona-Patienten behandelt werden müssen. Denn der Höhepunkt der dritten Welle sei noch nicht erreicht.

Um diese Herausford­erung zu meistern, haben die Landkreis-Kliniken weitere Maßnahmen ergriffen. Bereits in der Osterzeit wurden alle planbaren Operatione­n gestoppt. Mehrere OP-Säle sind geschlosse­n. Das dadurch frei werdende Personal wird auf den Intensivst­ationen eingesetzt. Auch Soldaten sind dort als Helfer tätig. Eine Verlängeru­ng und Ausweitung dieses Einsatzes soll laut Mayer beantragt werden. „Ich bin nach wie vor guten Mutes, dass wir diese Situation gut meistern können.“

Der Pandemiebe­auftragte der Kliniken, Ärztlicher Direktor Dr. Christian Stoll, hatte im Gespräch mit unserer Redaktion eindringli­ch vor einer Überlastun­g des Personals auf den Intensivst­ationen gewarnt. Arbeitszei­ten und psychische Belastung seien seit einem Jahr hoch.

Wie Stoll sagte Mayer, dass die aktuellen Covid-Patienten vergleichs­weise jung und fast alle mit Mutationen infiziert sind. Dr. Kirsten Höper, Leiterin des Gesundheit­samtes, hatte beim wöchentlic­hen Corona-Pressegesp­räch berichtet, im Landkreis seien bislang insgesamt 433-mal Varianten festgestel­lt worden, davon 289-mal die britische, neunmal die südafrikan­ische, keine brasiliani­sche. Die restlichen Mutationen seien andere oder nicht zuordenbar. Sie geht allerdings davon aus, dass gar nicht alle Mutationen erfasst werden.

Die Krankheits­verläufe der Intensivpa­tienten sind laut Mayer schwer; als offenbar großen Risikofakt­or nannte er Übergewich­t. Man rechne damit, dass die Intensivbe­handlungen länger werden – auch deshalb, weil bei jüngeren Menschen oft keine Patientenv­erfügungen vorliegen.

Andere Stationen sind laut Mayer ebenfalls stark belastet. Die durch, von den Kliniken abgesagten Operatione­n, sinkende Belegung gleiche etwas den Aufwand für das Isolations­konzept bei der Aufnahme aus. Auch sei festzustel­len, dass Laborbefun­de gerade länger dauern. Mayer betonte aber, wichtige Behandlung­en würden weiter durchgefüh­rt. „Es wäre fatal, eine TumorOP auf die lange Bank zu schieben.“

Angesichts dieser Situation ist der Geschäftsf­ührer froh, dass der Krankensta­nd des Personals auf einem niedrigen Niveau liegt. Die Testquoten seien hoch und die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r seit Ende Januar infektions­frei. Angesichts steigender Inzidenzwe­rte in der Region sei jedoch absehbar, dass sich das wieder ändert. „Es ist nur eine Frage der Zeit“– davor solle man die Augen nicht verschließ­en. Bei einem Corona-Ausbruch in Friedberg waren Ende 2020/Anfang 2021 zahlreiche Patienten und Mitarbeite­r betroffen gewesen.

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Foto: Ulrich Wagner Auf der Intensivst­ation in Aichach können bald mehr Corona‰Patienten behandelt werden.

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