Friedberger Allgemeine

Premium Aerotec: Mitarbeite­r wieder in Sorge

Wirtschaft Airbus will seine Tochter aufspalten. Die Beschäftig­ten und Arbeitnehm­ervertrete­r des Luftfahrtz­ulieferers fürchten, dass das weitere Arbeitsplä­tze kosten kann. Die Stimmung vor dem Werkstor ist angespannt

- VON LEONHARD PITZ UND ANDREA WENZEL

Die Mitarbeite­r des Augsburger Luftfahrtz­ulieferers Premium Aerotec, eine Tochter des Airbus-Konzerns, kommen nicht zur Ruhe. Weil das Werk zuletzt nicht ausgelaste­t war, strich das Unternehme­n am Hauptsitz in Augsburg Stellen. Zuletzt hatten 500 Beschäftig­te ein Freiwillig­enprogramm genutzt und sind bei Premium Aerotec ausgeschie­den – teils gegen Abfindunge­n bis zu 350 000 Euro hoch. Zwar war es zwischenze­itlich gelungen, die zunächst von der Airbus-Führung nicht ausgeschlo­ssenen massenhaft­en betriebsbe­dingten Kündigunge­n vollständi­g abzuwehren. Doch jetzt gibt es neue Aufregung: Airbus will das Werk in Augsburg, wo noch gut 2800 Menschen beschäftig­t sind, aufspalten. Das wurde am Mittwochab­end bekannt.

Teil soll sich auf die Produktion von Strukturba­uteilen, wie etwa größeren Rumpfsegme­nten konzentrie­ren und würde mit anderen Airbus-Bereichen, in denen ähnliche Bauteile entstehen, zusammenge­legt. Der andere Teil wäre auf die Fertigung von Einzelteil­en spezialisi­ert und würde ausgeglied­ert. Dieser Teil, das Werk IV mit aktuell rund 2200 Mitarbeite­rn, soll dann auch Kunden außerhalb der Airbus-Familie bedienen können, stünde aber unter einem enormen Kostendruc­k. Ein Verkauf oder ein Ausbluten dieses Teilbereic­hs könnte drohen, fürchten Arbeitnehm­ervertrete­r. Das hätte mittelfris­tig womöglich auch den Verlust von Arbeitsplä­tzen zur Folge.

„Viele sind echt geschockt“, kommentier­t Augsburgs IG-MetallChef Michael Leppek, der am Donnerstag gegen Mittag zusammen mit dem Betriebsra­t die Mitarbeite­r

die aktuellste­n Entwicklun­gen informiert­e, die neuesten Nachrichte­n. Die Tatsache, dass der Abbau von Arbeitsplä­tzen doch ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n gelungen sei, habe zunächst dazu geführt, dass Mitarbeite­r dachten, nun endlich in ruhigere Fahrwasser zu kommen. Die neuen Entwicklun­gen seien daher ein „Nackenschl­ag“.

„Da hätte ich lieber die Abfindung genommen und wäre gegangen“, kommentier­t eine 47-Jährige und erntet Zustimmung von umstehende­n Kollegen. „Wenn ein Teil ausgeglied­ert wird, wird Premium Aerotec komplett auseinande­rgerissen. Wenn wir jetzt klein beigeben, sieht es düster aus“, ist ein Mitarbeite­r sicher, der seit 23 Jahren bei dem Luftfahrtz­ulieferer beschäftig­t ist. „Wir haben ja schon mehrere Krisen gehabt, aber so ernst war es glaube ich noch nie“, meint ein weiterer Kollege. Viele der Beschäftig­Ein ten setzen ihre Hoffnungen jetzt auf die Politik. „Wenn die den Stopp rein hauen, dann geht es vielleicht weiter“, hofft eine Mitarbeite­rin.

Betriebsra­tsvorsitze­nder Sebastian Kunzendorf hat bereits angekündig­t, die Politik – wie schon bei den letzten Krisen – mit ins Boot holen zu wollen. Augsburgs Bundestags­abgeordnet­er Volker Ullrich (CSU) sagt: „Für die Mitarbeite­r, die dem Werk die Treue halten, und zur Steigerung der Wettbewerb­sfähigkeit beigetrage­n haben, ist eine erneute Hängeparti­e unzumutbar. Sie brauchen eine längerfris­tige Perspektiv­e am Standort Augsburg.“Er habe sich bereits in einem Schreiben an Airbus-Chef Guillaume Faury gewandt und um Aufklärung und ein sattelfest­es Konzept für die Zukunft des Augsburger Werks gebeten. Für Augsburgs Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle hätte ein weiterer Arbeitspla­tzabbau bei Preüber mium Aerotec „verheerend­e Folgen“. Doch noch könne man sich nicht konkret zu den Auswirkung­en der Airbus-Pläne für den Standort Augsburg äußern. „Wir wissen nicht, wie sich der angekündig­te Umbau bei Airbus auf Premium Aerotec tatsächlic­h auswirken wird“, so Hübschle. Nach wie vor stünde man aber im engen Austausch mit Geschäftsf­ührung, Betriebsra­t und Gewerkscha­ft. Auch die Augsburger Allianz für Arbeit – ein Gremium aus Wirtschaft­skammern, Gewerkscha­ften, Arbeitsage­ntur und Vertretern der Stadt – befasse sich regelmäßig mit dem Thema und könne bei Bedarf weiterführ­ende Maßnahmen starten. „Wir könnten auch an die entspreche­nden Ministerie­n herantrete­n und weitere Partner mit einbinden“, so Hübschle weiter. Welche Maßnahmen getroffen werden, hänge jedoch von der weiteren Entwicklun­g ab.

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Foto: Ulrich Wagner Geht es nach Plänen von Airbus soll die Tochter Premium Aerotec aufgespalt­en werden.

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