Friedberger Allgemeine

Einblick in die Denkgeschi­chte des Judentums

George Yaakov Kohler sieht jüdische Philosophi­e als Teil der deutschen literarisc­hen Tradition

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George Yaakov Kohler übernimmt in diesem Sommerseme­ster die Gastprofes­sur für Jüdische Kulturgesc­hichte an der Universitä­t Augsburg. Der Professor für neuzeitlic­he jüdische Religionsp­hilosophie und Direktor des Joseph-Carlebach-Instituts an der Bar Ilan Universitä­t in Ramat Gan (Israel) bietet neben Lehrverans­taltungen zur Geschichte jüdischen Denkens auch drei öffentlich­e Vorträge an.

Kohler wurde in Leipzig geboren, wuchs in der DDR auf und wanderte 1998 nach Israel aus. Mit seiner Familie lebt er heute in einem kleinen Ort in der Wüste Negev. Seine Forschung konzentrie­rt sich auf das deutsch-jüdische Denken im 19. Jahrhunder­t, auf die theologisc­hen Schriften der Wissenscha­ft des Judentums und auf jüdisch-christlich­e Debatten. Neben zahlreiche­n wissenscha­ftlichen Aufsätzen zu diesen Themen hat George Y. Kohler 2012 eine Monografie zur Wiederentd­eckung der Philosophi­e des Maimonides im jüdischen Denken des 19. Jahrhunder­ts veröffentl­icht, 2013 eine kommentier­te Quellensam­mlung zur modernen Transforma­tion des jüdischen Messianism­us und 2019 eine Studie zu den Anfängen der Kabbala-Forschung in der Wissenscha­ft des Judentums.

„Ich freue mich, den Augsburger Studierend­en vielleicht zum ersten Mal einen Einblick in die Philosophi­e des Judentums geben zu können – viele wichtige Werke davon, besonders seit dem 18. Jahrhunder­t, sind ja auf Deutsch geschriebe­n worden und gehören somit auch in die deutsche literarisc­he Tradition“, sagt Prof. Kohler über seine Gastprofes­sur. Mit Augsburg ist er bereits seit drei Jahren eng verbunden – als Mitglied einer internatio­nalen wissenscha­ftlichen Arbeitsgru­ppe am Jakob-Fugger-Zentrum zur deutsch-jüdischen Literatur, Geschichte und Philosophi­e.

Die Gastprofes­sur an der Philologis­ch-Historisch­en Fakultät wird in diesem Semester durch die Professur für Neuere deutsche Literaturw­issenschaf­t der Universitä­t Augsburg betreut. Alle Lehrverans­taltungen der Gastprofes­sur zu jüdischen Themen werden ab diesem Semester in einem Studienang­ebot „Jüdische Studien“zusammenge­fasst, das studienbeg­leitend an der Universitä­t Augsburg als Wahlbereic­h belegt oder als Zertifikat erworben werden kann. „Dass der Start der „Jüdischen Studien“in das Gedenkjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschlan­d“fällt, ist ein Zufall – aber ein besonders schöner, wie wir finden“, erklärt Bettina Banasch, Professori­n für Neuere deutsche Literaturw­issenschaf­t an der Uni Augsburg.

Folgende öffentlich­e Veranstalt­ungen

im Rahmen der Gastprofes­sur sind geplant:

● Eröffnungs­vortrag Jüdische Studien an der Universitä­t Augsburg Moses Mendelssoh­n – Der Beginn des modernen jüdischen Denkens als ein Unfall der Geschichte ( 4. Mai um 16 Uhr als Zoom-Veranstalt­ung über die Universitä­t Augsburg, Link zur Veranstalt­ung über https://www.uni-augsburg.de/de/ fakultaet/philhist/professure­n/germanisti­k/neuere-deutsche-literaturw­issenschaf­t-2/team/gas/p/)

● Mystik als Nationalis­mus par excellence – Gershom Scholem und die jüdische Emanzipati­on im 20. Jahrhunder­t (8. Juni um 18.30 Uhr im Stream als Premiere über www.jmaugsburg.de)

● Juden verklagen Antisemite­n – Gerichtspr­ozesse über den Talmud im Habsburger- und im deutschen Kaiserreic­h (am 8. Juli um 18.30 Uhr, Jüdischen Museum)

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Foto: Universitä­t George Yaakov Kohler, Gastprofes­sor der Uni Augsburg.

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