Friedberger Allgemeine

Bürger können künftig alle Anträge digital stellen

Papier und Unterschri­ften oder Behördengä­nge sollen zunehmend unnötig werden. Für manche Anliegen muss man sich aber elektronis­ch ausweisen können

- VON STEFAN KROG

Anmeldung von Mülltonnen, Registrier­ung eines Hundes beim Steueramt, Beantragun­g eines Meldeschei­ns, Anmeldung in einer Kita oder Nachbeurku­ndungen beim Standesamt: Seit Kurzem können Bürger in Augsburg all diese Dienstleis­tungen auch im Internet beantragen. Die Bearbeitun­gsgebühren werden dann auch gleich online bezahlt. Künftig soll diese Möglichkei­t ausnahmslo­s für alle Dienstleis­tungen der Stadt bestehen. Augsburgs Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) spricht von einem „Meilenstei­n“.

Eine entspreche­nde Satzung, die bisher geforderte Anträge auf Papier unnötig macht, soll der Stadtrat am Freitag beschließe­n. „Wir erweitern damit unsere digitalen Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten mit den Bürgerinne­n und Bürgern und steigern das Service-Niveau erheblich“, ist Frank Pintsch überzeugt. Er ist für die Digitalisi­erungsstra­tegie der Stadt verantwort­lich. Durch die neuen Möglichkei­ten wird sich ein Teil der Behördengä­nge für Bürger erledigen oder zumindest Briefporto sparen lassen. Es bringe Lebensqual­ität, so Pintsch, wenn man ortsund zeitunabhä­ngig nötige Behördenan­gelegenhei­ten erledigen könne.

Ihre Online-Dienstleis­tungen hat die Stadt inzwischen auf einer eigenen Seite im Internet (augsburg.de unter dem Menüpunkt: Bürgerserv­ices) gebündelt. Bisher gab es bei der Stadt zwar viele Formulare zum Herunterla­den, nach dem Ausfüllen am Computer mussten sie aber ausgedruck­t und unterschri­eben werden. Mit Digitalisi­erung im Sinne der Bürger habe das aber wenig zu tun, so Pintsch, zumal Papier und Tinte häufig nur noch aus Tradition gefordert wurden. Behörden hätten ja ohnehin keine Vergleichs­unterschri­ft im Archiv, um die Echtheit einer Signatur zu prüfen. „Wir wollen diese Hürde bestmöglic­h senken“, so Pintsch.

Selbst für Anträge, für die es noch kein eigenes städtische­s Formular im Internet gibt, existiert nun ein „Sammelform­ular“namens „einfach online machen“, in dem man sein Anliegen datensiche­r an die

übermittel­n kann. Auch eingescann­te Unterlagen oder Belege akzeptiert die Stadt. Es sei schließlic­h unsinnig, digitale Anträge zu ermögliche­n und dann doch Papierstap­el hinterhers­chicken zu müssen. Auch in der Verwaltung soll mit diesem Schritt künftig verstärkt digital gearbeitet werden.

Allerdings müssen sich Bürger bei einem Teil der Dienstleis­tungen, die übers Internet angeboten werden, ausweisen können, etwa wenn es um sensible Daten geht (zum Beispiel die Beantragun­g eines Führungsze­ugnisses) oder um die Anmeldung eines Autos. Das läuft über die sogenannte Bayern-ID, also eine Art Internet-Bürgerkont­o des Freistaats (www.buergerser­viceportal.de). Man kann sich dort auf unterschie­dliche Weise registrier­en (Nutzername, Spezialsof­tware oder elektronis­cher Personalau­sweis) und je nach Sicherheit­sstufe unterschie­dliche Leistungen beantragen.

Man werbe, so Pintsch, bei den Bürgern für die Freischalt­ung der elektronis­chen Funktionen auf dem Personalau­sweis. Damit können Behörden prüfen, ob ein Antragstel­ler wirklich derjenige ist, als der er sich ausgibt. Allerdings müssen sich Bürger dafür ein spezielles Lesegerät

für den PC oder ein Smartphone mit Lesefunkti­on anschaffen. Genutzt wird diese Möglichkei­t bisher eher zurückhalt­end. Für Firmen ist noch in 2021 ein digitales Unternehme­nskonto auf der Basis des ElsterZert­ifikats der Finanzämte­r vorgesehen. Augsburg wird in Bayern als Pilotstadt fungieren.

Hintergrun­d der Bemühungen der Stadt ist das Onlinezuga­ngsgesetz. Bis zum Ende des Jahres 2022 sollen alle Anträge bei allen Behörden – in Stadt, Land und Bund – digital eingereich­t werden können. Auf Landes- und Bundeseben­e müssen dafür aber teils noch GesetStadt ze geändert werden. Den Personalau­sweis kann man etwa noch nicht online beantragen. Künftig würde es aber theoretisc­h reichen, ihn zur Erstausste­llung im Bürgeramt persönlich zu beantragen (zumindest am Anfang muss ein Abgleich stattfinde­n, ob Person und Daten passen) und ihn fortan für jeden weiteren Behördenve­rkehr zu nutzen. Allerdings, sagt Pintsch, werde man selbstvers­tändlich weiterhin Behörden für den Bürgerverk­ehr offen halten und auch Anträge auf Papier akzeptiere­n. Ein Teil der Bürger wolle oder könne nicht aufs Internet umsteigen.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Weniger Papierkram und Behördengä­nge: Künftig sollen die Augsburger alle Anträge bei der Stadt digital stellen können.
Foto: Michael Hochgemuth Weniger Papierkram und Behördengä­nge: Künftig sollen die Augsburger alle Anträge bei der Stadt digital stellen können.

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