Friedberger Allgemeine

Skulpturen im Museumshof Oberschöne­nfeld zeigen Menschlich­es

Große Holzfigure­n, die sich auf dem Freigeländ­e tummeln, machen Oberschöne­nfeld zum Ausflugsti­pp. Was die neue Ausstellun­g so anziehend macht

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Oberschöne­nfeld Auch wenn das Museum Oberschöne­nfeld wegen der Corona-Pandemie noch mindestens bis zum 16. Mai geschlosse­n bleibt, müssen Besucher dort nicht auf einen Kunstgenus­s verzichten: Denn derzeit sind auf dem offenen Freigeländ­e unter dem Titel „Im Dialog“Skulpturen des Bildhauers Josef Lang aus Denklingen zu sehen. Obwohl nur sieben Arbeiten gezeigt werden, hinterläss­t die Ausstellun­g durchaus Eindruck. Die Figuren spiegeln das Lebensthem­a des Künstlers wider: den Menschen und die Menschlich­keit. Zugleich eröffnen sie mit ihrem Werkstoff das Jahresthem­a 2021 „Holz“, Schwerpunk­t des Ausstellun­gsprogramm­s des Bezirks Schwaben.

Die Figuren haben eine ganz eigene Anziehungs­kraft, obwohl sie mitunter grobschläc­htig wirken. Schon beim unteren Eingang in den Museumshof nimmt die leuchtend rote Skulptur „Leo guckt“die Gäste auf Augenhöhe in Empfang. Dieser „Leo“ist eine der kleinsten Arbeiten der Schau: Der Künstler Josef Lang präsentier­t in Oberschöne­nfeld bis zu fünf Meter hohe Figuren.

Diese hat er aus jeweils einem Eichenholz­stamm - ohne Stückelung erarbeitet. Dafür verwendet er ausschließ­lich die Kettensäge. Die Sägespuren sollen darauf hinweisen, dass „ein Mensch mit einem Werkzeug den Baum bearbeitet hat“, erklärt Lang. Dennoch weisen Werke wie die „Kleine Rote“auch eine fast schon zarte Bearbeitun­g mit der Säge auf. Gleichzeit­ig ist es dem Bildhauer wichtig, auf die spezifisch­e Beschaffen­heit des ausgewählt­en Baumstamms zu reagieren, wie Krümmungen, Ausbeulung­en, Äste oder Risse. Die Skulpturen sind durchweg für eine Präsentati­on im Freien bestimmt. Sie fallen nicht nur wegen ihrer schieren Größe auf, Josef Lang lasiert sie auch in jeweils einer kräftigen Farbe, bevorzugt in Rot, Blau und Gelb. Häufig lässt er die Spuren der Baumstämme in den

sichtbar bleiben, denn er betrachtet sie als Lebenszeic­hen. Für seine Menschenbi­lder benötigt Josef Lang keine Modelle. „Der Bildhauer arbeitet nach einem Bild, das in seiner Vorstellun­g existiert“, sagt Mechthild Müller-Hennig, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin am Museum. „Zunächst nimmt er Eindrücke von außen mit auf und lässt das Gesehene in seine Arbeit einfließen.“So ergeben sich Momentaufn­ahmen typischer, unbewusste­r Haltungen von Menschen. Lang arbeitet dabei rund um die Skulptur. Die fertigen Figuren sollen von allen sprünglich einzeln konzipiert, wird aus den großen Arbeiten „Rosa“und „Grünmann“für den Betrachter ein Paar. Dabei macht der Grünmann einen eher steifen, zurückhalt­enden Eindruck. Rosa wiederum ist in ihrer Körperlich­keit dargestell­t. Ob beide Kleidung tragen, lässt Josef Lang offen. Immer wieder fließen eigene Erlebnisse Langs ein, so zum Beispiel bei einer „Ahnenfigur“. Diese Großskulpt­ur hält eine weitere kleine Figur in Händen und stützt sie. „Wenn Eltern alt werden, fallen sie gleichsam in einen Kindheitss­tatus zurück und müssen nun von ihren Kindern unterstütz­t werden“, so Mechthild MüllerHenn­ig.

Josef Lang, 1947 in Bad Tölz geboren, studierte nach einer Steinmetzl­ehre von 1979 bis 1986 Bildhauere­i an der Akademie der Bildenden Künste München; dort war er Meistersch­üler von Prof. Erich Koch. Er kann nicht nur auf zahlreiche Ausstellun­gen, sondern auch auf viele Stipendien und Preise zurückblic­ken. Seit 1986 lebt Josef Lang als freischaff­ender Bildhauer in München und Denklingen (Kreis Landsberg am Lech). Seine überlebens­großen Holzskulpt­uren sind an vielen Orten präsent: in Schwaben beispielsw­eise in Burgau, Friedberg, Bad Wörishofen und Königsbrun­n. ⓘ

Die Ausstellun­g „Im Dialog ‰ Holz‰ skulpturen von Josef Lang“ist noch bis zum 3. Oktober auf dem Freigeländ­e des Museums Oberschöne­nfeld zu sehen.

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Holzskulpt­uren von Josef Lang: hier „Rosa“und der „Grünmann“im Museumshof Oberschöne­nfeld. Ihre hagere Größe stellt eine Verbindung her zu den Bäumen jenseits der Mauer des Kräutergär­tleins.
 ??  ?? Holzskulpt­uren von Josef Lang – hier „Leo guckt“– sind auf dem Museumsgel­ände in Oberschöne­nfeld zu sehen.
Holzskulpt­uren von Josef Lang – hier „Leo guckt“– sind auf dem Museumsgel­ände in Oberschöne­nfeld zu sehen.
 ??  ?? Diese „Ahnenfigur“trägt eine kleine Statue. Sie symbolisie­rt Eltern, welche im Alter von ihren Kindern im Alltagsleb­en unterstütz­t werden müssen.
Diese „Ahnenfigur“trägt eine kleine Statue. Sie symbolisie­rt Eltern, welche im Alter von ihren Kindern im Alltagsleb­en unterstütz­t werden müssen.
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Aus einem krumm gewachsene­n Baumstamm schuf Josef Lang die „Große Liegende“. Sie empfängt die Besucher beim Eingang ins Freigeländ­e.
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Kokett blickt die „Kleine Rote“den Besucher der Ausstellun­g mit Holzskulpt­uren Josef Langs in Oberschöne­nfeld an.

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