Friedberger Allgemeine

In Mering soll es blühen

Die Kommune schafft an Straßenrän­dern und anderen eigenen Flächen die Voraussetz­ungen für mehr Artenvielf­alt. Rund 10.000 Quadratmet­er an Blühfläche­n kommen mittlerwei­le zusammen

- VON GÖNÜL FREY

Mering Wenn artenreich­e Blühfläche­n fehlen, finden die Insekten zu wenig Nahrung. Dafür hat nicht zuletzt das erfolgreic­he Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“ein Bewusstsei­n geschaffen. Seitdem hat sich auch in Mering viel getan. Die Kommune wertet geeignete Flächen auf. Die Umweltbeau­ftragte Petra von Thienen arbeitet dabei eng mit dem Bauhof zusammen. Im Umweltauss­chuss berichtete sie über den Stand der Bemühungen.

Erst vor Kurzem war sie gemeinsam mit Bauhofleit­er Claudius Hirner die infrage kommenden Standorte abgelaufen und hatte diese kartiert. Insgesamt kommt die GrünenOrts­politikeri­n auf eine Fläche von 10.000 Quadratmet­ern. Es handelt sich um etliche kleine Stücke, wie beispielsw­eise die Straßenrän­der im Gewerbegeb­iet Süd, aber auch größere Flächen wie das Stadtbioto­p.

Diese sollen künftig in größerer Vielfalt blühen, und das ist gar nicht so einfach, wie die Umweltbeau­ftragte erläutert. Das Grundprobl­em ist, dass man für einen größeren Artenreich­tum magere Böden braucht. Die Flächen der Kommune sind jedoch überwiegen­d nährstoffr­eich mit viel Humus. Bei größeren Ausgleichs­flächen, wie sie beispielsw­eise die Bahn auf Meringer und Kissinger Flur herstellen musste, wird der Humus komplett abgetragen. Dieses sehr aufwendige Verfahren kommt für die teils nur kleinen kommunalen Flächen nicht infrage. „Da geht es eher darum, die Flächen langsam abzumagern“, erklärt Petra von Thienen. Eine erste Maßnahme ist es, den Mährhythmu­s statt alle zwei bis vier Wochen auf ein bis zweimal im Jahr zu reduzieren, damit die Blühpflanz­en aussamen können. Schon aufwendige­r ist es, störende Arten auszumerze­n. Als Experte Marcus Haseitl im vergangene­n Jahr die Lage in Mering begutachte­te, beanstande­te er vor allem den Ampfer, der mit der Zeit alles überwucher­t. „Den muss man einzeln ausstechen und die Löcher mit Kalk füllen“, erklärt die Umweltbeau­ftragte.

Erwünscht wäre dagegen beispielsw­eise der Klappertop­f, der als Wegbereite­r für Blühfläche­n gilt. Durch seine Schmarotze­rtätigkeit – Jungpflanz­en zapfen mit ihren Wurzeln Nachbarpfl­anzen, vor allem Gräser an – hält er das Gras kurz und andere Pflanzen haben die Gelegenhei­t aufzuwachs­en und zu blühen.

Er bietet Nahrung für Schmetterl­inge, Honigbiene­n und verschiede­ne Hummelarte­n. Willkommen ist auch der Wiesensalb­ei, der Schmetterl­ingen als Nektarquel­le dient. Wer Schmetterl­inge wie den Distelfalt­er oder Schwalbens­chwanz anlocken will, kann ihn auch im heimischen Garten anpflanzen. Um solche erwünschte­n Arten auf einer Fläche zu vermehren, hilft es, das Mähgut liegen zu lassen, bis es getrocknet ist, damit die Blumensame­n herausfall­en. Dazu kann man auch Mähgut von artenreich­eren Flächen wie dem Stadtbioto­p übertragen. Beim Mähen erfordern die Blühfläche­n zum Teil spezielle Geräte, die der Meringer Bauhof nicht besitzt. Dieser arbeitet bei der Pflege deshalb mit

Landwirt Stefan Lachmayr zusammen. Außerdem fand in der vergangene­n Woche eine Begehung mit dem Landschaft­sfplegever­band statt, der die Kommune beraten soll.

Begleitet werden soll das Ganze durch Öffentlich­keitsarbei­t, um die Bürger aufzukläre­n, warum beispielsw­eise bestimmte Grundstück­e nicht mehr wöchentlic­h gemäht werden. Die Umweltbeau­ftragte schlägt vor, größere Flächen auszuschil­dern. Andere Kommunen arbeiten hier beispielsw­eise mit einem Maskottche­n, das auf allen Hinweisen zu finden ist. Im Umweltauss­chuss wurde das interessie­rt diskutiert. Michael Metz (UWG) sprach die derzeit noch großen Brachfläch­en im Gewerbegeb­iet an und fragte, ob man nicht die Eigentümer darin unterstütz­en könne, hier aktiv zu werden. Bauhofleit­er Hirner wies darauf hin, dass die Kommune selbst zwei große Flächen im Gewerbepar­k West für den Eigenbedar­f zurückhält. Paul Kuhnert (UWG), der auf seinem Grund selbst Blühwiesen pflegt, pflichtete Metz bei: „Auf den Flächen im Gewerbegeb­iet

wächst nichts außer Disteln.“Hirner erklärte, er wolle sich den Standort anschauen. Dort eine Blühwiese anzulegen, sei jedoch mit Aufwand verbunden. Wolfgang Bachmeir (SPD/parteifrei) gab zu Bedenken, dass es sich im Gewerbepar­k um Bauplätze handle, bei denen man jeden Moment damit rechnen müsse, dass jemand dort baue. Aufwendige und langfristi­ge Gestaltung­en seien da nicht sinnvoll.

Auch Bürgermeis­ter Florian Mayer wies darauf hin, dass der Aufwand in einem Verhältnis stehen müsse. „Deswegen sollten wir die Möglichkei­ten anpacken, die auch langfristi­g Potenzial haben“, appelliert­e er. Silvia Braatz (CSU) lobte die Fortschrit­te bei dem Projekt und unterstütz­te die Idee der Öffentlich­keitsarbei­t. Sie beobachtet, dass durch die Corona-Beschränku­ngen besonders viele Menschen in der Natur unterwegs seien, die man durch die entspreche­nde Beschilder­ung ansprechen könne. Für die Wahl eines Maskottche­ns schlug sie einen öffentlich­en Wettbewerb vor.

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 ?? Foto: Petra von Thienen ?? Artenreich­e Blühfläche­n will der Markt Mering auf eigenen Grundstück­en schaffen wie hier an den Straßenrän­dern im Gewerbegeb­iet Süd. Das dient dem Arten‰ und Naturschut­z, weil die Flächen Insekten eine Nahrungsqu­elle bieten.
Foto: Petra von Thienen Artenreich­e Blühfläche­n will der Markt Mering auf eigenen Grundstück­en schaffen wie hier an den Straßenrän­dern im Gewerbegeb­iet Süd. Das dient dem Arten‰ und Naturschut­z, weil die Flächen Insekten eine Nahrungsqu­elle bieten.
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