Das Internet wird schneller
In den kommenden Jahren wird das Glasfasernetz in mehreren Stadtteilen ausgebaut. Das erlaubt höhere Geschwindigkeiten, auch wenn sie bisher von Privathaushalten kaum genutzt werden können
In Augsburg wird in den kommenden Jahren ein großer Teil der rund 160.000 Haushalte ans superschnelle Internet via Glasfaser angeschlossen. Wie die Telekom am Montag bekanntgab, will sie dieses und kommendes Jahr insgesamt 37.000 Haushalten ein Glasfaserkabel direkt vor die Tür legen, das Übertragungsgeschwindigkeiten von 1000 Megabit pro Sekunde erlaubt. Bis 2027 will auch der Verbund von M-Net und Stadtwerken, der das Thema seit 2006 vorantreibt, Haushalte und Firmen in gleicher Zahl angeschlossen haben. Der für den Internet-Ausbau zuständige Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle verweist darauf, dass eine gute Internet-Abdeckung ein Standortfaktor für Augsburg sei. Corona habe dem ganzen Thema nochmal einen Schub gegeben. „Wir werden sehen, was vom Homeoffice bleibt, aber der Bedarf an Datenanbindung wird sicher größer“, so Hübschle.
Momentan sind die extrem schnellen Übertragungsraten vor allem für Firmenkunden interessant, die etwa Baupläne oder detaillierte technische Unterlagen verschicken. Auch wenn in einem Haushalt mehrere Streaming-Angebote gleichzeitig abgerufen werden, reichen die bisherigen Angebote. 250 Megabit, die aktuell möglich sind, zählen schon zum schnellen Netz. Allerdings würden die 1000 Megabit irgendwann auch für Privathaushalte interessant, sagt Markus Beckmann, Technikchef der Telekom in Bayern. Dies hänge mit neuen Anwendungen wie hochauflösendem Fernsehen zusammen. „Momentan kommt man mit 250 Megabit gut zurecht, aber das wird sich in den kommenden Jahren womöglich ändern.“Speziell, wenn die Zahl der Nutzer neuer Anwendungen in einer Familie oder einem Haus steige, müsse man ausreichend Reserven haben. Die Entwicklung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass der Bedarf an hohen Übertragungsraten zunehme. In der Pandemie habe das Leitungsnetz dennoch ausreichend Kapazitäten gehabt, so Beckmann. Wenn es zu Hause mal ruckle, wenn die Kinder Videounterricht haben und die Eltern eine im Job abhalten, liege es eher daran, dass die Technik zu Hause nicht gut abgestimmt sei.
Momentan ist das Augsburger Stadtgebiet mit schnellem Internet einigermaßen gut versorgt. Grundsätzlich kann das Internet – wenn es an eine Leitung gebunden ist und nicht übers Mobilfunknetz verbreitet wird – über das kupferne Telefonkabel (DSL), über den Fernsehanschluss (beim Anschluss ans Kabelfernsehen) oder über ein Glasfaserkabel ins Haus kommen. Der Breitbandatlas der Bundesregierung verzeichnet fürs Augsburger Stadtgebiet eine technische Verfügbarkeit beim 100-Megabit-Internet von 98 Prozent und von 94 Prozent beim 250-Megabit-Internet in Haushalten. Auch das 1000-Megabit-Internet hat mit 84 Prozent eine hohe Verfügbarkeit. In diesen Prozentzahlen enthalten ist auch die Datenanbindung über die Leitungen des Kabelfernsehens (heute Vodafone). Die Glasfaseranbieter argumentieren, dass mit einem Glasfaser-Anschluss bis ins Haus oder die Wohnung künftig noch höhere Geschwindigkeiten ohne große Umstellungen möglich wären. Grundsätzlich gilt: Für höhere Geschwindigkeit wird für Kunden ein höherer Preis fällig als für niedrigere Geschwindigkeiten. Ein höheres Tempo ist ab 50 Euro aufwärts pro Monat zu haben, das superschnelle Internet wird wohl eher in Regionen um die 70 Euro liegen.
Bisher waren vor allem M-Net und Stadtwerke in Augsburg beim Ausbau des Glasfasernetzes aktiv. Unter anderem in Göggingen, Haunstetten, dem Herrenbach/ Textilviertel und Lechhausen wurden in den vergangenen Jahren schon etwa 21.000 Haushalte und Firmen technisch mit Glasfaser anInternet-Konferenz geschlossen. Im laufenden zweiten Ausbauschritt werden unter anderem die Gewerbegebiete Oberhausen-Nord, Lechhausen-Ost und mehrere Straßen in der Innenstadt sowie das Antonsviertel angeschlossen. Auch die Neubaugebiete Haunstetten-Südwest, der UniCampus und der Ackermann-Park bekommen gleich beim Bau ein Glasfasernetz. In Neubaugebieten sehe man zu, die Kupferstrecke auch innerhalb der Gebäude möglichst kurz zu halten, so M-Net und Stadtwerke. Zuletzt wurde der Anschluss im Bismarckviertel und im Gaswerk fertiggestellt. Ab Mai werden die Bauarbeiten zur Verlegung der neuen Glasfaserkabel für rund 800 Haushalte in Oberhausen Nord und der Rosenau fortgesetzt, anschließend folgt der Ausbau in Göggingen. Der flächendeckende Glasfaser-Ausbau, so Stadtwerke-Geschäftsführer Alfred Müllner, sei auch Voraussetzung für Technologien wie Smart Home oder Smart Metering, also den Einsatz moderner Strommesssysteme. „Der Ausbau fördert die Digitalisierung in Augsburg auch in weiteren gesellschaftlichen Bereichen und Geschäftsfeldern“, so Müllner.
Die Telekom gab am Montag den Startschuss für den Anschluss von 10.000 Haushalten in Pfersee. In den kommenden Monaten legt die Telekom Glasfaserleitungen vom Verteilerkasten, wo sie bisher enden, bis in die einzelnen Immobilien. Man rechne mit 200 Kilometern Kabel, die verlegt werden. 2022 sollen in Göggingen, Oberhausen und Hochzoll weitere 27.000 Haushalte die Glasfaserleitung bis ins Haus gelegt bekommen. Ziel sei es, flächendeckend Glasfaser bis ins Haus zu verlegen, so Beckmann. Voraussetzung ist, dass die Eigentümer einwilligen.