Friedberger Allgemeine

Kissing hat ein Stück Waldrand geschaffen

Eigentlich liegt das 6000 Quadratmet­er große Waldstück in Mering, aber es gehört Kissing. Die Gemeinde lässt nun einen Teil aufforsten. An anderer Stelle müssen Bäume ersetzt werden

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Mering Wenn Bäume gefällt werden, ist die Aufregung oft groß. Es handelt sich um ein Thema, das viele Menschen bewegt. Die Gemeinde Kissing sieht sich dazu gezwungen, hin und wieder Bäume aus Sicherheit­sgründen zu fällen. Sie arbeitet aber daran, Ersatz zu schaffen. Zudem läuft zurzeit ein Projekt, bei dem ein Waldrand aufgeforst­et wird – allerdings im Gebiet der Nachbargem­einde Mering.

Das Gelände befindet sich nördlich der Staatsstra­ße zwischen Königsbrun­n und der Marktgemei­nde, ganz in der Nähe der Firma Sonac. Der Rundwander­weg Jägersteig, der vom Alpenverei­n gepflegt wird, führt an dem Waldstück vorbei. Nach Angaben von Bürgermeis­ter Reinhard Gürtner ist das Areal vor rund zehn Jahren in den Besitz der Gemeinde Kissing gelangt.

Förster Rudi Brandl hat das Konzept für die Aufforstun­g entwickelt. Seine Dienststel­le unterstütz­t die Gemeinde bei der Waldbewirt­schaftung. Er sagt, dass das gesamte Kissinger Waldstück etwa 6000 Quadratmet­er groß sei. Ein Randstreif­en davon sei nun neu aufgeforst­et worden. „Es hat sich bei einer Vermessung herausgest­ellt, dass ein Teil, der zuvor als Acker bewirtscha­ftet wurde, der Gemeinde Kissing gehört“, erklärt Brandl. Deshalb hatten zwei Möglichkei­ten be

entweder die Fläche weiter zu verpachten oder sie zu Wald zu machen. Die Gemeinde habe dann lobenswert­erweise den Weg der Aufforstun­g gewählt. Nun solle dort „ein klassische­r Waldrand“entstehen, sagt Brandl.

Die noch zarten Bäume müssten mit Wuchshülle­n aus Plastik geschützt werden. Ansonsten drohe, dass Rehe, Hasen oder Mäuse sie anknabbern. Für Spaziergän­ger wirke es befremdlic­h, wenn sie Plastik im Wald sehen. „Die Alternativ­e wäre ein Zaun und Mähen gewesen“, sagt Brandl.

Das Konzept sehe aber vor, die Sträucher und Pflanzen zwischen den Bäumen als Bienenweid­e stehen zu lassen. „Im Alter von ca. fünf Jahren werden die Hüllen einfach wieder abgebaut. Es bleibt kein Plastik über“, sagt der Förster.

Bayernweit liege der Waldanteil bei 34 Prozent, erklärt Brandl, im Landkreis seien es 24 Prozent der Fläche. „Also schon sehr wenig“, sagt er. In Mering und Kissing liege der Anteil sogar nur bei knapp 13 Prozent. „Von daher ist jeder Quadratmet­er Wald, der entsteht, ein Segen“, sagt Brandl. Aus der Gemeinde habe es folgenden Wunsch gegeben: „Es muss schön werden, und es muss etwas für die Natur bringen.“Das sei bei der Baumartenu­nd Strauchaus­wahl berücksich­tigt worden. Bauhofleit­er Chrisstand­en, tian Golling erklärt, dass er und seine Mitarbeite­r unter anderem Spitzahorn, Vogelkirsc­he und Hainbuche angepflanz­t hätten.

Brandl sagt: „Das ist ein Trittstein, der sehr klein ist, aber wir brauchen viele solcher Trittstein­e. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen das Instrument Erstauffor­stung in Anspruch nehmen.“Er habe dabei auch Privatleut­e im Blick, die sich bereit erklären sollen, ihre Wiesen oder Äcker in Wald umwandeln zu lassen. Das Ganze werde mit Fördergeld­ern unterstütz­t.

Bürgermeis­ter Gürtner sagt: „Wir wollen CO2-Speicher schaffen und unser Trinkwasse­rschutzgeb­iet, zumindest die Zuflüsse, damit schützen. Deswegen ist uns das hier ganz wichtig.“Es handle sich um eine freiwillig­e Leistung, nicht um eine Ausgleichs­fläche. Die Kosten seien überschaub­ar, und es gebe die Förderung. Zudem erklärt der Bürgermeis­ter: „Herr Brandl war beratend tätig, aber der Kissinger Bauhof hat die Maßnahme umgesetzt. Somit ist das auch eine Eigenleist­ung.“

Leiter Golling erklärt, dass der Bauhof in der Gemeinde vor Kurzem ein paar Bäume habe fällen müssen. Hier sei aber für Ersatz gesorgt worden. „Die Standorte waren von der Größe her nicht optimal. Auf lange Sicht hätten beispielsw­eise die Ahorne den Straßenkör­per und den Gehweg kaputt gemacht. Auch wären Stolperfal­len entstanden. Daher mussten wir handeln.“

In der Lechfeldst­raße wurden drei Ahornbäume gefällt. Der Bauhof pflanzte dafür zukunftsfä­hige Arten wie die Blumenesch­e nach. „Die ist nicht für das gefährlich­e Eschentrie­bsterben empfänglic­h und frostresis­tent“, erklärt Golling. In ganz Bayern sei die Art zurzeit in der engeren Erprobung. Zudem mussten in der Paarfeldst­raße zwei weitere Ahornbäume gefällt werden.

Sie hätten Versorgung­sleitungen gefährdet und seien bereits beschädigt gewesen. Der Bauhof habe dafür eine klimaresis­tente KobushiMag­nolie eingesetzt. Golling sagt: „Das sind lauter Leuchtturm­projekte. Durch die sehen wir, wie das angenommen wird und wie sich das entwickelt.“Das Team bilde sich regelmäßig weiter und baue sein Fachwissen aus.

Des Weiteren sei der Bauhof dabei, Blühstreif­en anzulegen. „Das habe ich kurz nach meinem Amtsantrit­t angeregt“, sagt Bürgermeis­ter Gürtner. Eine sei beispielsw­eise neben der Skateranla­ge entstanden. Laut Golling bestehen inzwischen vier Flächen.

Der Bauhof wolle aber in diesem Jahr noch sechs weitere schaffen. „Wir haben nun noch einiges vor, weil jetzt die Saatzeit ist“, sagt der Bauhofleit­er.

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Foto: Philipp Schröders Die Gemeinde Kissing hat ein kleines Waldstück in Mering aufgeforst­et, das in ihrem Besitz ist: (von links) Rudi Brandl, Reinhard Gürtner und Christian Golling.

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