Kissing hat ein Stück Waldrand geschaffen
Eigentlich liegt das 6000 Quadratmeter große Waldstück in Mering, aber es gehört Kissing. Die Gemeinde lässt nun einen Teil aufforsten. An anderer Stelle müssen Bäume ersetzt werden
Mering Wenn Bäume gefällt werden, ist die Aufregung oft groß. Es handelt sich um ein Thema, das viele Menschen bewegt. Die Gemeinde Kissing sieht sich dazu gezwungen, hin und wieder Bäume aus Sicherheitsgründen zu fällen. Sie arbeitet aber daran, Ersatz zu schaffen. Zudem läuft zurzeit ein Projekt, bei dem ein Waldrand aufgeforstet wird – allerdings im Gebiet der Nachbargemeinde Mering.
Das Gelände befindet sich nördlich der Staatsstraße zwischen Königsbrunn und der Marktgemeinde, ganz in der Nähe der Firma Sonac. Der Rundwanderweg Jägersteig, der vom Alpenverein gepflegt wird, führt an dem Waldstück vorbei. Nach Angaben von Bürgermeister Reinhard Gürtner ist das Areal vor rund zehn Jahren in den Besitz der Gemeinde Kissing gelangt.
Förster Rudi Brandl hat das Konzept für die Aufforstung entwickelt. Seine Dienststelle unterstützt die Gemeinde bei der Waldbewirtschaftung. Er sagt, dass das gesamte Kissinger Waldstück etwa 6000 Quadratmeter groß sei. Ein Randstreifen davon sei nun neu aufgeforstet worden. „Es hat sich bei einer Vermessung herausgestellt, dass ein Teil, der zuvor als Acker bewirtschaftet wurde, der Gemeinde Kissing gehört“, erklärt Brandl. Deshalb hatten zwei Möglichkeiten be
entweder die Fläche weiter zu verpachten oder sie zu Wald zu machen. Die Gemeinde habe dann lobenswerterweise den Weg der Aufforstung gewählt. Nun solle dort „ein klassischer Waldrand“entstehen, sagt Brandl.
Die noch zarten Bäume müssten mit Wuchshüllen aus Plastik geschützt werden. Ansonsten drohe, dass Rehe, Hasen oder Mäuse sie anknabbern. Für Spaziergänger wirke es befremdlich, wenn sie Plastik im Wald sehen. „Die Alternative wäre ein Zaun und Mähen gewesen“, sagt Brandl.
Das Konzept sehe aber vor, die Sträucher und Pflanzen zwischen den Bäumen als Bienenweide stehen zu lassen. „Im Alter von ca. fünf Jahren werden die Hüllen einfach wieder abgebaut. Es bleibt kein Plastik über“, sagt der Förster.
Bayernweit liege der Waldanteil bei 34 Prozent, erklärt Brandl, im Landkreis seien es 24 Prozent der Fläche. „Also schon sehr wenig“, sagt er. In Mering und Kissing liege der Anteil sogar nur bei knapp 13 Prozent. „Von daher ist jeder Quadratmeter Wald, der entsteht, ein Segen“, sagt Brandl. Aus der Gemeinde habe es folgenden Wunsch gegeben: „Es muss schön werden, und es muss etwas für die Natur bringen.“Das sei bei der Baumartenund Strauchauswahl berücksichtigt worden. Bauhofleiter Chrisstanden, tian Golling erklärt, dass er und seine Mitarbeiter unter anderem Spitzahorn, Vogelkirsche und Hainbuche angepflanzt hätten.
Brandl sagt: „Das ist ein Trittstein, der sehr klein ist, aber wir brauchen viele solcher Trittsteine. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen das Instrument Erstaufforstung in Anspruch nehmen.“Er habe dabei auch Privatleute im Blick, die sich bereit erklären sollen, ihre Wiesen oder Äcker in Wald umwandeln zu lassen. Das Ganze werde mit Fördergeldern unterstützt.
Bürgermeister Gürtner sagt: „Wir wollen CO2-Speicher schaffen und unser Trinkwasserschutzgebiet, zumindest die Zuflüsse, damit schützen. Deswegen ist uns das hier ganz wichtig.“Es handle sich um eine freiwillige Leistung, nicht um eine Ausgleichsfläche. Die Kosten seien überschaubar, und es gebe die Förderung. Zudem erklärt der Bürgermeister: „Herr Brandl war beratend tätig, aber der Kissinger Bauhof hat die Maßnahme umgesetzt. Somit ist das auch eine Eigenleistung.“
Leiter Golling erklärt, dass der Bauhof in der Gemeinde vor Kurzem ein paar Bäume habe fällen müssen. Hier sei aber für Ersatz gesorgt worden. „Die Standorte waren von der Größe her nicht optimal. Auf lange Sicht hätten beispielsweise die Ahorne den Straßenkörper und den Gehweg kaputt gemacht. Auch wären Stolperfallen entstanden. Daher mussten wir handeln.“
In der Lechfeldstraße wurden drei Ahornbäume gefällt. Der Bauhof pflanzte dafür zukunftsfähige Arten wie die Blumenesche nach. „Die ist nicht für das gefährliche Eschentriebsterben empfänglich und frostresistent“, erklärt Golling. In ganz Bayern sei die Art zurzeit in der engeren Erprobung. Zudem mussten in der Paarfeldstraße zwei weitere Ahornbäume gefällt werden.
Sie hätten Versorgungsleitungen gefährdet und seien bereits beschädigt gewesen. Der Bauhof habe dafür eine klimaresistente KobushiMagnolie eingesetzt. Golling sagt: „Das sind lauter Leuchtturmprojekte. Durch die sehen wir, wie das angenommen wird und wie sich das entwickelt.“Das Team bilde sich regelmäßig weiter und baue sein Fachwissen aus.
Des Weiteren sei der Bauhof dabei, Blühstreifen anzulegen. „Das habe ich kurz nach meinem Amtsantritt angeregt“, sagt Bürgermeister Gürtner. Eine sei beispielsweise neben der Skateranlage entstanden. Laut Golling bestehen inzwischen vier Flächen.
Der Bauhof wolle aber in diesem Jahr noch sechs weitere schaffen. „Wir haben nun noch einiges vor, weil jetzt die Saatzeit ist“, sagt der Bauhofleiter.