So fühlen sich Bienen wohl
Bienen sind wichtig für die Natur. Experten geben Tipps, wie Grünflächen in Aichach-Friedberg zu Wohlfühloasen für die Insekten werden können
Bienen sind wichtig für die Natur. Deshalb geben Experten Tipps, wie Gärten in Aichach-Friedberg zu Wohlfühloasen für die Insekten werden können.
Friedberg Die Augen werden etwas feucht, wenn Karl-Heinz Waldmüller, Vorsitzender des Imkervereins Friedberg, Rauch versprüht, um die Bienen zu besänftigen, nachdem er ihren Stock geöffnet hat. Tausendfaches Summen ertönt. Unzählige Bienen tummeln sich auf der Wabe, die Waldmüller vorsichtig heraushebt. So viele, dass es beinahe unmöglich ist zu sehen, wo ein Körper anfängt und der andere aufhört. Der Imker streicht vorsichtig mit dem Finger über den Rücken der kleinen Tiere. Schutzkleidung braucht er durch seine langjährige Erfahrung nicht mehr. Aber er weiß, wie jeder Honig- und Wildbienen helfen kann.
Wie viel Wissen die Imkerei erfordert, erzählt er am Lehrbienenstand im Steinernen Säulweg in Friedberg-Süd, der 1995 gegründet wurde. In den vergangenen Jahren ist das Interesse an der Imkerei so gewachsen, dass kontinuierlich neue Mitglieder dazustoßen und der Verein Imkerkurse anbietet. Allerdings verhindert die Corona-Pandemie diese Kurse aktuell, sodass die vorbereiteten Bienenstöcke nun von den Mitgliedern versorgt werden.
Ein- bis zweimal die Woche schaut Waldmüller nach den acht Bienenvölkern. Je nach Volk leben 5000 bis 30.000 Honigbienen in einem Stock. Ihre Königin legt aktuell 2000 Eier pro Tag. „Die Völker zu führen, dass sie sich optimal entwickeln können“, so beschreibt Waldmüller seine Aufgaben. Dazu gehören beispielsweise die Durchsicht der Völker, gegebenenfalls die Brutraumerweiterung, das Abschneiden der Drohnenbrut oder die Schwarmverhinderung. Zwei- bis dreimal im Jahr wird Honig geschleudert. Wie viel zusammenkommt, hängt davon ab, wie viel Nektar die Bienen sammeln können – und demnach vom Wetter. Im Durchschnitt liegt der Ertrag des Imkervereins bei 15 bis 30 Kilo pro Volk und Jahr – in guten Jahren sogar bis zu 80 Kilo. Probleme bereitet weiter die Varroamilbe. Die Parasiten befallen Bienenvölker, übertragen Viren und verursachen Desorientierungen bei den Tieren. Deshalb gehört eine regelmäßige Varroakontrolle zu den wichtigsten Aufgaben eines Imkers.
Viele springen auf den Bienentrend auf, doch es ist Vorsicht geboten: Bienenkästen aus dem Internet steht Waldmüller skeptisch gegenüber. Ihn haben bereits ein paar Anrufe diesbezüglich erreicht. Seiner Meinung nach suggeriert das Produkt, dass sich Ungeschulte „ein Bienenvolk in den Garten stellen, und damit ist es getan“. Denn die Imkerei erfordere Fachkenntnisse. „Lieber mit einem naturnahen Garten etwas für Wildbienen tun“, empfiehlt der Vorsitzende des Imkervereins Friedberg.
„Bienen haben ökologisch eine ungeheure Bedeutung“, bestätigt auch der Biologe Dr. Wolfhard von Thienen. Da pflanzliche Nahrungsmittel auf die Bestäubung angewiesen sind, hätten auch die Landwirtschaft und damit die Wirtschaft allgemein ein großes Interesse am Fortbestehen von Bienen. „Honigbienen geht es dank der Pflege von Imkern so weit gut. Das Hauptproblem, das wir haben, sind die frei lebenden Bienen“, sagt der Meringer. Durch industrielle Landwirtschaft und Monokulturen würden Lebensräume eingeschränkt, was einen massiven Schwund an Insekten hervorruft. Deshalb zögen sich Wildbienen immer mehr aus der Natur zurück und flöhen in besiedelte Gebiete, erklärt der Biologe.
Brutplätze für Insekten und damit auch Wildbienen schafft Bernd Kupfer aus Friedberg-Harthausen. Der gelernte Geschirrsattler ist vor zwölf Jahren beruflich auf den Bau von Bienenhäusern umgestiegen. „Ich wollte etwas tun, was mir Freude bringt, etwas, was nützlich ist“, erzählt Kupfer. Und da er gerne mit Holz arbeitet, lag die Anfertigung von Bienenhäusern nahe. Gegen den häufig genutzten Begriff „Bienenhotel“sträubt er sich: „Kein Hotel, denn da verweilt man kurz. In den Häusern leben Bienen ein bis zwei Jahre.“Die Wildbienen legen dort im Sommer ihre Eier, die Larven schlüpfen, überwintern dort – und kommen im nächsten Frühling als Biene hervor. Beim Bau der Bienenhäuser kann Kupfer seine Kreativität ausleben oder fertigt sie nach den Wünschen seiner Kundschaft an, die aus Privatpersonen, aber auch Kindergärten oder Schulklassen besteht. Bestellungen bekommt er vom Bodensee bis an die Nordsee. Für den Bau verwendet der gebürtige Sachse Laubhölzer und Harthölzer. Wichtig sei, dass das Holz gut abgelagert ist und nicht harzt. Da nicht alle Bienen dieselben Bedürfnisse haben, bohrt Kupfer verschiedene Röhrentiefen ins Holz. Je nach Insekt variieren die Länge und die Breite. Um es den Tieren gemütlich zu machen, verwendet er Stroh, Holzwolle oder Rindenmulch.
Und damit auch seine menschliche Kundschaft lange Freude an seinem Produkt hat, nagelt und leimt er alles so fest wie möglich. Zudem verwendet Kupfer natürliche Holzöle gegen die Verwitterung. Seine Bienenhäuser so nachhaltig und langlebig wie nur möglich zu bauen, ist das Anliegen des Wahl-Friedbergers: „Da gibt’s so einen schönen Spruch: Erst stirbt die Biene, dann der Mensch.“