Zuckerbrot und Peitsche
Es ist nun wirklich kein schöner Anblick: Ganze Straßenzüge entlang der Hauptverkehrsachsen verschwinden in Friedberg hinter Lärmschutzwänden. Die sind teilweise in die Jahre gekommen, über weite Strecken ohne Bepflanzung und jede ein Zeugnis vom individuellen Geschmack ihres Erbauers. Weil der Wunsch nach Abschirmung auch in Bereichen wächst, in denen es keine immissionsrechtliche Notwendigkeit dafür gibt, sieht man im Rathaus Handlungsbedarf.
Die Stadt steckt dabei in einer Zwickmühle. Es ist der erklärte politische Wille, bei der Schaffung von neuem Wohnraum vorrangig auf Nachverdichtung und Baulückenschluss zu setzen. Dadurch werden nun vermehrt auch solche Flächen bebaut, die zuvor nicht ohne Grund brach lagen. Die Stadt bejaht darum das berechtigte Interesse der Bewohner an einem Lärmschutz. Auf der anderen Seite anderen Seite geht es aber auch um Fragen des Ortsbildes, dem die Wände nicht unbedingt zuträglich sind. Und überall dort, wo es keine Bebauungspläne gibt, hat die Stadt wenig Handhabe.
Der Planungsausschuss hat sich darum für eine Zuckerbrot-undPeitsche-Strategie entschieden. Wer sich an die festgelegten Kriterien hält, bekommt seine Genehmigung. Andernfalls solle schwereres Geschütz aufgefahren werden - in Form von Bebauungsplänen und Veränderungssperren. Wie die nach eigenem Bekunden - chronisch überlastete Bauverwaltung diese zusätzliche Arbeit stemmen möchte, bleibt ihr Geheimnis. Es ist zu befürchten, dass Scheußlichkeiten bestenfalls verzögert, aber nur schwer verhindert werden können.