Friedberger Allgemeine

Zuckerbrot und Peitsche

- VON THOMAS GOSSNER gth@augsburger‰allgemeine.de

Es ist nun wirklich kein schöner Anblick: Ganze Straßenzüg­e entlang der Hauptverke­hrsachsen verschwind­en in Friedberg hinter Lärmschutz­wänden. Die sind teilweise in die Jahre gekommen, über weite Strecken ohne Bepflanzun­g und jede ein Zeugnis vom individuel­len Geschmack ihres Erbauers. Weil der Wunsch nach Abschirmun­g auch in Bereichen wächst, in denen es keine immissions­rechtliche Notwendigk­eit dafür gibt, sieht man im Rathaus Handlungsb­edarf.

Die Stadt steckt dabei in einer Zwickmühle. Es ist der erklärte politische Wille, bei der Schaffung von neuem Wohnraum vorrangig auf Nachverdic­htung und Baulückens­chluss zu setzen. Dadurch werden nun vermehrt auch solche Flächen bebaut, die zuvor nicht ohne Grund brach lagen. Die Stadt bejaht darum das berechtigt­e Interesse der Bewohner an einem Lärmschutz. Auf der anderen Seite anderen Seite geht es aber auch um Fragen des Ortsbildes, dem die Wände nicht unbedingt zuträglich sind. Und überall dort, wo es keine Bebauungsp­läne gibt, hat die Stadt wenig Handhabe.

Der Planungsau­sschuss hat sich darum für eine Zuckerbrot-undPeitsch­e-Strategie entschiede­n. Wer sich an die festgelegt­en Kriterien hält, bekommt seine Genehmigun­g. Andernfall­s solle schwereres Geschütz aufgefahre­n werden - in Form von Bebauungsp­länen und Veränderun­gssperren. Wie die nach eigenem Bekunden - chronisch überlastet­e Bauverwalt­ung diese zusätzlich­e Arbeit stemmen möchte, bleibt ihr Geheimnis. Es ist zu befürchten, dass Scheußlich­keiten bestenfall­s verzögert, aber nur schwer verhindert werden können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany