So war Helmut Luichtls erstes BürgermeisterJahr
Der CSU-Politiker fühlt sich im Merchinger Rathaus wohl, auch wenn die Corona-Krise eine Herausforderung darstellt. Mit einem hatte er vor seinem Amtsantritt allerdings nicht gerechnet
Merching Die Frage, wie er sein erstes Jahr als Bürgermeister erlebt habe, beantwortet Helmut Luichtl zunächst mit nur einem Wort: „Anstrengend.“Dann fügt er hinzu: „Aber es macht auch sehr viel Spaß und Freude und ich habe es noch keine Minute bereut, dass ich das mache.“Sein erstes Jahr als Rathauschef in Mering wurde durch die Corona-Pandemie geprägt, die kurz vor seinem Antritt über die Welt hereinbrach.
Der Umgang mit den Bestimmungen sei herausfordernd gewesen. „Es ist extrem belastend, weil man vieles, das man plant, nicht vernünftig zum Abschluss bringen kann“, sagt Luichtl. Gerade im kulturellen Bereich seien viele Dinge angestoßen worden, die dann aber wieder abgesagt werden mussten. „Das war insgesamt frustrierend und auch zeitraubend.“Der Bürgermeister denkt dabei beispielsweise an den Merchinger Advent, den Bürgerball und die Serenade am Mandichosee.
Er betont aber auch, dass die Situation für die Gewerbebetriebe viel schlimmer sei, insbesondere in der Hotellerie, die über Monate hinweg praktisch stillgelegt war. Im Hinblick auf die Auswirkungen der Pandemie auf die Betriebe in Merching sagt Luichtl: „Ich denke, es ist sehr unterschiedlich. Wir haben wenig touristische Betriebe, die davon extrem betroffen sind.“Die Gastronomie in der Gemeinde habe aber sehr zu kämpfen. Auch für den Einzelhandel und die Friseure sei es nicht leicht gewesen.
Ansonsten stapeln sich inzwischen Unterlagen zu Vorhaben auf dem Schreibtisch des Bürgermeisters. „Ein großes Bauprojekt, dass ich von meinem Vorgänger übernommen habe, ist die Schulhauserweiterung und der damit verbundene Mensaausbau“, erklärt Luichtl. Merching braucht mehr Platz für seine Schüler. Die Gemeinde sei mit der Planung schon weit. Das Projekt umfasst einen größeren Anbau im Westen, in dem Klassen-, Gruppenund Technikräume untergebracht werden sollen. Im nördlichen Bereich ist ein kleiner Anbau für eine Küche vorgesehen, der ehemalige Physiksaal soll anschließend in eine Mensa umgebaut werden. Der Bürgermeister hofft, im Winter in die Ausschreibung gehen zu können. Im Idealfall würden die Arbeiten dann im kommenden Jahr beginnen.
Ein weiteres großes Projekt, das Luichtl im Blick hat, ist der Bau einer neuen Kindertagesstätte. Der Bedarf nehme zu. „Wir haben in der letzten Zeit etliche Bauanträge gehabt und wollen in den kommenden
Jahren wieder Baugebiete ausweisen. Auch die Nachbarkommunen wachsen. Daher sind wir überzeugt, dass wir eine zusätzliche Kindertagesstätte brauchen.“
Auf Merching herrscht Zuzugsdruck. Die Metropolregion München ist von der Gemeinde aus gut zu erreichen. Aber Luichtl betont: „Diesen Druck halte ich aus.“Es gebe viele Anfragen wegen Bauplät
zen. Die Ausweisung eines neuen Baugebiets genieße aber nicht die höchste Priorität. „Wir machen das peu à peu, und sobald wieder eins ansteht, werden wir im Gemeinderat überlegen, wie wir das vermarkten“, sagt Luichtl. Merching sei zwar „keine ganz kleine Gemeinde“mehr, die Kommune wolle aber auch keine „große Gemeinde“werden. „Man kommt sonst im Laufe
der Zeit nicht mehr hinterher.“Die Infrastruktur, beispielsweise die Schulen und Kindergärten, müssten schließlich mitwachsen. „Das ist eine Spirale. Wir versuchen, das einigermaßen in der Balance zu halten, was aber äußerst schwierig ist.“
Ein absoluter Glücksfall sei für Luichtl der Glasfaserausbau in Merching, der zurzeit startet. Mithilfe einer Initiative des Unternehmens
Bayernwerk möchte die Gemeinde einen möglichst flächendeckenden und schnellen Internetanschluss erreichen. Der Ausbau konnte starten, weil sich über 35 Prozent der Haushalte für das Angebot eines kostenlosen Glasfaserhausanschlusses entschieden hatten. Die Mindestbeteiligung sei notwendig gewesen, da das Bayernwerk den mit hohen Investitionen verbundenen Glasfaserausbau bis in die Haushalte selbst finanziert. Luichtl sagt: „Wir hätten uns das als Kommune nicht leisten können, so einen Ausbau in einem Jahr zu machen.“
Was in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder geschoben worden sei, seien die Überlegungen zur Renovierung und Umgestaltung des Rathauses. Luichtl erklärt: „Eigentlich weiß man schon lange, dass es saniert werden muss. Das ist aber keine Kritik an meinen Vorgängern. Aufgrund anderer großer Projekte ist das Rathaus immer wieder an der Priorisierung gescheitert.“Ihm schwebe aber schon länger vor, an dem Gebäude etwas machen zu lassen. „Der Gemeinderat sieht es Gott sei Dank ähnlich“, sagt er.
Überhaupt empfinde er die Zusammenarbeit im Gremium als sehr gut. Dort sind neben Luichtls Partei, der CSU, drei weitere Gruppierungen vertreten. „Wir schauen unabhängig von den Fraktionen, dass wir Merching voranbringen und das Beste für die Bürgerinnen und Bürger erreichen.“Auch in Merching würden nicht alle Abstimmungen einstimmig ausfallen, natürlich gebe es unterschiedliche Meinungen. „Die Diskussionskultur ist aber klasse, man wird nie persönlich, auch wenn man merkt, dass beim anderen Herzblut hinter dem Projekt steckt“, sagt der Bürgermeister. Am Ende werde aber die Mehrheitsentscheidung akzeptiert. „Da wird nicht nachgetreten.“
Ähnlich empfinde er den Kontakt zu den Merchinger Bürgern. An ihn werde einiges herangetragen. „Man nimmt vieles davon mit, aber wenn man den Leuten erklärt, dass andere Sachen Vorrang haben oder bestimmte Dinge beachtet werden müssen, dann hat in der Regel fast jeder Verständnis dafür.“In einer Hinsicht sei er aber im Rückblick auf das erste Jahr überrascht gewesen. Er hatte nicht damit gerechnet, was alles auf ihn einprasselt. „Mir war bewusst, dass das kein AchtStunden-Job ist. Du bist als Bürgermeister mehr oder weniger rund um die Uhr im Einsatz, das war mir klar.“Die Menge der Anfragen habe ihn dann aber doch erstaunt. „Was auch die Verwaltung alles leisten muss und für was sie und der Bauhof alles herhalten müssen, das ist schon immens“, sagt Luichtl.