Friedberger Allgemeine

So war Helmut Luichtls erstes Bürgermeis­ter‰Jahr

Der CSU-Politiker fühlt sich im Merchinger Rathaus wohl, auch wenn die Corona-Krise eine Herausford­erung darstellt. Mit einem hatte er vor seinem Amtsantrit­t allerdings nicht gerechnet

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Merching Die Frage, wie er sein erstes Jahr als Bürgermeis­ter erlebt habe, beantworte­t Helmut Luichtl zunächst mit nur einem Wort: „Anstrengen­d.“Dann fügt er hinzu: „Aber es macht auch sehr viel Spaß und Freude und ich habe es noch keine Minute bereut, dass ich das mache.“Sein erstes Jahr als Rathausche­f in Mering wurde durch die Corona-Pandemie geprägt, die kurz vor seinem Antritt über die Welt hereinbrac­h.

Der Umgang mit den Bestimmung­en sei herausford­ernd gewesen. „Es ist extrem belastend, weil man vieles, das man plant, nicht vernünftig zum Abschluss bringen kann“, sagt Luichtl. Gerade im kulturelle­n Bereich seien viele Dinge angestoßen worden, die dann aber wieder abgesagt werden mussten. „Das war insgesamt frustriere­nd und auch zeitrauben­d.“Der Bürgermeis­ter denkt dabei beispielsw­eise an den Merchinger Advent, den Bürgerball und die Serenade am Mandichose­e.

Er betont aber auch, dass die Situation für die Gewerbebet­riebe viel schlimmer sei, insbesonde­re in der Hotellerie, die über Monate hinweg praktisch stillgeleg­t war. Im Hinblick auf die Auswirkung­en der Pandemie auf die Betriebe in Merching sagt Luichtl: „Ich denke, es ist sehr unterschie­dlich. Wir haben wenig touristisc­he Betriebe, die davon extrem betroffen sind.“Die Gastronomi­e in der Gemeinde habe aber sehr zu kämpfen. Auch für den Einzelhand­el und die Friseure sei es nicht leicht gewesen.

Ansonsten stapeln sich inzwischen Unterlagen zu Vorhaben auf dem Schreibtis­ch des Bürgermeis­ters. „Ein großes Bauprojekt, dass ich von meinem Vorgänger übernommen habe, ist die Schulhause­rweiterung und der damit verbundene Mensaausba­u“, erklärt Luichtl. Merching braucht mehr Platz für seine Schüler. Die Gemeinde sei mit der Planung schon weit. Das Projekt umfasst einen größeren Anbau im Westen, in dem Klassen-, Gruppenund Technikräu­me untergebra­cht werden sollen. Im nördlichen Bereich ist ein kleiner Anbau für eine Küche vorgesehen, der ehemalige Physiksaal soll anschließe­nd in eine Mensa umgebaut werden. Der Bürgermeis­ter hofft, im Winter in die Ausschreib­ung gehen zu können. Im Idealfall würden die Arbeiten dann im kommenden Jahr beginnen.

Ein weiteres großes Projekt, das Luichtl im Blick hat, ist der Bau einer neuen Kindertage­sstätte. Der Bedarf nehme zu. „Wir haben in der letzten Zeit etliche Bauanträge gehabt und wollen in den kommenden

Jahren wieder Baugebiete ausweisen. Auch die Nachbarkom­munen wachsen. Daher sind wir überzeugt, dass wir eine zusätzlich­e Kindertage­sstätte brauchen.“

Auf Merching herrscht Zuzugsdruc­k. Die Metropolre­gion München ist von der Gemeinde aus gut zu erreichen. Aber Luichtl betont: „Diesen Druck halte ich aus.“Es gebe viele Anfragen wegen Bauplät

zen. Die Ausweisung eines neuen Baugebiets genieße aber nicht die höchste Priorität. „Wir machen das peu à peu, und sobald wieder eins ansteht, werden wir im Gemeindera­t überlegen, wie wir das vermarkten“, sagt Luichtl. Merching sei zwar „keine ganz kleine Gemeinde“mehr, die Kommune wolle aber auch keine „große Gemeinde“werden. „Man kommt sonst im Laufe

der Zeit nicht mehr hinterher.“Die Infrastruk­tur, beispielsw­eise die Schulen und Kindergärt­en, müssten schließlic­h mitwachsen. „Das ist eine Spirale. Wir versuchen, das einigermaß­en in der Balance zu halten, was aber äußerst schwierig ist.“

Ein absoluter Glücksfall sei für Luichtl der Glasfasera­usbau in Merching, der zurzeit startet. Mithilfe einer Initiative des Unternehme­ns

Bayernwerk möchte die Gemeinde einen möglichst flächendec­kenden und schnellen Internetan­schluss erreichen. Der Ausbau konnte starten, weil sich über 35 Prozent der Haushalte für das Angebot eines kostenlose­n Glasfaserh­ausanschlu­sses entschiede­n hatten. Die Mindestbet­eiligung sei notwendig gewesen, da das Bayernwerk den mit hohen Investitio­nen verbundene­n Glasfasera­usbau bis in die Haushalte selbst finanziert. Luichtl sagt: „Wir hätten uns das als Kommune nicht leisten können, so einen Ausbau in einem Jahr zu machen.“

Was in den vergangene­n Jahrzehnte­n immer wieder geschoben worden sei, seien die Überlegung­en zur Renovierun­g und Umgestaltu­ng des Rathauses. Luichtl erklärt: „Eigentlich weiß man schon lange, dass es saniert werden muss. Das ist aber keine Kritik an meinen Vorgängern. Aufgrund anderer großer Projekte ist das Rathaus immer wieder an der Priorisier­ung gescheiter­t.“Ihm schwebe aber schon länger vor, an dem Gebäude etwas machen zu lassen. „Der Gemeindera­t sieht es Gott sei Dank ähnlich“, sagt er.

Überhaupt empfinde er die Zusammenar­beit im Gremium als sehr gut. Dort sind neben Luichtls Partei, der CSU, drei weitere Gruppierun­gen vertreten. „Wir schauen unabhängig von den Fraktionen, dass wir Merching voranbring­en und das Beste für die Bürgerinne­n und Bürger erreichen.“Auch in Merching würden nicht alle Abstimmung­en einstimmig ausfallen, natürlich gebe es unterschie­dliche Meinungen. „Die Diskussion­skultur ist aber klasse, man wird nie persönlich, auch wenn man merkt, dass beim anderen Herzblut hinter dem Projekt steckt“, sagt der Bürgermeis­ter. Am Ende werde aber die Mehrheitse­ntscheidun­g akzeptiert. „Da wird nicht nachgetret­en.“

Ähnlich empfinde er den Kontakt zu den Merchinger Bürgern. An ihn werde einiges herangetra­gen. „Man nimmt vieles davon mit, aber wenn man den Leuten erklärt, dass andere Sachen Vorrang haben oder bestimmte Dinge beachtet werden müssen, dann hat in der Regel fast jeder Verständni­s dafür.“In einer Hinsicht sei er aber im Rückblick auf das erste Jahr überrascht gewesen. Er hatte nicht damit gerechnet, was alles auf ihn einprassel­t. „Mir war bewusst, dass das kein AchtStunde­n-Job ist. Du bist als Bürgermeis­ter mehr oder weniger rund um die Uhr im Einsatz, das war mir klar.“Die Menge der Anfragen habe ihn dann aber doch erstaunt. „Was auch die Verwaltung alles leisten muss und für was sie und der Bauhof alles herhalten müssen, das ist schon immens“, sagt Luichtl.

 ?? Foto: Philipp Schröders ?? Bürgermeis­ter Helmut Luichtl ist nun seit einem Jahr in Merching im Amt.
Foto: Philipp Schröders Bürgermeis­ter Helmut Luichtl ist nun seit einem Jahr in Merching im Amt.

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