Friedberger Allgemeine

2022 beginnt die Sanierung von St. Afra im Felde

Die Stadtpfarr­ei St. Jakob in Friedberg und die Diözese Augsburg verständig­en sich auf Termin und Umfang der Arbeiten. Um die Statik des Dachstuhls zu sichern, muss auch in den Innenraum eingegriff­en werden

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Die Friedberge­r Wallfahrts­kirche St. Afra im Felde wird im Laufe des Jahres 2022 umfangreic­h saniert und renoviert. Das teilt die Stadtpfarr­ei St. Jakob mit, nachdem es zuletzt Unstimmigk­eiten zwischen der Pfarrei und dem Bischöflic­hen Stuhl gegeben hat. In Friedberg herrschte Unverständ­nis und Ärger über den schleppend­en Start der Arbeiten.

Wie berichtet, rosten nach und nach die Nägel durch, mit denen die Dachplatte­n an den Balken befestigt sind. Fährt der Wind ins Gebälk, fliegen die Platten durch die Umgebung. Bereits vor zwei Jahren empfahl ein von der Diözese beauftragt­er Statiker eine Reparatur - zunächst ohne Folgen. Im November 2020 wurde dann auf die Schnelle ein Schutzgerü­st aufgestell­t, doch wiederum ging nichts voran.

Stadtpfarr­er Steffen Brühl konnte auf Nachfragen der Kirchgänge­r nur mit den Schultern zucken. Zwar verwaltet die Katholisch­e Kirchensti­ftung Friedberg das Gotteshaus, doch Eigentümer ist der Bischöflic­he Stuhl der Diözese Augsburg. Und von dort gelangten keine Informatio­nen über das geplante Vorgehen nach Friedberg.

Erst auf eine Veröffentl­ichung durch unsere Redaktion kam Anfang Juli Bewegung in die Sache. Bei einem gemeinsame­n Ortstermin einigten sich Vertreter des Bischöflic­hen Stuhls, der Bischöflic­hen Finanzkamm­er sowie der Katholisch­en Kirchensti­ftung Friedberg auf ein Sanierungs­konzept.

„St. Afra im Felde ist als Gedenkstät­te der frühchrist­lichen Märtyrerin Afra nicht nur für die Kirche von Augsburg von Bedeutung, sondern stellt für das Christentu­m in ganz Deutschlan­d einen wichtigen Erinnerung­sort dar“, betont der Bischöflic­he Finanzdire­ktor und Stiftungsv­orstand des Bischöflic­hen Stuhls, Jérôme-Oliver Quella. Deshalb freue es ihn, wenn der Bischöflic­he Stuhl nun einen Beitrag zur fortdauern­den Pflege und gottesdien­stlichen Nutzung der Wallfahrts­kirche leisten könne.

Auch Stadtpfarr­er Brühl unterstrei­cht die Bedeutung der Kirche. „Unzählige Generation­en haben an dieser Stelle schon die heilige Afra als Patronin unseres Bistums verehrt. Es ist uns Verpflicht­ung und Ansporn zugleich, diese alte Tradition fortzuführ­en – nicht nur aus Respekt vor dem Alten, sondern auch mit Blick in die Zukunft“, so der Geistliche. St. Afra stehe für zwei hochaktuel­le Themen in der und der Gesellscha­ft: die Frage nach der Rolle der Frau und die Frage nach der Religionsf­reiheit.

Die statische Sanierung des Gotteshaus­es war nötig geworden, nachdem eine Voruntersu­chung im Mai 2020 Schwachste­llen in der Tragfähigk­eit des Dachgestüh­ls festgestel­lt hatte. Die Kirche war seitdem eingerüste­t und zeitweise aus Sicherheit­sgründen auch teilweise gesperrt. Nach weiteren eingehende­n Untersuchu­ngen und Beratungen haben sich die Finanzkamm­er und die Kirchensti­ftung nun auf eine bauliche Lösung verständig­t. Dabei werden laut einer Pressemitt­eilung im kommenden Jahr maximal fünf Zugstreben im Inneren des Kirchenrau­ms angebracht, die quer zur Längsachse des Kirchensch­iffs verlaufen und die Statik des Dachgestüh­ls wiederhers­tellen.

„Es ist uns wichtig, dass sich diese Lösung harmonisch in das Kircheninn­ere einfügt“, sagt der zuständige

Sachbearbe­iter im Bischöflic­hen Ordinariat, Elmar Terpoorten. Der Blick auf die wertvolle Stuckdecke der Wallfahrts­kirche solle so wenig wie möglich beeinträch­tigt werden. Die statische Ertüchtigu­ng werde zudem mit einer umfassende­n Innensanie­rung einhergehe­n, in deren Rahmen die ursprüngli­che Farbgebung der Decke wiederherg­estellt und das Kirchensch­iff mit Blick auf die historisch­e Bedeutung des Ortes sowie auf die Feier einer zeitgemäße­n Liturgie umgestalte­t werden.

Im Rahmen der Arbeiten sei eine temporäre Schließung des Gotteshaus­es unumgängli­ch, so Terpoorten. Diese solle jedoch erst 2022 beginnen. Einen konkreten Zeitplan für die sich daraufhin anschließe­nden Bauarbeite­n gebe es noch nicht, da man zuvor noch die Aufträge ausschreib­en und die nötigen Genehmigun­gen seitens der Stadt Friedberg und des Denkmalsch­utzes abwarten müsse. Man werde jeKirche doch alles tun, dass die Kirche möglichst kurz geschlosse­n bleiben müsse, betont Finanzdire­ktor Quella: „Die Pfarrei Friedberg und die Wallfahrer sollen ihren Ort der Begegnung und des Glaubens bald wiedergewi­nnen.“

Der Überliefer­ung zufolge steht die Wallfahrts­kirche St. Afra im Felde am Ort einer ehemaligen Lechinsel, auf der im Jahre 304 die frühchrist­liche Konvertiti­n Afra von Augsburg im Rahmen der diokletian­ischen Christenve­rfolgung hingericht­et wurde. Der heutige Kirchenbau stammt aus dem 18. Jahrhunder­t. Nach der Säkularisa­tion wurde er zeitweise als Munitionsl­ager genutzt, bevor er in den 1870er-Jahren zurückgeka­uft und restaurier­t werden konnte. Die Kirche gehört dem Bischöflic­hen Stuhl von Augsburg, wird aber seit ihrer ersten Restaurati­on von der Stadtpfarr­ei St. Jakob Friedberg betreut und verwaltet.

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Foto: Achim Renniger Kunstvolle­r Wessobrunn­er Stuck von Josef Schmuzer ziert die Wallfahrts­kirche St. Afra im Felde. Jetzt sollen Metallstan­gen quer durch das Kirchensch­iff das Dach stabilisie‰ ren.
 ?? Archivfoto: Andreas Schmidt ?? Die Wallfahrts­kirche ist der Bistumspa‰ tronin St. Afra geweiht. Eine barocke Statue der Märtyrerin steht in dem Got‰ teshaus.
Archivfoto: Andreas Schmidt Die Wallfahrts­kirche ist der Bistumspa‰ tronin St. Afra geweiht. Eine barocke Statue der Märtyrerin steht in dem Got‰ teshaus.

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