2022 beginnt die Sanierung von St. Afra im Felde
Die Stadtpfarrei St. Jakob in Friedberg und die Diözese Augsburg verständigen sich auf Termin und Umfang der Arbeiten. Um die Statik des Dachstuhls zu sichern, muss auch in den Innenraum eingegriffen werden
Friedberg Die Friedberger Wallfahrtskirche St. Afra im Felde wird im Laufe des Jahres 2022 umfangreich saniert und renoviert. Das teilt die Stadtpfarrei St. Jakob mit, nachdem es zuletzt Unstimmigkeiten zwischen der Pfarrei und dem Bischöflichen Stuhl gegeben hat. In Friedberg herrschte Unverständnis und Ärger über den schleppenden Start der Arbeiten.
Wie berichtet, rosten nach und nach die Nägel durch, mit denen die Dachplatten an den Balken befestigt sind. Fährt der Wind ins Gebälk, fliegen die Platten durch die Umgebung. Bereits vor zwei Jahren empfahl ein von der Diözese beauftragter Statiker eine Reparatur - zunächst ohne Folgen. Im November 2020 wurde dann auf die Schnelle ein Schutzgerüst aufgestellt, doch wiederum ging nichts voran.
Stadtpfarrer Steffen Brühl konnte auf Nachfragen der Kirchgänger nur mit den Schultern zucken. Zwar verwaltet die Katholische Kirchenstiftung Friedberg das Gotteshaus, doch Eigentümer ist der Bischöfliche Stuhl der Diözese Augsburg. Und von dort gelangten keine Informationen über das geplante Vorgehen nach Friedberg.
Erst auf eine Veröffentlichung durch unsere Redaktion kam Anfang Juli Bewegung in die Sache. Bei einem gemeinsamen Ortstermin einigten sich Vertreter des Bischöflichen Stuhls, der Bischöflichen Finanzkammer sowie der Katholischen Kirchenstiftung Friedberg auf ein Sanierungskonzept.
„St. Afra im Felde ist als Gedenkstätte der frühchristlichen Märtyrerin Afra nicht nur für die Kirche von Augsburg von Bedeutung, sondern stellt für das Christentum in ganz Deutschland einen wichtigen Erinnerungsort dar“, betont der Bischöfliche Finanzdirektor und Stiftungsvorstand des Bischöflichen Stuhls, Jérôme-Oliver Quella. Deshalb freue es ihn, wenn der Bischöfliche Stuhl nun einen Beitrag zur fortdauernden Pflege und gottesdienstlichen Nutzung der Wallfahrtskirche leisten könne.
Auch Stadtpfarrer Brühl unterstreicht die Bedeutung der Kirche. „Unzählige Generationen haben an dieser Stelle schon die heilige Afra als Patronin unseres Bistums verehrt. Es ist uns Verpflichtung und Ansporn zugleich, diese alte Tradition fortzuführen – nicht nur aus Respekt vor dem Alten, sondern auch mit Blick in die Zukunft“, so der Geistliche. St. Afra stehe für zwei hochaktuelle Themen in der und der Gesellschaft: die Frage nach der Rolle der Frau und die Frage nach der Religionsfreiheit.
Die statische Sanierung des Gotteshauses war nötig geworden, nachdem eine Voruntersuchung im Mai 2020 Schwachstellen in der Tragfähigkeit des Dachgestühls festgestellt hatte. Die Kirche war seitdem eingerüstet und zeitweise aus Sicherheitsgründen auch teilweise gesperrt. Nach weiteren eingehenden Untersuchungen und Beratungen haben sich die Finanzkammer und die Kirchenstiftung nun auf eine bauliche Lösung verständigt. Dabei werden laut einer Pressemitteilung im kommenden Jahr maximal fünf Zugstreben im Inneren des Kirchenraums angebracht, die quer zur Längsachse des Kirchenschiffs verlaufen und die Statik des Dachgestühls wiederherstellen.
„Es ist uns wichtig, dass sich diese Lösung harmonisch in das Kircheninnere einfügt“, sagt der zuständige
Sachbearbeiter im Bischöflichen Ordinariat, Elmar Terpoorten. Der Blick auf die wertvolle Stuckdecke der Wallfahrtskirche solle so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Die statische Ertüchtigung werde zudem mit einer umfassenden Innensanierung einhergehen, in deren Rahmen die ursprüngliche Farbgebung der Decke wiederhergestellt und das Kirchenschiff mit Blick auf die historische Bedeutung des Ortes sowie auf die Feier einer zeitgemäßen Liturgie umgestaltet werden.
Im Rahmen der Arbeiten sei eine temporäre Schließung des Gotteshauses unumgänglich, so Terpoorten. Diese solle jedoch erst 2022 beginnen. Einen konkreten Zeitplan für die sich daraufhin anschließenden Bauarbeiten gebe es noch nicht, da man zuvor noch die Aufträge ausschreiben und die nötigen Genehmigungen seitens der Stadt Friedberg und des Denkmalschutzes abwarten müsse. Man werde jeKirche doch alles tun, dass die Kirche möglichst kurz geschlossen bleiben müsse, betont Finanzdirektor Quella: „Die Pfarrei Friedberg und die Wallfahrer sollen ihren Ort der Begegnung und des Glaubens bald wiedergewinnen.“
Der Überlieferung zufolge steht die Wallfahrtskirche St. Afra im Felde am Ort einer ehemaligen Lechinsel, auf der im Jahre 304 die frühchristliche Konvertitin Afra von Augsburg im Rahmen der diokletianischen Christenverfolgung hingerichtet wurde. Der heutige Kirchenbau stammt aus dem 18. Jahrhundert. Nach der Säkularisation wurde er zeitweise als Munitionslager genutzt, bevor er in den 1870er-Jahren zurückgekauft und restauriert werden konnte. Die Kirche gehört dem Bischöflichen Stuhl von Augsburg, wird aber seit ihrer ersten Restauration von der Stadtpfarrei St. Jakob Friedberg betreut und verwaltet.