Erstes Baby kommt im Geburtshaus zur Welt
Gesundheit Pauline heißt das Kind, das nun in der Aichacher Einrichtung geboren wurde. Diese sollte eigentlich erst im September eröffnet werden. Doch die Frauen wurden bereits in den Wochen zuvor betreut
Aichach Pauline ist da. Sie ist nicht nur das erste Kind ihrer Eltern Anja und Robert Ott aus Kühbach. Sondern auch das erste Kind, das im neuen Aichacher Geburtshaus auf die Welt kam – deutlich vor dem errechneten Geburtstermin Ende August und vor der offiziellen Eröffnung des Geburtshauses.
Pia Petrovic aus dem Aichacher Stadtteil Oberbernbach, die als Hebamme gemeinsam mit Linja Dittmann aus Augsburg die Mama vor, während und nach der Geburt betreute und betreut, ist die Freude in der Stimme anzuhören. Sie spricht von einer „schöne[n] Geburt“und einer „tolle[n] Einweihung
des Geburtshauses“. Lange war in der Stadt Aichach und im Landkreis darum gerungen worden, dass – abgesehen von Hausgeburten – wieder „echte“Aichacherinnen und Aichacher zur Welt kommen. Pauline machte nun den Anfang. Am Freitag um 3.31 Uhr in der Früh wurde sie geboren, 52 Zentimeter groß und 3670 Gramm schwer. Pia Petrovic ist am Montag immer noch begeistert: „Das hat sie toll gemacht, die Mama. [...] Solche Mamas nehmen wir mit Handkuss.“Petrovic lacht.
Im September soll das Geburtshaus offiziell eröffnen. Doch wie angekündigt, wurden und werden die ersten Frauen bereits in den Wochen zuvor betreut. Pauline kam das offenbar entgegen. Petrovic sagt: „Sie wollte vor dem Termin geboren werden.“Umso schneller war sie zu Hause. Ziemlich bald nach der Geburt hätten die Eltern mit ihrem neuen Familienmitglied den Heimweg angetreten, erzählt die Hebamme.
Entbindungen in dem neuen Geburtshaus finden mithilfe von Hebammen, aber ohne ärztlichen Beistand statt. Das Angebot richtet sich deshalb an Schwangere, bei denen alles auf eine risikoarme, natürliche Geburt hindeutet, bei der keine ärztliche Betreuung erforderlich ist. Die sechs Hebammen, die nun im zweiten Stock des alten Aichacher Krankenhauses das Geburtshaus betreiben, wollen dieses deshalb nicht als Konkurrenz, sondern als Zusatzangebot zur klinischen Geburtshilfe verstanden wissen. Die Kliniken an der Paar, ein Eigenbetrieb des Landkreises, vermieten ihnen dazu rund 170 Quadratmeter im alten Krankenhaus zu einer moderaten Miete.
Für die Einrichtung der Räume sammelte das Hebammenteam über eine Crowdfunding-Aktion im Internet rund 25.000 Euro Spenden von Firmen und Privatpersonen ein. Die Geburtshilfe in Aichach hat turbulente Jahre hinter sich. Im Herbst ging das für rund 50 Millionen Euro gebaute neue Aichacher Krankenhaus in Betrieb. Die komplett eingerichtete Geburtsstation aber blieb zu – aus Mangel an Hebammen.
Jetzt, im Geburtshaus, hat das Team große Pläne. Insgesamt circa 50 Frauen würden derzeit begleitet, erzählt Pia Petrovic. Die Betreuung beginne schon sehr früh in der Schwangerschaft. Daher gebe es bereits erste Anmeldungen für Geburten im April. Bis zu 150 Entbindungen im Jahr peilt das GeburtshausTeam an.
Bei einem Tag der offenen Tür am Samstag, 18. September, können sich werdende Eltern und Interessierte von 14 bis 18 Uhr im Geburtshaus im alten Aichacher Krankenhaus informieren.
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Entbindungen finden mithilfe von Hebammen, aber ohne ärztlichen Beistand statt