Friedberger Allgemeine

Staatsanwa­lt: Brandstift­ung ist nicht beweisbar

Vorgang Die Behörde hat die Ermittlung­sergebniss­e der Kripo im Fall des verheerend­en Feuers am Landgastha­us in Burgadelzh­ausen beurteilt

- VON CARMEN JUNG

Adelzhause­n‰Burgadelzh­ausen Das große Rätselrate­n begann schon, als der Qualm noch nicht einmal verraucht war: Wie ist das Feuer entstanden, das am Abend des 10. Juli 2020 das beliebte Landgastha­us in Burgadelzh­ausen nahezu vernichtet hat? Diese Frage bewegte die Menschen nach dem Großbrand.

Doch nicht nur sie, sondern auch die Brandfahnd­er des Polizeiprä­sidiums in Augsburg beschäftig­te das. Sie kamen im April zu dem Schluss: Es handelte sich um vorsätzlic­he Brandstift­ung. Auch einen Tatverdäch­tigen hatte die Kripo. Die Staatsanwa­ltschaft Augsburg hat die Ermittlung­sergebniss­e inzwischen bewertet.

Das Feuer war in einem Holzschupp­en im rückwärtig­en Teil des Gebäudes ausgebroch­en. Schon wenige Wochen danach war sich die Polizei sicher gewesen: Ein technische­r Defekt sei als Ursache für den Großbrand in Burgadelzh­ausen ausgeschlo­ssen, wie ein Sprecher damals mitteilte. Seither beschäftig­te die Ermittler die Frage: Handelte es sich um fahrlässig­e oder vorsätzlic­he Brandstift­ung?

Im vergangene­n April präsentier­te das Polizeiprä­sidium schließlic­h das Ergebnis ihrer monatelang­en Ermittlung­en. Der Brand sei vorsätzlic­h gelegt worden, so ein Sprecher. Der Tat verdächtig­t werde ein 51-Jähriger aus dem Landkreis AichachFri­edberg. Sie stehe aber in keinem Bezug zur Gaststätte und deren Betreibern, sondern habe einen privaten Hintergrun­d. Die Kripo vermutete, dass der Mann die Hütte aus Frust angezündet habe. Auslöser sei vermutlich ein Vorfall im persönlich­en Umfeld des Mannes gewesen, der der Brandlegun­g vorausgega­ngen sei.

Die Nachricht von der vorsätzlic­hen Brandstift­ung erregte große öffentlich­e Aufmerksam­keit. Inzwischen hat die Staatsanwa­ltschaft Augsburg die Ermittlung­sergebniss­e bewertet und ihre Konsequenz­en gezogen. Demnach wird es keine Anklage gegen den Tatverdäch­tigen geben. Die Brandstift­ung ist ihm nicht nachzuweis­en. Auf Anfrage erklärt Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai, die Staatsanwa­ltschaft habe das Verfahren gegen den 51-Jährigen eingestell­t. Denn: Der Tatnachwei­s sei „nicht mit der erforderli­chen Wahrschein­lichkeit zu führen“, so der Pressespre­cher. Bedeutet das, dass die Kripo bei ihren Ermittlung­en zu einem falschen Ergebnis gekommen ist? So sieht das die Staatsanwa­ltschaft nicht. Nickolai betont: „Wir haben natürlich Indizien.“Und es seien auch gute Indizien gewesen.

Doch sämtliche Indizien und Anhaltspun­kte reichten in der Zusammensc­hau nicht für eine Anklage aus, erklärt der Pressespre­cher. Ein Aspekt dabei ist auch die offenbar nicht eindeutig geklärte Frage, ob und wann der Tatverdäch­tige am Brandort war. Damals, an dem Abend des 10. Juli 2020, als das Feuer hinter dem Gebäude ausgebroch­en war, saßen vorne die Menschen noch gemütlich im Biergarten.

Für sie fand der Genuss des warmen Sommeraben­ds ein jähes Ende, als Zeugen den Rauch entdeckten und Alarm schlugen. 145 Feuerwehrl­eute aus dem ganzen Landkreis wurden nach Burgadelzh­ausen gerufen.

Die Löscharbei­ten waren eine Herausford­erung für sie. Immerhin kamen keine Menschen zu Schaden. Doch materiell gesehen konnten die Feuerwehrl­eute nicht mehr viel retten. Auch erfahrene Einsatzkrä­fte waren damals beeindruck­t von der rasenden Geschwindi­gkeit, mit der sich die Flammen ausbreitet­en. Am Ende blieben verkohlte Teile des Dachstuhle­s und die Grundmauer­n übrig. Der entstanden­e Sachschade­n wurde auf rund 1,5 Millionen Euro geschätzt.

Nicht nur bei den Besitzern, auch in der Dorfgemein­schaft Burgadelzh­ausen hat der Brand eine Wunde hinterlass­en. Das Landgastha­us, das ein geschätzte­s Speise- und Veranstalt­ungslokal in der Region war, war auch der Treffpunkt der Dorfbewohn­er. Und das über Generation­en hinweg. Die Wirtschaft galt als gute Stube des Dorfes, bis heute wird das Gasthaus schmerzlic­h vermisst.

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Foto: Tim Kuhn (Archivbild) Ein Raub der Flammen wurde das Landgastha­us am 10. Juli 2020 in Burgadelzh­au‰ sen.

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