Klimaschutz nicht nur auf Bürger abwälzen
Wenn Augsburg beim Klimaschutz weiterkommen will, ist ein entschlosseneres Handeln als bisher nötig - etwa, um den Autoverkehr in der Stadt zu verringern. Das haben Experten Politikern im Rathaus ein weiteres Mal deutlich vor Augen geführt. Andererseits gibt es in Augsburg immer mehr Autos. Die Zulassungszahlen steigen. Was tun? Man muss erreichen, dass Autofahrer und Autofahrerinnen ihren Diesel oder Benziner öfter stehen lassen und aufs Fahrrad oder in die Öffentlichen steigen. Aber wie? Der leichteste Weg für die Stadtregierung wäre: Sie macht Autofahren teuer und unbequem. Die Parkgebühren zu erhöhen, dürfte sehr verlockend sein, zumal damit willkommene Einnahmen verbunden wären. Weniger Platz für Autos auf den Straßen zugunsten von Radlern zur Verfügung zu stellen, das wird gerade erprobt. Mehr (zeitweise) autofreie Zonen sind in der Diskussion - etwa in der Maximilianstraße.
Realistisch betrachtet, werden weitere Restriktionen für Autos mit konventionellem Antrieb nicht zu vermeiden sein. Geradezu fatal wäre aber, sollte der Eindruck entstehen, dass eine Großstadt wie Augsburg ihr Zentrum abschottet. Wenn man jedoch Autofahrern und gleichzeitig Kunden und Kundinnen des ÖPNV immer höhere Kosten aufbürdet, ist man auf dem direkten Weg dorthin, die Bürgersteige hochzuklappen. So weit darf es nicht kommen.
Ein attraktiveres, preisgünstiges Angebot im öffentlichen Nahverkehr ist unverzichtbar. Denn nicht alle können nur noch radeln, schon gar nicht bei Regen oder Schnee. Wenn man viele Menschen klimaschonend in die Stadt bringen will, wäre ein 365-Euro-Ticket ohne zeitliche Begrenzung eine Lösung: Für einen Euro pro Tag fahren, jeden Tag. In Wien gibt es dieses Ticket, die Einnahmen decken allerdings nur 60 Prozent der Kosten. In Augsburg zögert die schwarz-grüne Regierung bei diesem Thema. Sie verweist auf hohe Kosten und die Finanzlage. Wenn es die Stadt nicht selber finanzieren kann, sollte die OB bei Ministerpräsident Söder auf gegebene Wahlversprechen pochen. Er hat das 365-Euro-Ticket im Koalitionsvertrag stehen.