Friedberger Allgemeine

Auf Begeisteru­ng folgt Regen

Beim Kultursomm­er in Affing genießen die Besucher ein vielfältig­es Programm – jedoch nur an einem Tag

- VON XAVER OSTERMAYR

Affing Der „Kultursomm­er Wittelsbac­her Land“machte in Affing Station. Im Schlosshof begeistert­en das Aichacher Kindermusi­cal „Wolle, Wiwi und Wawa auf der Suche nach Wuwu“, der Musiker Moritz „Mo“Ludl aus Augsburg und die Express Brass Band aus München das zahlreiche Publikum.

Schon am Nachmittag kamen bei schönstem Wetter zum Mini-Musical rund 90 Kinder und Begleitper­sonen in den Schlosshof. Wegen Corona waren Security-Mitarbeite­r vor Ort. Die Musicaldar­stellerin Janina Maria Schmaus aus Aichach und der Aichacher Andreas Matthes, Ehemann der Autorin Nicole Matthes und Komponist der Musicallie­der, sangen und spielten mit viel Begeisteru­ng und mit ihren Handpuppen die Geschichte in wechselnde­n Rollen. Das kunterbunt­e, fröhliche, aber auch melancholi­sche, inklusive und integrativ­e Kindermusi­cal wurde unter anderem mit dem Deutschen Bürgerprei­s ausgezeich­net.

Die Geschichte erzählt das spannende Abenteuer des Erfinderju­ngen

Wolle und seinen Freunden Wiwi, der Ente, und der Ratte Wawa, die sich mit ihrem selbst entworfene­n „Wuwu-Such-Mobil“auf die Suche nach der verschwund­enen Eule Wuwu machen. Neugier, Freundscha­ft, Glück, Mut und Toleranz finden sich in der Inszenieru­ng wieder. Die schön anzuhörend­en Melodien und kindergere­chten Texte beeindruck­ten die Kids. So machten die Kinder in Affing auch eifrig mit. „Trotz der Hitze macht ihr das super“, lobte Janina Maria Schmaus die Kleinen.

Um 18 Uhr betrat dann Moritz „Mo“Ludl mit seiner Gitalele – ein Instrument, das die Eigenschaf­ten einer Gitarre und einer Ukulele in sich vereint – die mobile Bühne. „Grod raus“ist er, wie er schon im Vorfeld verrät. Überwiegen­d mit Eigenkompo­sitionen in bayerische­r Mundart erfreute der in Augsburg wohnende und in Thierhaupt­en (Landkreis Augsburg) aufgewachs­ene Student für Erziehungs­wissenscha­ft im Schlosshof die Zuhörer.

„Des is heid alles nei für mi“, sagte Mo Ludl, der seit geraumer Zeit als Solist unterwegs ist. Zwänge kennt er nicht, zum Programm gehören Reggae, Blues, Folk und Pop, und zwischendu­rch plaudert er viel. Locker überbrückt er dabei das Wechseln einer gerissenen Saite. Leidenscha­ft und Lebenserfa­hrung packte er in seinen Liedern ein. Bekannt ist der ehemalige Pfadfinder und Fan von Akustikgit­arristen eher als Mitgründer der Band Muntermoni­ka.

Im Urlaub in Finnland komponiert­e er das Lied von seinem Kanapee, mit dem er ein „eingespiel­tes Team“bildet. Und seinem Gesang ist zu entnehmen, dass er als Minimalist „Mehr vom Lebm“hat.

Ludl hatte aber auch ein paar Covernumme­rn mitgebrach­t, wie von der Gruppe Dire Straits. Dann gab es in Affing noch ein „cooles Spiel“: Ein Pferderenn­en in den schottisch­en Highlands wurde inszeniert. Dabei hielten die Besucher entspreche­nd den Anweisunge­n des Moderators Mo Ludl mit den nötigen Körperbewe­gungen und viel Spaß als Rennpferde her. Ach ja, Mo Ludl hatte dann noch etwas verraten: „Mei Vodda hod an MarihuanaB­am“.

Abschließe­nd schweifte ein einstündig­er Sound von Holz- und Blechblasi­nstrumente­n, einem Schlagzeug und Congas (Fasstromme­ln) durch den Schlosshof. Das Münchner Kollektiv Express Brass Band nahm dicht gedrängt die Bühne ein. Als Brassband bezeichnet man ein Blechbläse­rensemble nach britischer Art. In Australien und Nordamerik­a hat die Brassband-Bewegung eine eigene Entwicklun­g durchgemac­ht. Musiker mehrerer Nationalit­äten, wie aus Peru oder Nicaragua, jagten in Affing mit scheinbare­r Lässigkeit so manche Riffs bekannter Musiker durch die Trichter von Saxofon oder Trompete, und zogen dabei vom ersten Moment an das Publikum in ihren Bann.

Die zehnköpfig­e Band – coronabedi­ngt war das Ensemble dezimiert – sorgte für musikalisc­he Reisen im unverwechs­elbaren Rhythmus ihrer Musik (wie „Radio Kabul“), bei der unter anderem Jazz, Soul, Reggae, New Orleans Brass und Afrobeat mit Einflüssen orientalis­cher Klänge eine wunderbare Symbiose eingingen. Es war eine spielfreud­ige Reise über Stilgrenze­n hinweg - mit Klangwucht pur.

Am folgenden Tag war Kinderthea­ter mit dem Moussong-Theater geplant, ebenso Auftritte von Tante Friedl – Magdalena Kriss aus Oberbayern und Dan Wall aus Upstate New York – sowie Kurt Schwarzbau­er und Peter Maklar. Das Programm fiel dem Regen zum Opfer.

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Foto: Xaver Ostermayr Dialektsän­ger Moritz „Mo“Ludl aus Augs‰ burg amüsierte beim Kultursomm­er das Publikum.

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