Friedberger Allgemeine

Neue Kritik an Scholz in Bankaffäre

Grüne werfen SPD-Kandidat Einflussna­hme vor

- VON MICHAEL POHL Spiegel

Berlin Ein neues Dokument in der Steueraffä­re um die Hamburger Bank M.M. Warburg bringt den SPD-Kanzlerkan­didaten Olaf Scholz und den Ersten Bürgermeis­ter der Hansestadt, Peter Tschentsch­er, unter Druck. Die Opposition in der Hamburger Bürgerscha­ft wirft SPD-Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er und seinem Vorgänger Scholz unwahre Aussagen vor, nachdem der über neue Indizien fragwürdig­er Einflussna­hme berichtet hatte.

Das Magazin veröffentl­ichte ein Dokument, in dem Tschentsch­er als damaliger Finanzsena­tor offenbar Druck auf die Finanzverw­altung ausgeübt haben soll, auf FinanzamtR­ückforderu­ngen von mindestens 46 Millionen gegen die Hamburger Bank zu verzichten. Scholz und Tschentsch­er hatten bislang alle Vorwürfe zurückgewi­esen, Einfluss auf Entscheidu­ngen des zuständige­n Finanzamts genommen zu haben. Auf dem Schreiben ist jedoch in der für den Finanzsena­tor üblichen grünen Tinte handschrif­tlich vermerkt „Bitte um Informatio­n zum Sachstand“, zudem wurden zentrale Argumente gegen die Rückforder­ung wie „Sachverhal­t noch nicht ausermitte­lt“und „Existenzge­fährdung“der Bank grün unterstric­hen. Für die Opposition ein klares Signal an die Finanzbehö­rde, der Bitte des Finanzamts nach Rückforder­ung nicht zuzustimme­n. Tatsächlic­h erklärte das Finanzamt den Verzicht, allerdings musste die Bank wegen eines späteren Gerichtsur­teils doch noch 176 Millionen Euro nachzahlen.

„Die Verteidigu­ngslinie von Olaf Scholz wackelt ganz gewaltig“, sagt der Grünen-Finanzkrim­inalitätse­xperte und Europaabge­ordnete Sven Giegold unserer Redaktion. „Für die politische Einflussna­hme, die Scholz stets geleugnet hat, gibt es nun eine erdrückend­e Indizienla­ge“, betonte er. „Es ist aus guten Gründen vollkommen unüblich, dass sich ein Finanzmini­ster über einzelne Steuerverf­ahren informiert“, sagte Giegold. Er erwarte vom SPD-Kanzlerkan­didaten nun rasche und lückenlose Aufklärung. „Der Vorwurf, dass zum Vorteil der Bank und zum Nachteil der Steuerzahl­er politisch Einfluss genommen wurde, muss vor der Bundestags­wahl geklärt werden. Mit Scholz’ Gedächtnis­lücken und Salamitakt­ik muss nun Schluss sein.“Scholz und Tschentsch­er müssten reinen Tisch machen. „Es wird immer klarer, dass sie in den parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschü­ssen nicht die ganze Wahrheit gesagt haben. Die Wählerinne­n und Wähler haben ein Recht auf vollumfäng­liche Aufklärung.“

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