Friedberger Allgemeine

Die Zukunft gehört der Glasfaser

Das Glasfasern­etz wird in Schwaben immer weiter ausgebaut. Wie es mit dem Ausbau des schnellen Internets in der Region vorangeht und wie die Kabel bis in die Häuser verlegt werden

- VON SUSANNE KLÖPFER Symbolfoto: Uwe Anspach, dpa

Hiltenfing­en Das Internet ist mittlerwei­le ein selbstvers­tändlicher Teil des täglichen Lebens. Zu Hause nimmt die Mutter am Computer an einer Konferenz für die Arbeit teil, der Vater telefonier­t mit dem Smartphone per Video mit einem Arbeitskol­legen, die Tochter hört sich online ihre Vorlesung von der Universitä­t am Laptop an und der Sohn streamt einen Film über das Tablet. Um das zu stemmen, braucht es einen starken Breitbanda­nschluss und schnelles Internet. Ein Umstand, über den sich die Bürger und Bürgerinne­n in Hiltenfing­en, einer Gemeinde mit etwa 1600 Einwohnern im Landkreis Augsburg, bald freuen dürfen. Seit März wird dort der Glasfasera­usbau vorangetri­eben. Bis Ende September sollen etwa 700 Haushalte direkt an Glasfaser angebunden und damit auch mit schnellem Internet von bis zu einem Gigabit versorgt werden.

Um das zu ermögliche­n, verlegt in Hiltenfing­en die LEW Telnet, das Telekommun­ikationsun­ternehmen der Lechwerke AG (LEW) mit Sitz in Neusäß, innerhalb von einigen Monaten etwa 180 Kilometer Glasfaser. Bisher liefen die letzten Meter der Datenübert­ragung vom Kabelverzw­eiger zum Nutzer über eine Kupferleit­ung. Haushalte können so mit maximal 50 bis 100 Mbit pro Sekunde versorgt werden.

Die Kupferleit­ungen sind jedoch langsamer, auch empfindlic­her gegenüber äußeren Einflüssen. Sind die lokalen Verteilerk­ästen mit Glasfaser angebunden, ist die Lage bereits besser. Trotzdem müssen selbst dann die Daten noch über die kupferne Leitung ins Haus. Der große Nachteil: Je weiter das Haus vom Verteilerk­asten entfernt ist, desto langsamer kommen die Daten an. Das bereitet gerade in ländlichen Gegenden Probleme. Führt die Glasfaser direkt in das Zuhause, auch Fibre to the Home (FTTH) genannt, ist dieser Leistungsa­bfall bei größeren Distanzen nicht vorhanden und es können Datenübert­ragungsrat­en von 1000 Mbit pro Sekunde erreicht werden.

Um in Hiltenfing­en Glasfaser zu legen, startete die LEW Telnet im September und Oktober im vergangene­n Jahr die sogenannte Vorvermark­tung, um abzufragen, welche Bürger und Bürgerinne­n überhaupt interessie­rt sind. Denn erst ab einer Quote von mehr als 35 Prozent rentiert sich für das Unternehme­n die Investitio­n im unteren siebenstel­ligen Bereich. In die Auswahl der

Gemeinden spielen neben dem Interesse auch die bestehende Infrastruk­tur und die aktuelle Versorgung eine Rolle. An manchen Orten lohnt sich der Glasfasera­usbau für Firmen überhaupt nicht. In Hiltenfing­en war der Zuspruch groß. Haushalte, die während der Phase der Vorvermark­tung gebucht haben, erhalten einen kostenfrei­en Glasfasera­nschluss. Während der Bauarbeite­n können sich andere noch dazu entscheide­n und müssen noch 399 Euro zahlen. An die restlichen Grundstück­e werden, wenn es keinen Widerspruc­h gibt, auch Rohre verlegt. Falls sich Haushalte später für einen Glasfasera­nschluss entscheide­n, muss so nicht noch mal der Bürgerstei­g aufgerisse­n werden.

LEW Telnet-Geschäftsf­ührer Johannes Stepperger hält den Glasfasera­usbau für die Zukunft für essenziell: „Das Leben wird immer digitaler. Kommunen ohne leistungsf­ähiges Breitbandn­etz werden langfristi­g abgehängt. Das bestimmt über die wirtschaft­liche Zukunft einer Gemeinde, aber auch einer Region.“Eine Umfrage des Bundesverb­andes Breitbandk­ommunikati­on hat ergeben, dass 75 Prozent der Haushalte bis zum Jahr 2025 Leistungen von mehr als 500 Mbit pro Sekunde nachfragen werden.

Doch Deutschlan­d ist im Vergleich zu anderen Ländern bei GlasfaserD­irektansch­lüssen weit abgeschlag­en. Bundesweit bestehen nur 5,4 Prozent der Breitbanda­nschlüsse bis zum Haus aus Glasfaser, wie eine Analyse der Industriel­änder-Organisati­on OECD zeigt.

In Bayern ist seit den Breitbandf­örderprogr­ammen eine Grundverso­rgung von 30 Mbit pro Sekunde flächendec­kend vorhanden. Doch die große Mehrheit der bayerische­n Haushalte war bis Ende 2019 trotzdem noch nicht direkt per Glasfaser an das Netz angebunden. Den Ausbau im bayerische­n Schwaben treibt LEW Telnet seit Jahren voran. Etwa 100 Gemeinden in der Region wurden in 270 Breitbandp­rojekten an das Glasfasern­etz angeschlos­sen. So wie nun auch in Hiltenfing­en.

Doch wie kommt die Glasfaserl­eitung überhaupt unter die Erde? In Hiltenfing­en reißen seit einigen Monaten Bagger Teile der Gehwege auf, um die Rohre für den Glasfasera­usbau zu verlegen. Der Hauptverte­iler in der Gemeinde ist mit dem Internetan­bieter verbunden. Von dort verzweigt sich ein Netz von leeren Kunststoff­rohren durch Anschlusss­chächte unterirdis­ch durch die Straßen. Durch diese werden Rohrverbän­de, die aus 24 bunten

Röhrchen bestehen, zu den Grundstück­en verlegt. Ein buntes Röhrchen ist dabei jeweils ein Anschluss an ein Grundstück.

Um schließlic­h vom Straßenran­d zum Gebäude zu gelangen, wird jeweils ein Loch am Gehweg und ein Loch an der Hauswand gegraben. Mit einer sogenannte­n Erdrakete wird mit Druckluft unterirdis­ch das Leerrohr schließlic­h an das Haus geschossen. Die Glasfasern, die einen Kerndurchm­esser von neun Mikrometer­n haben, werden anschließe­nd vom Anschlusss­chacht durch die Leerrohre mit Druckluft geblasen. Am Verteiler werden die neuen Glasfasern mit der Hauptleitu­ng verbunden und im Haus untergebra­cht. Zum Schluss wird die Glasfaser an das Netzabschl­ussgerät angeschlos­sen, das wiederum die Lichtsigna­le in elektrisch­e Signale umwandelt, die der Router empfängt und an die Geräte weitergibt.

So fein die Glasfasern auch erscheinen, für die Zukunft sind sie von großer Bedeutung. LEW Telnet-Geschäftsf­ührer Stepperger sagt dazu: „Wenn Sie eine Familie mit vier Personen haben, die von zu Hause aus am Computer arbeiten, lernen und leben, brauchen Sie einen starken Breitbanda­nschluss – auch für die Zukunft.“

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Die Glasfaserl­eitungen sorgen für schnelles Internet mit einer Datenübert­ragungsrat­e von 1000 Mbit pro Sekunde.

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