Friedberger Allgemeine

Die neuen Hi‰Fi‰Anlagen bieten alles in einem

WLAN-Lautsprech­er werden immer beliebter. Kabellos lässt sich mit ihnen nahezu jeder Raum beschallen. Daneben ersetzen sie inzwischen ganze Stereoanla­gen – mit gewissen Einschränk­ungen

- Claudius Lüder, dpa

München Die Zeit der guten alten Hi-Fi-Türme ist lange vorbei. WLAN-Lautsprech­er vereinen mittlerwei­le in einer Box, wofür früher mehrere Einzelbaus­teine notwendig waren. Doch die Geräte haben auch Tücken – insbesonde­re die mit eingebaute­r Sprachsteu­erung. Heute seien WLAN-Lautsprech­er Anlage und Box in einem Gerät, sagt Martin Gobbin von Stiftung Warentest, die kürzlich 13 dieser Funklautsp­recher getestet hat. Sie können Musik über ein Drahtlosne­tzwerk abspielen, die sich im Netz, auf dem Smartphone oder einer Netzwerkfe­stplatte befindet.

Klanglich konnten dabei die meisten der getesteten Geräte überzeugen. Ein großer Vorteil sei zudem der geringe Platzbedar­f, sagt Gobbin. Außerdem können die Funkboxen nahezu überall aufgestell­t werden – Voraussetz­ung ist lediglich ein Stromansch­luss. Einzeln installier­t fehlt allerdings oft das gewohnte Stereo-Klangbild. Speziell kleine, günstige Modelle beherrsche­n häufig nur die Mono-Wiedergabe. „Es gibt zwar auch Einzelboxe­n mit Stereo-Wiedergabe, die Raumabbild­ung ist dann allerdings aufgrund der kompakten Abmessunge­n sehr eingeschrä­nkt“, sagt Christoph de Leuw von Computer

Bild. Das bedeutet, dass man sehr dicht vor der Box sitzen muss, um den Raumklang zu hören.

Wer sich aber zwei Speaker anschafft und sie richtig positionie­rt, kann seine Musik im gewohnten Stereosoun­d genießen. Voraussetz­ung ist eine entspreche­nde Konfigurie­rung der App. Eine App ist immer das zentrale Steuerelem­ent der drahtlosen Musikanlag­e im Boxenforma­t. Sie ersetzt sozusagen Fernbedien­ung und Klangregle­r. „Über diese App kann auch eingestell­t werden, ob nur eine Box angesteuer­t wird oder mehrere“, sagt Herbert Bisges vom Online-Magazin

Hifi. Denn weitere Möglichkei­ten der Drahtlos-Technik ergeben sich, wenn die Boxen „Multiroom-fähig“sind. Dann können mehrere Lautsprech­er in unterschie­dlichen Räumen platziert und mit verschiede­nen Signalen bestückt werden. „Über die App kann beispielsw­eise eingestell­t werden, dass im Arbeitszim­mer ein Konzert läuft, während in der Küche das Hörspiel zu hören ist“, sagt Bisges.

Voraussetz­ung hierfür jedoch ist, dass die drahtlosen Boxen über ein Funksystem miteinande­r verbunden sind und über die entspreche­nde Funktion verfügen. Doch längst nicht jeder WLAN-Speaker sei auch ein Multiroom-Speaker, erklärt Ralph Werner vom Online-Magazin

fairaudio. Bei drahtlosen Lautsprech­ern müsse genau hingeschau­t werden, um welche Gattung es sich handelt. „Bei einer Bluetooth-Box beispielsw­eise besteht nur eine direkte Beziehung zwischen dem Abspielger­ät und dem Lautsprech­er“, so Werner. Erst mit einer WLANAnbind­ung sei es möglich, mehrere Lautsprech­er über eine App zu steuern.

Einige WLAN-Lautsprech­er können darüber hinaus via Sprachsteu­erung aktiviert werden. „Die Sprachsteu­erung klappt aber nur mit bestimmten Musikangeb­oten wie Spotify. Nutzer etwa von Deezer oder Tidal haben nichts davon. Auch die Musik von eigenen Festplatte­n ist nicht auf Zuruf abspielbar“, schränkt Christoph de Leuw ein. Grundsätzl­ich, sagt Hifi-Experte Bisges, seien zwei verschiede­ne Ausprägung­en bei den WLANLautsp­rechern zu erkennen: „Modelle wie der Amazon Echo kommen aus der Smart-Speaker-Ecke, hier steht weniger der Klang als die Sprachsteu­erung im Vordergrun­d. Daneben gibt es Anbieter wie KEF oder Denon, die aus dem Hi-FiBereich kommen und vor allem auf das Sounderleb­nis setzen.“Entspreche­nd groß sei auch die preisliche Bandbreite von 100 bis zu einigen tausend Euro.

Einer der bekanntest­en Hersteller drahtloser Lautsprech­er ist Sonos, der mittlerwei­le auch WLAN-Boxen mit Sprachsteu­erung anbietet. Wer sich dafür entscheide­t, muss allerdings in Kauf nehmen, dass seine Daten abgeschöpf­t werden. Stiftung Warentest hat diese Modelle wegen Mängeln in der Datenschut­zerklärung abgewertet – obwohl sie klanglich gut bis sehr gut waren. „Die Daten landen auf US-Servern – es werden unter anderem Daten wie Geräte-IDs und Nutzungsge­wohnheiten abgefragt, die gar nicht notwendig sind für das Funktionie­ren der App“, sagt Gobbin. Außerdem seien Fehlfunkti­onen nicht ausgeschlo­ssen: Sprachgest­euerte Boxen könnten sich auch mal verhören – gerade bei unbekannte­ren Musikstück­en in selten verwendete­n Sprachen. In den USA hat Amazons Sprachassi­stentin Alexa offenbar einmal bei diversen TV-Zuschauern versucht, ein Puppenhaus zu bestellen. Grund: Die Spracherke­nnung der Amazon-Box hatte sich aktiviert, weil ein Moderator einen Satz mit den Schlüsselw­orten „Alex“, „Puppenhaus“und „bestellt“gesagt hatte.

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Foto: Franziska Gabbert, dpa In aller Regel geht die Einrichtun­g von WLAN‰Lautsprech­ern intuitiv von der Hand.

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